Reisen in der Klimakrise: Umweltverbände fordern Roadmap für klimaneutralen Flugverkehr

Global trägt der Flugverkehr mit einem Anteil von mehr als sieben Prozent zur globalen Erderwärmung bei. Umweltverbände fordern von der künftigen Bundesregierung, Maßnahmen zur Reduzierung von Fluglärm und Luftverschmutzung zu ergreifen.
22.01.2025 – Das vergangene Jahr war das heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, die Erderwärmung lag erstmals ganzjährig über 1,5 Grad. Der Flugverkehr trägt erheblich zu diesem Temperaturanstieg bei. Fliegen ist die klimaschädlichste Form des Reisens – doch auf den günstigen Urlaubsflug verzichten möchte kaum jemand. Die Umweltverbände DNR und Germanwatch, der ökologische Verkehrsclub VCD sowie die Bundesvereinigung gegen Fluglärm und T&E fordern von der künftigen Bundesregierung eine „Roadmap für einen klimaneutralen Flugverkehr“
Die Passagierzahlen haben wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht und in den kommenden Jahren wird ohne Gegenmaßnahmen ein immer weiteres starkes Wachstum der Flugemissionen erwartet, berichten die Verbände. Auch die Luftfahrt muss die nationalen Klimaziele bis 2045 und das EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 einhalten. Darüber hinaus beeinträchtige der Flugverkehr durch Lärm und Luftschadstoffe auch die Gesundheit von Menschen im Umfeld von Flughäfen.
Um die negativen Folgen des Fliegens zu verringern, brauche es nicht nur die Umstellung auf klimaneutrale Flugtreibstoffe, technische Maßnahmen an Flugzeugen oder optimierte Flugrouten. Auch die Verlagerung von Kurz- und Mittelstreckenflügen auf die Bahn und eine Reduktion der Flugleistung wären dabei notwendig – nicht aus ideologischen Gründen, sondern weil klimaneutrale Kraftstoffe begrenzt und teuer sind und technische Maßnahmen erst langfristig wirken, schreibt Germanwatch.
Konkret fordern die Verbände von der künftigen Bundesregierung:
- Eine Roadmap klimaneutraler Luftverkehr, die die Maßnahmen skizziert, mit denen der Luftverkehr bis 2045 das Ziel der Klimaneutralität erreichen kann.
- Eine Strategie zur Reduzierung des Fluglärms mit dem Ziel, bis 2040 eine Minderung um mindestens 30 Prozent zu erreichen.
- Ein Handlungskonzept zur Verringerung der Luftverschmutzung im Umfeld von Flughäfen.
Die Politik sollte den Ausbau von Kapazitäten für die Produktion strombasierter Flugtreibstoffe (E-Kerosin) vorantreiben. Dies müstte auch durch entsprechende steuerliche Maßnahmen flankiert werden. Darum wären u.a. die Weiterentwicklung der nationalen Luftverkehrssteuer sowie des Europäischen Emissionshandels unverzichtbar. Dies trägt dazu bei, Anreize für einen schnellen Umstieg auf strombasierte Treibstoffe zu schaffen, das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 einzuhalten und Steuergerechtigkeit mit anderen Verkehrsträgern herzustellen, so das Verbändebündnis.
Darüber hinaus müssten Steuerprivilegien und Subventionen für den Flugverkehr schrittweise abgebaut werden. Dazu gehörten insbesondere die Steuerfreiheit auf Kerosin und auf internationale Flugtickets und die Deckelung der Luftverkehrssteuer.
Bahnverkehr stärken
Um innerdeutsche Flüge sowie Flüge ins europäische Ausland auf die Bahn zu verlagern, wären allerdings attraktive Zugangebote nötig. Die künftige Regierung sollte den notwendigen Rahmen für den Ausbau von Bahnverbindungen auf den Hauptflugrouten schaffen – mit attraktiven Tag- und Nachtzugverbindungen.
Auch die Lärmbelastung sowie der Ausstoß von Ultrafeinstaub durch Flugzeuge sollten dringend verringert werden. Dazu werde ein strengeres Fluglärmschutzgesetz benötigt, das die Anwohner in der Nähe von Flughäfen besser schützt. Außerdem fordern die Verbände eine Initiative auf europäischer Ebene, um den Schwefel- und Aromaten-Gehalt von Kerosin zu begrenzen. Schwefelarmes Kerosin verringert nicht nur den Feinstaubausstoß, sondern auch die Nicht-CO2-Effekte vor allem durch verminderte Bildung von Kondensstreifen.
Politik muss regulieren
„Statt die Herausforderungen anzugehen, jammert die Luftfahrtindustrie über angeblich hohe Kosten und fordert die Abschaffung der Luftverkehrsteuer“, kritisiert Germanwatch. Dabei erhöht diese den Ticketpreis für europäische Flüge um gerade einmal drei Euro – was noch niemanden vom Fliegen abhalten würde. „Die Politik darf sich nicht zum Steigbügelhalter kurzsichtiger Profitinteressen der Luftfahrtbranche machen, sondern sollte mit einem klugen Gesamtkonzept den Weg für klimaneutrales Fliegen ebnen sowie die Lärm- und Abgasbelastung reduzieren“, schreiben die Umweltverbände. Anknüpfungspunkte hierfür lägen in den Wahlprogrammen der demokratischen Parteien vor. na