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Bäume fällen für Olympia

Foto: Bild Olympiapark von Sotchi
BU: Der Weg zu den ehemaligen Olympischen Sportstätten von Sotschi ist mit Palmen gesäumt. (Foto: © SKas, CC BY 4.0)

Im Februar beginnen die Olympischen Winterspiele in Südkorea. Wegen steigender Temperaturen gibt es jedoch immer weniger mögliche Austragungsorte, zeigt eine Studie. Gleichzeitig tragen die Winterspiele zum vom Menschen verursachten Klimawandel bei.

16.01.2018 – Die Winterspiele von 2014 in Sotschi gaben bereits einen Blick in die Zukunft preis. Abgesagte Trainingseinheiten und verschobene Wettkämpfe, Bilder von Athleten, die in T-Shirts ihre Läufe absolvierten und Besucher, die bei Temperaturen von bis zu 20 Grad ein Sonnenbad am Schwarzen Meer genossen. Und viele weitere bisherige Austragungsorte Olympischer Winterspiele könnten in Zukunft Schwierigkeiten haben, die Spiele erneut auszutragen. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forschungsteam. „Das Klima in vielen traditionellen Wintersportregionen ist nicht mehr das, was es einmal war, und immer weniger Orte werden in Zukunft Olympische Winterspiele ausrichten können, wenn die globale Erwärmung weiter zunimmt“, sagt Robert Steiger Mitautor der Studie und Tourismusforscher an der Universität Innsbruck.

Auch die zweifache Olympiastadt Innsbruck könnte, neben 13 weiteren ehemaligen Austragungsorten, in Zukunft kaum noch Spiele ausrichten. Deutschlands bislang einziger Ort für Winterspiele, Garmisch-Patenkirchen, ist ebenfalls stark gefährdet. Und während in den Austragungsorten zwischen 1920 und 1950 noch eine Durchschnittstemperatur von 0,4 Grad herrschte, lag diese in den Winterolympiastätten des 21. Jahrhunderts bereits bei 7,8 Grad. Bis Ende des Jahrhunderts wird die Temperatur in den bisherigen Austragungsorten um 2,7 bis 4,4 Grad ansteigen, sollten die globalen Treibhausgasemissionen nicht drastisch gesenkt werden.

Olympia zerstört natürliche Räume

Doch die Olympischen Winterspiele sind auch Teil des Problems. Großflächige Naturzerstörung und weite Anfahrtswege mit immensen logistischen Herausforderungen tragen zu den globalen CO2-Emissionen bei. Beim „Olympia der weiten Wege“ 2006 in Turin lagen die Wettkampfstätten teilweise mehr als 100 km auseinander und viele Umweltschützer beklagen, dass bei fast allen bisherigen Winterspielen tiefe Eingriffe in die Natur stattfanden. Weitflächige Rodungen, teilweise in Naturschutzgebieten, waren der Normalfall.

Neben Temperaturrekorden liegt Sotschi auch in dieser Kategorie weit vorne. Alleine für eine Autobahn- und Bahntrasse zwischen Sotschi und dem Skigebiet Krasnaja Poljana wurden 242.561 Bäume gefällt, teilweise mitten in einem ehemaligen Naturschutzgebiet. Der IOC-Präsident Thomas Bach sagte zwar, dass für jeden gefällten Baum drei neue gepflanzt worden seien, russische Umweltschützer widersprachen dem jedoch. Nur 70.000 Bäume seien wieder aufgeforstet und die Hälfte davon wieder eingegangen, da die Bäume nicht der Vegetationszone entsprachen.

Es regt sich Widerstand

Und die großflächige Zerstörung ökologischer Lebensräume erzeugt Widerstand. Nachdem München die Bewerbung um 2018 gegen Pyeongchang in Südkorea verlor, wollte sich die bayerische Landeshauptstadt für 2022 erneut bewerben. Doch dies scheiterte am Widerstand innerhalb der Bevölkerung. In einem Bürgerentscheid entschied sich die Mehrheit in den betroffenen Landkreisen gegen eine Olympiabewerbung. Das Bündnis „Nolympia“ hatte den Bürgerentscheid ins Rollen gebracht. Dabei verwiesen sie unter anderem auf lange Anfahrtswege, den Klimawandel und die Zerstörung von Naturräumen.

Bei den kommenden Winterspielen in Pyeongchang indes wird es keine langen Anfahrtswege geben und die Temperaturen werden sich voraussichtlich im konstanten Minusbereich bewegen. Aber auch dort gibt es Probleme. Im Februar, wenn die Spiele stattfinden, ist es zwar kalt aber meist auch sehr trocken. Künstlicher Schnee wird Olympia erst möglich machen. Und auch in Pyeongchang machen die Veranstalter nicht Halt vor den Bäumen. Eine südkoreanische Umweltaktivistin sprach im Spiegel bereits von einem „Massaker mit der Kettensäge“. Bis zu 58.000 Bäume, teilweise um die 500 Jahre alt, wurden für eine alpine Abfahrtstrecke gerodet. Und das Ganze für eine zweiwöchige Veranstaltung, denn ein weiterer Betrieb der Anlage nach Olympia ist wie so oft unwahrscheinlich. mf


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