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ErnährungssicherheitDas Potenzial einer pflanzlichen Ernährung ist immens

Gerstenfeld
Die Produktion tierischer Produkte verbraucht rund 80 Prozent der global genutzten Agrarflächen, aber liefert nur 18 Prozent des Kalorienbedarfs.  (Bild: Kati / pixabay)

Die globale Ernährung sichern heißt tierische Lebensmittel reduzieren. Dabei profitieren alle von einer pflanzlichen Ernährung: Klima, Umwelt und die menschliche Gesundheit. Forscher machen Vorschläge, wie Deutschland die Ernährungswende schafft.

05.09.2022 – Forschende des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) fordern in einem Policy Brief Schritte für eine nachhaltige, gesunde und klimafreundliche Ernährungswende. Kern ist die Abkehr von tierischen Lebensmitteln. Das Potenzial einer größtenteils pflanzenbasierten Ernährung ist immens.

Pflanzen essen

Die in den meisten industrialisierten Ländern vorherrschende, fleisch- und milchbasierte Ernährung hat einen hohen Preis. Die Erzeugung tierischer Produkte verbraucht rund 80 Prozent der global genutzten Agrarflächen. Der Agrarsektor ist dabei mit rund 30 Prozent verantwortlich für einen großen Teil der menschengemachten Emissionen sowie Biodiversitätsverlust, Entwaldung, Bodendegeneration, Klimawandelfolgen und das weltweite Artensterben.

Die Hälfte der im Agrarsektor erzeugten Emissionen ist auf die Produktion tierischer Lebensmittel zurückzuführen. Eine Umstellung auf pflanzliche Ernährung könnte die Treibhausgase deshalb drastisch reduzieren. Umgekehrt würden allein die Emissionen aus der Nahrungsmittelproduktion das 2-Grad-Ziel um das dreifache überschreiten, wenn sich bis 2050 alle Menschen der Welt so ernähren würden, wie in Deutschland.

Ungleich verteilt

Ein Drittel der auf den Feldern erzeugten Kalorien wird an Nutztiere verfüttert. Rund 10 Prozent der Weltbevölkerung und sogar 20 Prozent der Kinder verfügen hingegen nicht über ausreichend Nahrung und leiden unter chronischem Hunger. Überdurchschnittlich viele hungerleidende Menschen leben dabei im globalen Süden, besonders in Afrika.

In den industrialisierten Ländern mit Nahrungsüberangebot hat sich wiederum gezeigt, dass ein hoher Anteil an rotem und verarbeitetem Fleisch und zu wenig pflanzliche Lebensmittel krank machen und die Lebenszeit verkürzen. Falsche Ernährung ist dabei verantwortlich für rund ein Drittel aller frühzeitigen Todesfälle in Europa.

Planetare Grenzen überschritten

Die erzeugten tierischen Lebensmittel decken dabei gerade einmal 18 Prozent des weltweiten Kalorienbedarfs. Die Folgen der Klima- und Umweltkrisen machen die Zukunft der menschlichen Ernährungssysteme zudem zunehmend unsicher. Pflanzen halten Extremwetter mit Dürren und Überschwemmungen nicht aus, ausgelaugte Böden liefern weniger Ernteerträge und Arten- und Biodiversitätsverlust droht, die Ökosysteme zu kippen.

Intensive Tierhaltung und Entwaldung machen es zudem wahrscheinlicher, dass sich Krankheitserreger entwickeln und potentiell ausbreiten. Mit der durch die Massentierhaltung geförderten zunehmenden Antibiotikaresistenz werden diese zudem immer gefährlicher für den Menschen.

Ernährung umstellen

Die Forschenden empfehlen, die Wende hin zu einer auf Pflanzen basierten Ernährungsweise als politisches Ziel in Deutschland zu setzen. Der Konsum von Fleisch sollte um rund drei Viertel reduziert und durch Obst, Gemüse und Vollwertprodukte ersetzt werden.

Für Deutschland empfiehlt das PIK Schritte drei konkrete Maßnahmen zur kurz- und langfristigen Umsetzung. Die Anzahl der Tiere sollte drastisch reduziert, eine pflanzliche Ernährung gesellschaftlich gefördert und Landwirte bei der Umstellung unterstützt werden. Kurzfristig sollten Verbraucher mit Entlastungspaketen unterstützt und die Mehrwertsteuer für unverarbeitetes und niedrig verarbeitetes Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte ausgesetzt werden. Besonders Fleisch, aber auch Milch und Eier sollen mit einer Extraabgabe versehen werden. Anschließend sollten weitere Abgaben eingeführt werden, die lenkend ein nachhaltiges und gesundes Ernährungssystem fördern. jb


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