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Eindringlicher Appell an die Klimapolitik

Foto: Die Klimaforscher auf dem Podium
Moderiert von Marie-Luise Beck, Geschäftsführerin des Deutschen Klima Konsortiums, diskutierten die führenden Klimafolgenforscher Deutschlands über aktuelle Missstände in der Klimapolitik. (Foto: @Manuel Först)

Im Zuge der Klimakonferenz COP23 in Bonn machen führende Klimafolgenforscher eindringlich auf aktuelle Missstände in der deutschen Klimapolitik aufmerksam. Sie fordern die verantwortlichen Akteure zum raschen Handeln und nachhaltigen Veränderungen auf.

10.11.2017 –Unter dem Motto „Klima stabilisieren, Deutschland modernisieren“ rief das Deutsche Klima-Konsortium zu einer Pressekonferenz. Der Ort für das Zusammentreffen von Experten und Journalisten, im Senatsaal der Humboldt Universität zu Berlin, war gut gewählt. Alexander von Humboldt erkannte bereits vor über 200 Jahren, dass menschliche Eingriffe in die Natur das Klima verändern. Auf dem Podium waren einige der führenden Klimafolgenforscher, die Professoren Mojib Latif, Joachim Schellnhuber, Monika Rhein und Gernot Klepper, vertreten.

Prof. Mojib Latif machte sogleich auf die Dringlichkeit aufmerksam, Veränderungen in Folge des rasanten Klimawandels herbeizuführen. Dabei nahm er insbesondere die deutsche Bundesregierung in die Pflicht, mehr Anstrengungen vorzunehmen als bisher. „Die ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung werden deutlich verfehlt, die deutschen Treibhausgasemissionen sind seit acht Jahren nicht mehr gesunken.“, betonte er. In der anschließenden Fragerunde übte er auch starke Kritik an den Umgang von Politik und Justiz mit den deutschen Autobauern und äußerte Unverständnis darüber, wie der Betrug an der Gesellschaft für die deutsche Automobilindustrie so glimpflich ausgehen könne.

Klima als Fluchtursache

Prof. Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) legte den Fokus auf den Klimawandel als Fluchtursache. Er betonte, dass Klimawandel und extreme Wetterschocks nicht nur direkt, sondern auch indirekt zur Flucht führen. Einer Untersuchung des PIK folgend, würden extreme Klimaschocks in besonders ethnisch fragmentierten Staaten regelmäßig zu Konflikten führen, die sich in neuen Flüchtlingsströmen Bann brechen. Für die vom Untergang bedrohten Staaten des Pazifiks und deren Bewohner, schlug er die Wiedereinführung des sogenannten „Nansen-Passes“ vor. Dieser Pass, zwischenzeitlich von 53 Staaten anerkannt, wurde von Fridtjof Nansen, einem damaligen Hochkommissar des Völkerbundes, für staatenlos gewordene russische Flüchtlinge entworfen.

Tiefgreifende Veränderungen im weltweiten Wirtschaftsgefüge seien nötig. Darüber herrschte bei den Experten auf dem Podium Einigkeit. Auch Prof. Gernot Klepper vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel nahm hierbei die Politik in die Pflicht. Viele Wirtschaftsunternehmen würden inzwischen vehementer für eine ökologische Zukunft einstehen, als die Politik. Ein von der Politik ungezügelter Kapitalismus schade Mensch und Klima, mahnt Latif. „Auch wenn Deutschland nicht in dem Maße vom Klimawandel betroffen ist wie andere Staaten, müsse man sich als Solidargemeinschaft begreifen.“, meint Prof. Monika Rhein.

Ausstieg aus der Kohle, jetzt

Kurzfristig sei vor allem ein schnellstmöglicher Ausstieg aus der Kohleindustrie von Nöten, auch darüber waren sich die Klimafolgenforscher einig. Latif betonte, dass ein Abschalten von ein paar der schmutzigsten Kohlekraftwerke keine Beeinträchtigung in der Stromversorgung für Deutschland nach sich ziehen würde und verwies dabei auf die Stilllegung von Atomkraftwerken in der Vergangenheit. „Eine jetzige Reduzierung von Treibhausgasen, gibt uns noch 25 Jahre Zeit, die Emissionen komplett runterzufahren, um das Pariser Zwei-Grad Ziel einzuhalten, eine Begrenzung ab 2025 nur noch bis zum Jahre 2035“, führt Schellnhuber aus. Er stellte klar, dass jeder vierte Mensch, der heute vorzeitig sterbe, an den Folgen der Umweltverschmutzung zu Tode kommt.

Doch Mojib Latif hat auch gute Nachrichten. Er habe im Zuge der COP23 in Bonn viele, besonders junge, Menschen getroffen, die versuchen enormen Druck aufzubauen, damit die Politik und Wirtschaft ernst mache in Sachen Klimaschutz. mf


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