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Hitzewelle in FrankreichEnergiekonzern EDF muss Atomreaktoren abschalten

Atomkraftwerk im französischen Nogent sur Seine
Atomkraftwerk im französischen Nogent sur Seine: Auch die Seine bleibt nicht von den Hitzewellen verschont und wird immer wärmer. (Foto. User Clicgauche on fr.wikipedia / CC BY-SA 3.0)

Die neue Hitzewelle in Frankreich zeigt wieder Auswirkungen auf die Stromerzeugung von Atomkraftwerken. Doch egal wie das Klima auch wird: Frankreich setzt auf Atomenergie und vermarktet das noch als klimaschonend. Umweltschäden werden relativiert.

25.07.2019 – In Frankreich kommt der Strom vor allem aus Atomkraftwerken. Das rächt sich jedes Jahr immer spätestens dann, wenn die großen sommerlichen Hitzewellen über Frankreich hereinbrechen. Denn ebenso wie die Menschen oder die Landwirtschaft bekommen dann auch die AKWs ein Hitzeproblem. Da aufgrund der Erderwärmung auch die Hitzeperioden immer länger werden, wird das Problem logischerweise nicht kleiner.

Bereits jetzt führt es zu Produktionsrückgängen bei den Atomkraftwerken, vereinzelt müssen Reaktoren ganz abgeschaltet werden. Am Samstag vergangener Woche  musste der Energiekonzern EDF die Leistung der beiden Reaktoren von Saint-Alban im Département Isère und einen der Reaktoren des Bugey im Südosten des Département Ain in der Region  Auvergne-Rhône-Alpes deutlich reduzieren, berichtet die französische Zeitung Le Monde. Am Dienstag wurden die beiden Reaktoren des Central Golfech im Südwesten Frankreichs am Ufer der Garonne stilllegelegt.

Hält die Hitzewelle an, müssten voraussichtlich weitere Reaktoren, insbesondere entlang der Rhone, heruntergefahren werden. Von den 58 Kernreaktoren, die im gesamten Hexagon in Betrieb sind, stehen 14 Reaktoren entlang der Rhone, die in einem Mündungsdelta in Südfrankreich in der Region Camargue ins Mittelmeer fließt.

Noch kein Versorgungsproblem, aber ein Umweltproblem

Umweltvorschriften zwingen EDF zu den entsprechenden Maßnahmen, um die Wassertemperaturgrenzwerte einzuhalten. Wenn die Wassertemperatur in den Flüssen einen bestimmten Punkt überschreitet – der Grenzwert ist je nach Lage unterschiedlich –  dürfen die Atomkraftwerke kein Kühlwasser mehr entnehmen und müssen dementsprechend den Betrieb reduzieren oder ganz einstellen. 2018 mussten vier Reaktoren entlang der Rhone für kurze Zeit stillgelegt werden. Am vergangenen Samstag reduzierte der Rückgang der Produktion die französische Stromversorgung um rund drei Prozent. In den letzten zehn Jahren machten die durch Hitzewellen verursachten Produktionsverluste jeweils nur 0,3 Prozent der gesamten Produktion aus.

Ein klimatischer Teufelskreis

Umweltschützer kritisieren, dass Atomkraftwerke – als auch Kohlekraftwerke – zur weiteren Erwärmung der Flüsse beitragen. Für Fische vermindere das die Überlebenschancen, betroffen sind vor allem Lachse, die Entwicklung von Algen werde dagegen gefördert. Weltweit steigen die sommerlichen Spitzentemperaturen, auch in Regionen, die bislang kaum mit Hitzewellen zu kämpfen hatten. So musste etwa Finnland im Jahr 2018 die Produktion eines Atomreaktors herunterfahren, dessen Kühlwasser ins Meer eingeleitet wird.

Wird das Wasser zu warm, kann es nicht mehr als Kühlwasser dienen. Wird die Strömung im Fluss zu gering, kann kein Wasser mehr entnommen werden. Die Wassertemperaturen in den Flüssen werden durch den Klimawandel weiter anstiegen, so die Prognose der Klimaforscher, der Wasserstand wird durch langanhaltende Dürren niedriger. Es kann weniger Wasser entnommen werden, das Wasser wird zu warm zur Kühlung im AKW-Betrieb. Das erwärmte Kühlwasser der Reaktoren wird wiederum in die Flüsse geleitet, diese erwärmt sich dadurch noch mehr usw. … ein klimatischer Teufelskreis.

Frankreich hält indes an der Atomenergie fest. Eine entschiedene Abkehr ist nicht in Sicht. Im Gegenteil wird Atomkraft wegen der geringen direkten CO2-Emissionen häufig noch als klimaschonend vermarktet. Und neue Atomkraftwerke sind bereits geplant oder schon im Bau – etwa in Flamanville. na

 


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