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Klimakrise und CoronaErderwärmung begünstigt weitere Pandemien

Demonstranten tragen ein Banner „Stop Global Warming“
Mit der Erderwärmung steigt auch die Gefahr von neuen Pandemien – Viren finden neue Verbreitungswege und mutieren munter vor sich hin. (Foto: Pixabay / Free License)

Der Klimawandel verändert nicht nur das Wetter, sondern auch unsere Lebensräume. Forscher haben den Zusammenhang von Corona-Viren und Erderwärmung unter die Lupe genommen. Die Verschiebung von Ökosystemen kann neue Pandemien begünstigen.

10.02.2021 – Das Expertenteam der Weltgesundheitsorganisation WHO, das vier Wochen lang in der zentralchinesischen Metropole Wuhan nach dem Ursprung der Corona-Pandemie gefahndet hat, konnte den Auslöser nicht abschließend identifizieren. Als wahrscheinlichste These gilt daher weiterhin, dass auf einem Wildtiermarkt in Wuhan das Virus Sars-CoV-2 von Fledermäusen über einen Zwischenwirt auf Menschen übergesprungen ist. Es könnte aber auch ein bereits infizierter Mensch das Virus auf den Markt getragen und weitere Menschen direkt infiziert haben.

Zoonosen, also von Tier zu Mensch und von Mensch zu Tier übertragbare Infektionskrankheiten, sind weltweit auf dem Vormarsch. Das hat verschiedene Gründe. Die Gefahr, dass neuartige Erreger aus dem Tierreich auf den Menschen übergehen, steigt mit immer enger werdenden Lebensräumen und zunehmender Bevölkerungsdichte und der Zerstörung natürlicher Lebensräume weiter an.

Experten warnen seit langem vor möglichen Pandemien

Die Klimaveränderung wird große Auswirkungen auf die globale Gesundheit haben, warnten Virologen schon vor Jahren. Zoonosen werden durch ein verändertes Klima „günstig“ beeinflusst. Die Folgen des Klimawandels mit Veränderung der lokalen natürlichen Gegebenheiten zwingen viele Arten, aus bislang heimischen Gebieten zu verschwinden, während sie sich in anderen ausdehnen können.

Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK),  der Universität Cambridge und der Universität Hawai'i-Manoa kommen in einer neuen Studie zu dem Schluss, dass der menschengemachte Klimawandel bei der Entwicklung von Pandemien eine entscheidende Rolle spielt. Mit der Erderwärmung verändern sich Lebensräume und Ökosysteme.

Die Forscher haben untersucht, wie sich der Klimawandel im letzten Jahrhundert auf den weltweiten Artenreichtum von Fledermäusen ausgewirkt hat. Über 60 Prozent der weltweit aufkommenden Infektionskrankheiten ließen sich auf Zoonosen zurückführen, heißt es in der Studie. Die häufigsten Träger sind Wildtiere. Fledermäuse sind besonders beliebte Wirte der Viren – vor allem der Coronaviren (CoVs).

Rund 3.000 verschiedene Corona-Viren könnten verschiedene Fledermausarten in die Welt tragen. Drei Arten, die auch Menschen infizieren können, sind bereits pandemiebedingt bekannt unter dem Namen MERS sowie SARS-CoV-1 und nun SARS-CoV-2. Diese CoV-Stämme wurden in Fledermäusen in der südchinesischen Provinz Yunnan gefunden. Als Zwischenwirte, die auch in der Region leben, werden Larvenroller und Schuppentier vermutet – beide stehen dort auf dem Speiseplan des Menschen.

Immer bessere Bedingungen für Viren

Die Anzahl der in einem Gebiet vorhandenen CoVs korreliere stark mit dem Artenreichtum der lokalen Fledermäuse, berichten die Forscher. Dauerhaft erhöhte Mitteltemperaturen haben in der südchinesischen Provinz Yunnan die Vegetation und die Lebensräume von Tieren verändert. Aus tropischem Buschland ist im Laufe der Zeit eine tropische Savanne und Laubwald entstanden. Für Fledermäuse ist das ein besonders attraktiver Lebensraum. So hätten sich in diesem Gebiet sowie in den benachbarten Gebieten in Myanmar und Laos die Fledermaus-Populationen und -Arten massiv erhöht. Und damit Entwicklungsmöglichkeiten für Coronaviren geschaffen, deren Wirt die Fledermäuse sind. Mit der geschätzten klimawandelbedingten Zunahme von rund 40 Fledermausarten in der Region konnten sich laut Studie auch 100 neue Arten von Coronaviren entwickeln und in der Region verbreiten.

Diese beunruhigende Entwicklung beschränkt sich nicht auf Südchina. Zu den Gebieten, in denen aufgrund der veränderten Bedingungen ein vermehrter Artenreichtum der Fledermäuse zu verzeichnen ist, zählen auch Regionen in Zentralafrika sowie Gebiete in Mittel- und Südamerika. Dort verändern sich Lebensräume durch die Zerstörung großer Teile des Regenwaldes enorm schnell.

Mit der Erderwärmung wird sich das Geschehen fortsetzen. Je wärmer es wird, desto eher wandern Infektionserreger aus heißen und tropischen Regionen Richtung Norden. Bislang nicht heimische Tiere wie bspw. die Tigermücke, die u. a. Dengue- oder Gelbfieberviren übertragen kann, wurde durch die weltweite Mobilität von Menschen und Gütern aus der Subsahara-Region nach Europa eingeschleppt – doch erst mit den veränderten klimatischen Bedingungen in Europa und höheren Temperaturen konnte sie sich in Europa vermehren und hat bereits Norwegen erreicht. Der Mensch hat mit seinen Aktivitäten die natürlichen Ökosysteme bereits so stark verändert, dass die Verbreitung bislang unbekannter Viren in Zukunft immer wahrscheinlicher wird. na


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