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KlimawandelEs wird zu heiß zum Arbeiten

Ein Feld auf dem Reis angebaut wird. Darauf Arbeiter, die mit einer Kopfbedeckung zum Schutz vor der Sonne arbeiten.
Wie hier auf einer indischen Reisfarm, wird die Arbeit mit steigenden Temperaturen immer gefährlicher. (Foto: pxhere, CC0 Public Domain)

Die steigende Belastung durch Hitze hat fatale Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Selbst bei einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad werden bis 2030 um die 80 Millionen Jobs vernichtet. Besonders der Globale Süden ist betroffen.

08.07.2019 – Durch die globale Erwärmung wird die Hitzebelastung derart steigen, dass für viele Menschen das Arbeiten gefährlich wird. Laut einem Report der International Labour Organization – der internationalen Arbeiterorganisation, kurz ILO – führt die steigende Hitzebelastung bis 2030 zu einem Produktivitätsverlust, der einem Wegfall von 80 Millionen Jobs entspricht.  

Denn bei Temperaturen von über 35 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit häufen sich die Gefahren einer zu hohen Hitzebelastung für den Körper. Wer unter diesen Bedingungen arbeitet, setzt seinen Körper hohen gesundheitlichen Risiken aus – bis hin zu einem Hitzeschlag. Besonders körperliche Arbeiten, wie in der Landwirtschaft oder auf dem Bau, sind den Gefahren der Hitze ausgesetzt.

Der Verlust von 80 Millionen Arbeitsplätzen beruht auf konservativen Annahmen

Und dass diese Gefahren unaufhaltsam eintreten werden, zeigt der Report der ILO. „Der Einfluss von Hitzebelastung auf die Arbeitsmarktproduktivität ist eine schwerwiegende Konsequenz des Klimawandels“, macht Catherine Saget, Chefautorin des Reports, deutlich. Dabei beruhen die Berechnungen der ILO auf der konservativen Schätzung einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad – einem Temperaturanstieg, der selbst bei den größten Anstrengungen hinsichtlich der Minderung globaler Treibhausgasemissionen eintreten wird.

Darüber hinaus beruhen die Berechnungen in den beiden am stärksten Betroffenen Sektoren, der Landwirtschaft und dem Baugewerbe, auf der Annahme, dass die Arbeiten im Schatten ausgeführt werden. Denn in den besonders betroffenen tropischen Regionen dieser Erde sind im Durchschnitt 40 Prozent der Tage bewölkt. Auch wird dort oftmals Subsistenzwirtschaft betrieben, also Ackerbau für den eigenen Lebensunterhalt, den die Menschen möglichst auf die weniger heißen Stunden des Tages verschieben.

Die Hitzebelastung wird vor allem den Globalen Süden treffen

Doch selbst unter diesen angepassten Bedingungen wird bis 2030 in den tropischen Regionen Südasiens und Westafrikas ein immenser Produktivitätsverlust einsetzen. So müssen sich westafrikanische Länder, wie Ghana und Nigeria, insgesamt auf den Verlust von 8,9 Millionen Vollzeitarbeitsstellen einrichten, die meisten davon in der Landwirtschaft und im Baugewerbe, wo fast 10 Prozent aller Jobs wegfallen. Und in Ländern Südasiens, wie Indien, Bangladesch und Pakistan, sind insgesamt 43 Millionen Jobs in Gefahr, davon allein 34 Millionen im bevölkerungsreichen Indien, was 5,8 Prozent aller dortigen Vollzeitarbeitsstellen ausmacht.

Zum Vergleich: Europa muss durch Hitzebelastung gerade einmal den Verlust von 0,1 Prozent aller Arbeitsplätze fürchten. Catherine Saget warnt entsprechend: „Wir erwarten eine weiter wachsende Ungleichheit zwischen einkommensschwachen und einkommensstarken Ländern.“ Der Fokus müsse daher nun noch stärker auf dem Schutz dieser Menschen liegen. Dazu gehöre der Aufbau einer adäquaten Infrastruktur, um die Arbeit unter großer Hitze zu erleichtern und gesundheitliche Schäden wirksam zu bekämpfen sowie frühzeitige Warnsysteme für Hitzewellen. Doch aktuell sieht es nicht einmal so aus, als würde die Menschheit das 1,5 Grad-Ziel einhalten. Sollten wir tatsächlich, weiter so wirtschaften wie bisher, wird sich die Erde um mehr als 3 Grad erwärmen und der Verlust von Arbeitsplätzen noch weitaus fataler ausfallen. mf


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