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Fahrzeughersteller erreichen CO2-Ziele vorzeitig

Am Ende geht es doch: Alle großen Fahrzeughersteller haben vorzeitig ihre CO2-Ziele für 2015 erreicht. Die Angaben der Hersteller zum Spritverbrauch weichen allerdings weiterhin deutlich von den realen Werten ab. Für Fahrzeugkäufer ist das ein Problem.

02.08.2015 – Alle großen Fahrzeughersteller haben vorzeitig ihre CO2-Ziele für 2015 erreicht, so das Ergebnis der aktuellen Analyse des Europäischen Dachverbandes der Umwelt- und Verkehrsverbände Transport & Environment (T&E). Das Bemerkenswerte daran: Die von den Herstellern zuvor hart erstrittenen Flexibilitäten, beispielsweise das schrittweise Inkrafttreten des Grenzwertes von 2012 bis 2015 sowie die Mehrfachanrechnung von Elektroautos mit den sogenannten Supercredits, mussten so gut wie gar nicht in Anspruch genommen werden.

Michael Müller-Görnert, Referent für Verkehrspolitik beimökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD), kommentierte: „Entgegen allen Beteuerungen der Autoindustrie, die Grenzwerte von 130 Gramm CO2 pro Kilometer seien technisch nicht oder nur mit hohen Kosten zu erreichen, hat sich das Gegenteil gezeigt. Die CO2-Grenzwerte sind ein effektiver Treiber, die CO2-Emissionen von Pkw zu verringern. Und sie sind machbar, ohne Wenn und Aber. Verglichen zur freiwilligen Vereinbarung der Autoindustrie in der Periode vor 2008 hat sich die Minderungsrate bis heute verdreifacht.“

Laut T&E-Analyse sind die meisten Hersteller bereits auf gutem Weg, auch den 95-Gramm-Grenzwert für 2021 zu erreichen. Und dies ohne wesentlich auf die Mehrfachanrechnung von Elektroautos als Null-Emissionsfahrzeuge zurückgreifen zu müssen. Die Entwicklung zeigt Verkehrsexperten zufolge, dass klare Grenzwertvorgaben für den CO2-Verbrauch wichtig sind, um die Automobilindustrie zu mehr Klimaschutz zu bewegen. So schreibt etwa der VCD als Reaktion, die EU-Kommission solle jetzt ein neues Ziel für 2025 vorschlagen, damit das Reduktionstempo gehalten werden könne. Die Bundesregierung wiederum müsse anspruchsvolle Vorgaben unterstützen, wenn sie wirklich den Klimaschutz und die Elektromobilität voranbringen wolle.

Ein Problem, das weiterhin besteht: Die Angaben der Hersteller zum Spritverbrauch weichen deutlich von den realen Werten ab. Für Fahrzeughalter ist es somit schwierig, den tatsächlichen Kraftstoffverbrauch zu erfahren. Ab 2017 soll deswegen der aktuelle „Fahrzyklus zur Verbrauchsermittlung“ – also ein Teil des Verfahrens, mit dem Spritverbrauch und CO2-Ausstoß eines Fahrzeugs gemessen werden – durch einen neuen ersetzt werden.

Eine Studie der Umweltorganisation „International Council on Clean Transportation“ (ICCT) zeigt den dringenden Handlungsbedarf auf. Sie macht deutlich, wie sich die Diskrepanzen zwischen realem und angegebenem Kraftstoffverbrauch in den vergangenen Jahren entwickelt haben  – und wie sie zustande kommen. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich dieser Unterschied laut ICCT auf aktuell durchschnittlich fast 40 Prozent nahezu vervierfacht. Bei einzelnen Modellen – besonders Plug-in-Hybriden – fällt der Unterschied sogar noch größer aus.

Die enormen Abweichungen kommen durch das fehlerhafte Verfahren zustande, mit dem die Verbrauchswerte ermittelt werden. Der üblicherweise angewandte „Neue Europäische Fahrzyklus“ (NEFZ) ist schlecht ausgearbeitet und begünstigt deshalb das Schönen von Zahlen. So erlaubt das Verfahren beispielsweise, mit deutlich mehr Reifendruck zu fahren als üblich oder bei den Tests Leichtlaufreifen und -öle zu verwenden. rr


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