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Climate EndgameKlimakrise mit mehr als 2 Grad Erwärmung gefährlich unerforscht

Wetter
Klimakatastrophen sind nicht unwahrscheinlich. Die Menschheit sollte sie besser analysieren, fordert ein internationales Forscherteam. (Bild: WikiImages / pixabay)

Die Folgen eines Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur um mehr als 2 Grad sind im Verhältnis zu ihrer Wahrscheinlichkeit nicht ausreichend erforscht. Eine Studie analysiert Katastrophenszenarien. Dazu gehört das Aussterben der Menschheit.

18.08.2022 – Szenarien eines globalen Temperaturanstiegs über 2 Grad sind nicht ausreichend erforscht. Das ist fatal, argumentieren Forscher in einer Studie zu Risiken der Klimakrise. Die Menschheit müsse sich auf katastrophale Auswirkungen hoher Durchschnittstemperaturen vorbereiten. Einen Aufschlag macht das interdisziplinäre Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Forschern aus Cambridge. Dabei werden Folgen einer moderaten Erwärmung unter 2 Grad ebenso betrachtet wie Extremszenarien mit über 4 Grad.

Die Klimakrise ist nicht mehr aufzuhalten

Medienberichte und zuletzt auch das International Panel on Climate Change (IPCC) beschränken sich häufig auf die Auswirkungen der Klimakrise bei einem globalen Temperaturanstieg zwischen 1,5 und 2 Grad Celsius. Dieser Korridor spiegelt die Pariser Klimaziele wider, auf die sich die Welt zu großen Teilen verständigt hat.

Katastrophale Folgen wie Hungersnöte und Unterernährung großer Teile der Menschheit, die wirtschaftlichen Folgen extremer Wetterbedingungen und mögliche Pandemien werden auch in diesen moderaten Szenarien noch zu wenig beachtet, so die Forscher.

"Gegenwärtig sind rund 30 Millionen Menschen in der Sahara und an der Golfküste von jährlichen Durchschnittstemperaturen von 29 Grad betroffen", so Chi Xu von der Universität Nanjing, Mitautor der Studie. "Bis 2070 werden diese Temperaturen und die sozialen und politischen Folgen zwei Atommächte und sieben Hochsicherheitslabors, in denen die gefährlichsten Krankheitserreger untergebracht sind, direkt betreffen. Es besteht ein ernsthaftes Potenzial für katastrophale Folgewirkungen." Die betroffenen Gebiete gehören mit rund zwei Milliarden Menschen zu den am dichtesten besiedelten und politisch anfälligsten.

Hotearth-Szenarien kaum erforscht

Sollten alle bis 2030 angestrebten nationalen Klimazusagen eingehalten und vollständig umgesetzt werden, so führt das bis dahin ausgestoßene CO2 bis 2100 zu einer globalen Erwärmung von durchschnittlich 2,4 Grad. Das heißt, kein Land dürfte seine Klimaziele verfehlen, keine unerwarteten Klimakipppunkte dürften hohe Mengen an Treibhausgasen verursachen und der Temperaturanstieg würde tatsächlich in der Mitte dessen landen, was Forscher für wahrscheinlich halten.

Eine Welt mit deutlich höheren Temperaturen ist im Verhältnis zu ihrer Wahrscheinlichkeit untererforscht. Klima-Szenarien über 2 Grad Erwärmung, vor allem aber über 3 Grad wurden bisher kaum analysiert, so die Forscher. Dabei ist selbst im oben genannten Idealkorridor eine Erwärmung um bis zu 3 Grad möglich. Eine Zukunft mit einer deutlich höheren Durchschnittstemperatur bezeichnen Forscher auch als Hotearth-Szenarien.

Kipppunkte in Hotearth-Szenarien sollten besser untersucht werden, fordern die Forscher. Dazu gehören ein explodierender Methanausstoß durch das Schmelzen von Permafrostböden, der Verlust von Wäldern, die als Kohlenstoffsenken fungieren, und das mögliche Verschwinden der Wolkendecke.

Vom Aussterben der Menschheit

Temperaturen von mehr als 2 Grad über der vorindustriellen Durchschnittstemperatur gab es auf der Erde zuletzt im Pleistozän, also vor etwa 2,6 Millionen Jahren. Die Menschheit sollte sich auf eine Welt mit Klimakatastrophen vorbereiten, so die Forscher. Einige Katastrophenszenarien sind dabei zwar unwahrscheinlich, aber eben so extrem, dass sie nicht unbeachtet bleiben dürfen.

"Wir wissen am wenigsten über die Szenarien, die am wichtigsten sind", sagt Luke Kemp vom Cambridge Centre for the Study of Existential Risk. Der Verlust von 10 Prozent der Weltbevölkerung ist bei derartigen Katastrophen ebenso möglich wie ein Aussterben der Menschheit. "Ein besseres Verständnis der katastrophalen Klimaszenarien kann dazu beitragen, die Öffentlichkeit zum Handeln zu zwingen. Das Verständnis des nuklearen Winters hatte eine ähnliche Funktion für die Debatten über die nukleare Abrüstung." Das Forscherteam hat den IPCC aufgefordert, in einem Sonderbericht Klimaextremszenarien untersuchen zu lassen. jb


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