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Klimasmarte Afrika-Hilfe als Türöffner für Agrarkonzerne

Schädlingsresistenter Mais um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren? Eine Studie entlarvt die Machtstrategien der Agrarkonzerne.  (Foto: © Keith Weller / Wikimedia.commons CC BY 2.0)
Schädlingsresistenter Mais um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren? Eine Studie entlarvt die Machtstrategien der Agrarkonzerne. (Foto: Keith Weller, Public domain, via Wikimedia Commons)

Eine aktuelle Studie wirft der Agrarlobby vor, die Klimakrise für einen massiven Vorstoß auf Afrikas Saatgutmärkte zu nutzen und das Ganze zynischer weise noch als Hilfsaktion für die Bekämpfung des Hungers in afrikanischen Ländern zu verkaufen.

09.05.2015 – Gemeinsam mit Brot für die Welt veröffentlichte das African Centre for Biodiversity (ACB) aktuell eine Studie zu dem von der Gates-Stiftung und von Monsanto geförderten Projekt „Water Efficient Maize for Africa“ (WEMA). Die Studie zeigt am Beispiel dieses Projekts der Gentech-Lobby, wie groß die Kluft zwischen der Behauptung, Klimaschutz und Hungerbekämpfung zu betreiben, und der Realität sein kann.

WEMA will dabei Maissorten in afrikanischen verbreiten, die Dürren besser überstehen. So soll sich der Kontinent scheinbar besser ernähren und an den Klimawandel anpassen können. Das Projekt fördere allerdings Hybridmais, kritisiert die Organisation Brot für die Welt, also Saatgut der Agrarindustrie, das den Einsatz von Dünger und Pestiziden erfordert und jährlich teuer eingekauft werden muss oder sogar gentechnisch manipulierte Sorten.

Mit fatalen Folgen für die Kleinbauern, so die Studie, da diese sich die Düngemittel oft nicht leisten können und dann unter geringen Ernteerträgen leiden und auf Schuldenbergen sitzen bleiben. Zudem werde systematisch das traditionelle Saatgut aus den Regionen verdrängt. Was als'klimafreundliche Landwirtschaft gepriesen wird, kann bisweilen auch einfach nur eine clevere Vermarktungsstrategie der Agrarindustrie sein“, warnt Eike Zaumseil, Referent für Klima und Landwirtschaft bei Brot für die Welt.

Das WEMA-Projekt profitiert vom Zugang zu wertvollem Zuchtmaterial traditioneller Sorten aus den nationalen Saatforschungszentren der Partnerländer in Afrika. Die Züchtung, Produktion und Vermarktung der neuen Sorten soll jedoch zukünftig vor allem von Privatfirmen betrieben werden. Kleine afrikanische Saatgutfirmen können bei der hochtechnisierten Produktion von Gentechnik-Saatgut nicht mithalten und werden früher oder später von Agrarmultis geschluckt.

Das Konzept unter dem wohlklingenden Titel „Climate-Smart Agriculture“ wird v. a. von Industrieländern und der Agrarindustrie als Lösung für die Klima- und Ernährungskrise propagiert. Der Begriff ist jedoch dehnbar: Auch industrielle landwirtschaftliche Praktiken können das Prädikat „klimafreundlich“ für sich reklamieren, obwohl sie sogar nachweislich schlecht sind für Böden, Klima und die Biodiversität. Diese Praktiken sind mitverantwortlich für eine zunehmende Verarmung der ohnehin schon armen Bevölkerung in vielen afrikanischen Ländern und tragen ihren Teil zu den Flüchtlingsströmen bei, da die Menschen in völlig aussichtlose Lage geraten.

Doch auch die europäische Politik hat ihren Anteil – mit dem massenhaften Export etwa von Hühnchenfleisch oder Milchpulver in afrikanische Länder, die dort so billig angeboten werden, dass die Kleinbauern ihre lokal produzierte Ware nicht mehr verkaufen können und so zur Migration gezwungen werden – in der verzweifelten Hoffnung in Europa Arbeit zu finden um ihre Familien zuhause überhaupt noch ernähren zu können – die Folgen sind bekannt. na

Die deutsche Zusammenfassung der Studie


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