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MedienpräsenzLeugner der Klimakrise sind lauter als die Fakten

Protest von Klimaschützern in Großbritannien.
Protest von Klimaschützern in Großbritannien. (Foto: Joël de Vriend on Unsplash)

Die globale Erhitzung durch den Menschen ist wissenschaftlicher Konsens und unbestreitbar. Dennoch kommen Leugner der Klimakrise in Medien häufiger zu Wort als seriöse Klimaexperten. Die Bevölkerung erhält ein verdrehtes Bild von der Wahrheit.

16.08.2019 – Die Medien sind schuld an der verdrehten Sichtweise vieler Menschen auf die Klimakrise. So könnte man die Ergebnisse einer neuen Studie interpretieren. Denn Zeitungen, Magazine und Onlineportale zitieren häufiger Leugner der menschengemachten Klimakrise als seriöse Klimaforscher. Obwohl innerhalb der Wissenschaft Konsens herrscht, dass die globale Erhitzung unseres Planeten die Folge von Treibhausgasemissionen durch den Menschen ist. Soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter verstärken zudem das mediale Ungleichgewicht.

49 Prozent mehr Aufmerksamkeit

Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der University of California, die ihre Untersuchung im renommierten Fachmagazin Nature Communications veröffentlicht haben. Demnach erhielten sogenannte Klimawandelleugner in den vergangenen Jahren 49 Prozent mehr mediale Aufmerksamkeit als anerkannte Experten auf diesem Gebiet.

Als Grundlage dienten den Autoren über 100.000 Artikel aus gut 7.000 Zeitungen, Magazinen und Onlineportalen zwischen den Jahren 2000 und 2016 aus dem englischsprachigen Raum sowie 200.000 wissenschaftliche Publikationen.

Verzerrte Darstellung zur globalen Erhitzung

Sie analysierten, wie häufig 386 ausgewählte Leugner der Klimakrise, u.a. aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, zitiert oder erwähnt wurden. Dem stellten die Forscher 386 renommierte Klimawissenschaftler gegenüber.

Als eine „unverhältnismäßige Sichtbarkeit skeptischer Argumentationen und ihrer Akteure in den Medien“ kritisierten die Studienautoren ihr Ergebnis. Die tatsächliche Verteilung von Expertenmeinungen zu den Ursachen der Klimakrise würden verdreht. Die Bevölkerung erhält also ein verzerrtes Bild über den wissenschaftlichen Konsens zur globalen Erderhitzung.

Klimaleugner bestimmen öffentlichen Diskurs

Die hohe Aufmerksamkeit für wissenschaftlich nicht haltbare Positionen untergrabe die Autorität von Klimaforschern, schlussfolgern die Studienautoren weiter. Der Trend, dass Leugner der Klimakrise den öffentlichen Diskurs anführen, werde verstärkt.

Ganz so einfach ist die Lage aber dann doch nicht. Denn in den Ergebnissen der Studie wird der Umbruch in der Medienlandschaft deutlich: Qualitätsmedien wie die New York Times, Washington Post oder der britische Guardian zitierten Leugner der Klimakrise deutlich weniger als die Gesamtmasse. Das zeige die Verdrängung klassischer Medien durch neue Medien, von denen viele auf die Verbreitung von Falschinformationen zur Klimakrise setzen, so die Studienautoren.

In den USA dürfte eines der größten Portale das umstrittene, rechtspopulistische Breitbart-News-Netzwerk sein sowie der Nachrichtensender Fox News. Auch in Europa und Deutschland verändert sich die Medienlandschaft in diese Richtung.

Für Deutschland noch nicht untersucht

Wie die Situation konkret hierzulande aussieht, wurde bislang noch nicht untersucht. Dennoch scheint es sehr wahrscheinlich, dass Klimaleugner im Vergleich zur wissenschaftlichen Lage in den Medien überrepräsentiert sind. Denn viele Journalisten sehnen sich trotz eindeutiger Fakten nach einem Ausgleich der Meinungen. Und die Leugner der globalen Erhitzung suchen die Öffentlichkeit. cw


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