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Klimakrise und ErnährungMehr Wüsten, weniger Agrarflächen

Wüstenlandschaft mit Grasbüscheln
Mit dem Klimawandel steigt in vielen Regionen der Welt die Trockenheit. Viele Ackerböden werden nicht mehr nutzbar sein. (Foto: Bazarenka auf Pixabay)

Trockenwälder und Wüsten breiten sich mit dem Klimawandel aus. Rund ein Drittel der landwirtschaftlichen Flächen könnte bis zum Ende des Jahrhunderts unbrauchbar werden. Nicht alle Regionen sind gleichermaßen betroffen.

18.05.2021 –Das stabile Klima der letzten Jahrhunderte hat unsere landwirtschaftlichen Methoden geprägt. Die Erde macht uns satt, sogar mehr als das. Täglich werden unzählige Tonnen Lebensmittel vernichtet. Doch mit dem Klimawandel wächst die Gefahr, dass Hunger zum weltweiten Phänomen wird. Rund ein Drittel der Acker- und Weideflächen könnten unbrauchbar werden, wenn die Menschheit dem ungebremsten Treibhausgasausstoß kein Ende setzt. Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam der finnischen Aalto University. Die Forscher haben auch untersucht, welche Regionen der Erde am stärksten gefährdet sind. Ihre Analyse wurde in der Fachzeitschrift One Earth veröffentlicht.

Zwar ist allgemein anerkannt, dass der Klimawandel Temperatur- und Niederschlagsmuster ändern wird und diese zum Teil heute bereits sichtbar sind. Aber welche Gebiete tatsächlich so stark betroffen sind, dass dort keine Nahrungsmittel mehr angebaut werden können, beantworten die Forscher nun in ihrer Arbeit.   

Das Forscherteam um Matti Kummu schaute sich zunächst die entscheidenden Klimafaktoren – Niederschlag, Temperatur und Trockenheit – für die derzeit weltweit landwirtschaftlich genutzten Flächen an. Sie klassifizierten diese Flächen, auf die die aktuellen Methoden in Ackerbau und Viehzucht angepasst bzw. optimiert sind, als sicheren klimatischen Raum (safe climatic space – SCS). Anschließend modellierten sie das Risiko für diese Gebiete, zukünftig nicht mehr landwirtschaftlich nutzbar zu sein.

Ackerflächen könnten um ein Drittel schrumpfen

Die Modellrechnungen zeigen, dass ein schnelles und ungebremstes Wachstum der Treibhausgasemissionen bis zum Ende des Jahrhunderts 31 Prozent der Ackerflächen und 34 Prozent des Weidelandes vernichten wird.

Ein zweites Szenario mit niedrigeren Emissionen wurde ebenfalls betrachtet und zeigt, dass bei weniger Treibhausgasemissionen viele landwirtschaftlichen Flächen weiter nutzbar bleiben. Lediglich acht Prozent der Ackerflächen und fünf Prozent des Weidelandes wären gefährdet.

Fast überall auf der Erde mehr Trockenheit

Die größten Veränderungen kommen auf die nördlichen in der kaltgemäßigten Klimazone gelegenen Wälder Europas, Asiens und Amerikas zu. Diese borealen Waldzonen werden bei unverminderten Emissionen stark schrumpfen, von derzeit 18 auf acht Millionen Quadratkilometer. Die tropischen Trockenwaldzonen werden stark wachsen und mit ihnen die Wüstenzonen. Aber auch in anderen Regionen wird es weitaus trockener werden. Lediglich in Teilen Nordafrikas und des Nahen Ostens könnten sich feuchtere Bedingungen entwickeln.

Weil die verschiedenen Regionen der Erde auch unterschiedliche Möglichkeiten haben, sich dem Klimawandel anzupassen bzw. dessen Folgen zu bekämpfen, haben die Forscher darüber hinaus unter dem Aspekt der Resilienz auf die Regionen mit den größten Veränderungen geschaut.

Beim Szenario mit weiter hohen Emissionen und den extremsten Klimawandelfolgen würden die kritischsten Gebiete den größten Teil des Nahen Ostens, einen großen Teil Südasiens sowie Teile des südlichen Afrikas und Mittelamerika umfassen. Mehr als zwei Drittel Acker- und 70 Prozent der Weideflächen würden in Zonen mit hohem und kritischem Risiko liegen. Alarmierend finden die Forscher zudem, dass die stark gefährdeten Regionen auch die Regionen sind, deren Bevölkerung am stärksten wächst.  Die zunehmende Asynchronität der Wachstumsperiode und der Wasserverfügbarkeit wird die Nahrungsmittelproduktion zusätzlich erschweren.

Die Risiken für einzelne Länder sind sehr verschieden. Während in Europa auf vielen Flächen weiter Landwirtschaft möglich bleibt, wären Benin, Kambodscha, Ghana, Guinea-Bissau, Guyana und Surinam am schlimmsten betroffen. Dort könnten 95 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen unbrauchbar werden.

Die Ergebnisse zeigen, dass der Klimawandel die Menschheit in eine neue Ära zwingt, in der Erfahrungen aus der Vergangenheit weniger Gültigkeit haben und Unsicherheiten dramatisch zunehmen.  Gebraucht werden globale Partnerschaften, Solidarität sowie innovatives sektorübergreifendes Denken, um die notwendigen Lösungen zu finden. pf


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Kommentare

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Stephan Geue 19.05.2021, 09:49:26

Ich las vor einigen Tagen einen Artikel, in dem eine chinesische Studie referenziert wurde (https://www.nature.com/articles/s43017-019-0001-x), die mit dem Stichwort "global greening" einige Furore verursacht hat: Die begrünten Flächen der Erde hätten demzufolge in beträchtlichem Ausmaß zugenommen. Nachvollziehbar für mich waren die Aussagen zur Begrünung der Tundra in denjenigen Regionen, die infolge der Erwärmung aus dem Permafrostbereich herausfallen, auch zu den in China aufgeforsteten Flächen.

 

Dieser Artikel machte jedoch keine Aussage zur Entwicklung von Agrarflächen bzw. von Flächen, die prinzipiell für Landwirtschaft geeignet seien. Er wies aber darauf hin, dass die Effekte von Erwärmung und höherem CO2-Gehalt in der Atmosphäre sich nicht in der bislang beobachteten Weise fortschreiben ließen, da das Angebot an anderen für den Stoffwechsel der Pflanzen erforderlichen Nährstoffen nicht im gleichen Maße wie das atmosphäre CO2 zunehme. Außerdem lasse Hitzestress und Trockenheit andernorts ehemals grüne Gebiete verschwinden. Verblüfft hat mich in diesem Zusammenhang die Aussage, in der Sahelzone habe die Vegetation zugenommen. Da war es ja nun bereits in der Vergangenheit heiß und trocken. Hat sich daran etwas zum Besseren gewandelt?


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