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KlimagerechtigkeitReiche befeuern die Klimakrise

Oldtimer Auto vor Privatjet
Mit dem Drittwagen zum Privatjet und weiter zur Privatyacht: Reiche befeuern die Klimakrise – mit einer Menge Besitz, Konsum und daraus folgender Umweltverschmutzung und Emissionen. (Foto. PickPik / Free License)

Die Klimakrise ist auch eine Gerechtigkeitskrise. Denn für den rasanten Anstieg der Treibhausgas-Emissionen in den letzten drei Jahrzehnten sind laut einer Studie der NGO Oxfam besonders die reichsten zehn Prozent der Menschheit verantwortlich.

22.09.2020 – Der Bericht Confronting Carbon Inequality hat für 117 Staaten analysiert, welchen Anteil an Treibhausgas-Emissionen die jeweiligen Einkommensgruppen zu verantworten haben – bezogen auf den Zeitraum zwischen 1990 und 2015, in dem sich die Emissionen weltweit verdoppelt hatten. Veröffentlicht hat ihn die Entwicklungsorganisation Oxfam anlässlich der Generaldebatte der 75. UN-Vollversammlung in New York.

Laut der Studie sind die reichsten zehn Prozent der Menschen weltweit für etwas über die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Allein deren einsame Spitze, das reichste eine Prozent, schädige das Klima doppelt so stark wie die gesamte ärmere Hälfte der Welt – mit 15 Prozent der Gesamtemissionen, während die ärmere Hälfte nur rund sieben Prozent auf die globale Klimawaage bringt. Die Top-Emitter – Vielflieger, Besitzer von Yachten, mehreren Autos und Freizeit-Immobilien – kommen in der Mehrzahl aus Industrie- und Schwellenländern.

Um einen unkontrollierbaren Klimawandel zu verhindern, hat der Weltklimarat IPCC mit einem globalen Emissionsbudget Grenzen formuliert. Um die dabei geforderten 1,5 Grad zu halten, müssten laut Berechnungen im Oxfam-Bericht die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung ihre durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen bis 2030 auf ein Zehntel des bisherigen Werts senken: Das könnte die globalen Emissionen insgesamt um ein Drittel verringern, so die Studienautoren.

Großer CO2-Batzen Luftverkehr

Rund ein Viertel der weltweiten Emissionen gingen auf den Verkehrssektor zurück. Große Hebelwirkung komme daher dem Verkehr zu – in der Luft, auf dem Wasser und auf der Straße. Denn in anderen Studien wird bereits deutlich, dass die reichsten zehn Prozent der Haushalte für 50 bis 75 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich sind – der vor allem auf den Flugverkehr zurückgeht. Eine erstaunlich große Rolle spiele in dieser Rechnung aber auch der massenhafte Umstieg vom smarten Pkw auf den SUV, berichtete kürzlich auch die Internationale Energie Agentur. Es macht keinen Sinn, dass Autos immer größer und damit klimaschädlicher statt effizienter werden. Um das zu reduzieren, ist also auch der Mittelstand gefragt.

Wir sitzen nicht alle im gleichen Boot

Der Klimawandel und seine Folgen treffen uns Alle. Diejenigen, die ihn vor allem verschuldet haben, können sich jedoch sehr viel besser vor den Folgen schützen. Freiwillig werden die Reichen ihren Lebensstil jedoch nicht ändern. Das geht nur über politische Regulierungen. Eine hohe Besteuerung von Flügen und klimaschädlichen SUVs wäre daher ein erster Schritt, schlägt Oxfam vor, um den exzessiven CO2-Ausstoß der Reichen einzuschränken. Die Steuereinnahmen müssten die jeweiligen Regierungen in klimafreundlichere Mobilität, in öffentliche Infrastrukturen und in eine gerechtere soziale Absicherung investieren.

„Die Klimakrise lässt sich nur lösen, wenn Armut und Ungleichheit bekämpft werden“, sagt Ellen Ehmke, Expertin für soziale Ungleichheit bei Oxfam Deutschland. Doch bislang herrsche eine Politik vor, die immerwährendes Wachstum verspreche und klimaschädlichen Konsum belohne –  und dabei die Welt ökonomisch in Gewinner und Verlierer gespalten habe. Oxfam fordert daher einen klimagerechten Umbau der Wirtschaft zum Wohle aller Menschen.

Ein CO2-Preis reicht nicht mehr aus

In Deutschland sind die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung für 26 Prozent der CO2-Emissionen verantwortlich, die hierzulande seit 1990 in die Luft geblasen wurden. 29 Prozent hat die ärmere Hälfte der deutschen Bevölkerung – das sind fünf Mal so viele Menschen – verbraucht. Insgesamt seien die Pro-Kopf-CO2-Emissionen der deutschen Bevölkerung zwischen 1990 und 2015 zwar gesunken – von durchschnittlich 14,7 Tonnen auf 10,8 Tonnen. Dieser Wert liegt noch viel zu hoch, will man das globale Emissionsbudget bis 2030 nicht sprengen: Dafür wäre ein globaler Durchschnitt von 2,1 Tonnen CO2 notwendig.

Neben politischen Klimaschutz-Maßnahmen fordern viele Ökonomen einen hohen CO2-Preis sowie freiwillige Investitionen in die CO2-Kompensation, vor allem von großen Konzernen und wohlhabenden Klimasündern. Doch in der Debatte um eine sozial gerechte CO2-Bepreisung scheiden sich die Geister der verschiedenen Akteure und Länder. Die superreichen Top-Emittenten dürfte ein einfacher CO2-Preis kaum treffen, wohl aber die Industrie und Produktion. Investitionen müssten parallel in die Förderung klimagerechter Produktionsweisen fließen: Klimaschmutz bestrafen und gleichzeitig Klimaschutz belohnen. na


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