08.11.2019 – Zum kapitalistischen Glücksversprechen von Autonomie und Mobilität im 20. Jahrhundert gehörte das Auto für alle. In der Klimakrise geraten die CO2-Emittenten jedoch ins Visier, doch die Lösung fürs 21. Jahrhundert scheint bereitzustehen. Die neue Mobilität mit vernetzten E- Sharing-Systemen und Bussen, die elektrisch und ohne Fahrer Menschen transportieren können, gilt als Lösung für eine ökologische Zukunft.
Der Autor und Dozent für digitale Ökonomie Timo Daum hat die Entwicklung genauer unter die Lupe genommen. „Der digitale Kapitalismus schickt sich an, ein neues Feld zu erobern: den Verkehr“, sagt Daum. Elektrischer Antrieb, geteilte Privatautos, selbststeuernde Fahrzeuge – für jede dieser Herausforderungen steht mittlerweile ein Unternehmen aus dem Silicon Valley: Digitalkapitalistische Konzerne wie Tesla, Uber und Google erobern die Verkehrsbranche. Die Kompetenz der traditionellen Autoindustrie sei dabei immer weniger gefragt.
Doch was bedeutet es für die Mobilität der Zukunft, wenn Algorithmen und Daten eine immer größere Rolle spielen? Wie wirkt sich diese Entwicklung auf unsere Städte und unsere Lebensqualität aus? Befinden wir uns auf dem Weg in eine nachhaltige Digitalisierung?
Daum skizziert den Status Quo der technischen Entwicklung im Bereich der Mobilität, beleuchtet Strategien und Geschäftsmodelle der Digitalunternehmen und plädiert für einen kritischen Umgang mit den Herausforderungen und Gefahren, die damit einhergehen. Denn digital heißt nicht automatisch auch nachhaltig.
„Der digitale Kapitalismus einer schönen neuen Mobilitätswelt mag zwar nachhaltig und postfossil daherkommen“, warnt der Autor, dabei verlagere sich die Kapitallogik des Wachstums, der Konkurrenz und des Konsums aber lediglich von einem Schauplatz auf den nächsten: Wir kämen „von einem analogen fossilen Regen in eine digitale vernetzte Traufe.“ Es gelte daher, so der Autor, eine wirkliche Alternative zum automobilen Konsens zu entwickeln, die „den maximalen Nutzen für alle bei minimalem Daten- und Energieaufwand“ im Blick hat und dabei die Verkehrsvermeidung favorisiert.