12.01.2024 – Das erste Kapitel ihres Buches widmet Gaia Vince den apokalyptischen Reitern des Anthropozäns: den Bränden, der Hitze, der Trockenheit und den Überschwemmungen. Die immer größer werdenden Schneisen der Verwüstung durch die Klimakrise zwingen Menschen in den verschiedensten Regionen der Welt, ihre Heimat zu verlassen. In den letzten zehn Jahren hat sich die weltweite Migration verdoppelt, und in den kommenden Jahrzehnten werden Milliarden von Menschen aus ihrer Heimat vertrieben werden, auch, weil sie keine Chance haben, ihre Städte und Dörfer an den Klimawandel anzupassen.
Vince zeigt anhand historischer Beispiele, wie tief die Migration in die DNA der Menschheit eingebrannt ist und die Errungenschaften der Menschheit überhaupt erst ermöglicht hat. Deshalb ist Migration ihrer Ansicht nach auch keine Bedrohung, sondern eine Chance: nicht nur eine ökonomische für die wohlhabenden Industriestaaten, sondern vor allem eine Chance für das Überleben der Menschheit als Ganzes.
Gut zwei Drittel ihres Buches beschreiben die Chancen, die durch Emigration und Immigration entstehen. Vince betrachtet u.a. ökonomische Gesetzmäßigkeiten und die Auswirkungen auf Bildung und Wohlstand, räumt aber auch mit guten Argumenten Vorurteile aus: beispielsweise die Angst vor Verlust von Arbeitsplätzen oder die fragwürdige Politik, mit Entwicklungshilfe Migration verhindern zu können. „Im kommenden Jahrhundert wird die Welt durch Migration umgestaltet werden – zufällig oder geplant. Viel besser wäre Letzteres.“ Mit diesem Appell richtet die Autorin den Blick auf uns Menschen, die heute handeln und planen und in deren Händen es liegt, das Jahrhundert der Migration zu gestalten.
Das nomadische Jahrhundert
Wie die Klimamigration unsere Welt verändern wird
Gaia Vince
Piper Verlag 2023, Hardcover, 352 Seiten
ISBN 978-3-492-07259-5
24 Euro