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Filmtipp: Alcarràs – Die letzte Ernte

Die letzte Ernte wird eingebracht, während die Bagger schon bereitstehen. Die Pfirsichbäume der Familie Solé auf einem kleinen Hof in Katalonien sollen einer Solaranlage weichen. Auf der Berlinale gewann er Gold, jetzt kommt der Film ins Kino.

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Filmtipp: Alcarràs – Die letzte Ernte

Die letzte Ernte wird eingebracht, während die Bagger schon bereitstehen. Die Pfirsichbäume der Familie Solé auf einem kleinen Hof in Katalonien sollen einer Solaranlage weichen. Auf der Berlinale gewann er Gold, jetzt kommt der Film ins Kino.

10.08.2022 – Seit 80 Jahren baut die Familie Solé in Alcarràs Pfirsiche an. In diesem Sommer versammelt sie sich zum letzten Mal zur gemeinsamen Ernte. Das Land hatte ihnen einst der Großgrundbesitzer Pinyol überlassen, als Dank für seine Rettung im Spanischen Bürgerkrieg. Doch der junge Pinyol will vom Handschlag seines Großvaters nichts mehr wissen. Er will das Land zurück, um eine Photovoltaik-Anlage darauf zu errichten.

Doch noch ist es nicht so weit, die letzte Pfirsichernte will eingebracht sein und wie es in Großfamilien so ist: jeder hat seinen eigenen Kopf, seine Träume und Überzeugungen. Der Großvater Rogelio gibt die Hoffnung nicht auf, den jungen Pinyol zum Einlenken zu bewegen und das Bauvorhaben aufzugeben. Vater Quimet stürzt sich in die Erntearbeit, als gäbe es doch noch ein Morgen. Mit einem nach innen gekehrtem Trotz zwingt er sich und seine Familie weiterzumachen – bis zum bitteren Ende. Dolors hält Haus und Familie mit fröhlicher Geduld zusammen. Die älteren Kinder, Schwestern und Schwager – alle helfen mit bei der Arbeit, inmitten des unbändigen Tobens der Kinder Iris, Teia, Pau und Pere.

Der Sohn baut heimlich im Maisfeld ein paar Marihuana-Pflanzen an, die der Vater, als er sie entdeckt, kommentarlos nach Feierabend verbrennt. Ebenso wie die pubertäre Tochter versteht der Sohn: Was der Vater tut, kann nicht richtig sein. Aber Familie zählt mehr, Loyalität ist alles. Sie ertragen seinen Zorn und seine Sturheit. Nur die Mutter teilt einmal heftig aus.

Die Kaninchen sind eine Plage, mit Gewehren kann man gegen sie kämpfen. Die zornigen Proteste gegen die mageren Preise für die Pfirsiche, die kein Überleben der Landwirte und ihrer Familien sichern, wirken dagegen aussichtslos. Es scheint, die Würfel seien längst gefallen. Immer mehr Bauern verkaufen ihr Land. Gebaut werden jetzt Solaranlagen, die bringen mehr ein als die mit eigenen Händen gepflückten Pfirsiche. Solaranlagen sind vielleicht nicht die Lösung – aber auch nicht das Problem. Hier zeigt sich die Globalisierung mit ihren fein ziselierten Wirkmechanismen bis in den kleinsten Bauernhof hinein. Die Übermacht der Agrarkonzerne ist der Totengräber der kleinstrukturierten Landwirtschaft.

Ein Film voller Farben, Kontraste und Facetten, voller Leben und Liebe. Je näher das Ende dieses Sommers rückt, desto mehr nehmen die Spannungen in der Familie zu. Fast übersehen die Solés, dass sie einen Trumpf in Händen halten, den ihnen niemand wegnehmen kann. Die letzten sonnengelben Pfirsiche werden gerade in Gläser eingekocht, als der Bagger die ersten Pfirsichbäume brachial aus der Erde reißt. Da kann die Familie nur fassungslos innehalten.

Großartiges Kino mit wunderbaren Darstellern – fröhlich, schmerzlich und berührend. Ab dem 11. August ist dieser Film in den deutschen Kinos zu sehen.

Alcarràs - Die letzte Ernte

Spielfilm Spanien/Italien 2022, 120 Minuten

Buch und Regie: Carla Simón

Bildgestaltung: Daniela Cajías

Montage: Ana Pfaff

Verleih: Piffl Medien

Auszeichnung als Bester Film mit dem Goldenen Bären auf der Berlinale 2022

Kinostart: 11. August 2022

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