02.10.2024 – Das süß duftende Haar von Mutter Erde – so bezaubernd klingt einer der vielen Namen des Süßgrases in der indigenen Sprache der Wissenschaftlerin Robin Wall Kimmerer. Ähnlich wie man dieses besondere Haar zu Zöpfen flechten kann, flicht Robin Wall Kimmerer uns ein in ihre ganz persönliche Welt der Pflanzen.
Sie kennt sie alle beim Namen, spricht von Astern und Goldrute, Erdbeeren und Squash wie von ihren besten Freundinnen und lehrt uns, ihre Sprache zu verstehen, in der Hoffnung, dass wir ihre Großzügigkeit wieder schätzen lernen und im Gegenzug unsere eigenen Gaben geben. Sie nimmt die Poesie der Natur in sich auf und verwebt das tiefe Verständnis einer indigenen Frau mit den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen aus der Botanik zu einer Einladung an uns alle, unser ökologisches Bewusstsein neu zu entdecken.
So beschreibt Kimmerer unter anderem am Beispiel der drei Schwestern wie in einem Garten Nahrung aus Partnerschaft entsteht, Mais, Bohne und Kürbis in Gemeinschaft stärker und widerstandsfähiger wachsen als allein. Seit Jahrtausenden legten Frauen diese drei Samen von Mexiko bis Montana in den Boden und ließen sie ihre wilde Schönheit und Fruchtbarkeit zusammen entfalten. Die weißen Siedler aus Europa zerstörten diese Kultur, drängten der Erde die geraden Reihen der Monokulturen auf. Doch Kimmerer klagt nicht an, sondern teilt mit liebevoller, mütterlicher Perspektive ihr Wissen.
Robin Wall Kimmerer ist Mutter, Wissenschaftlerin, Professorin und Mitglied der Citizen Potawatomi Nation. Ihr Buch Geflochtenes Süßgras wurde zu einem gefeierten Publikumserfolg und zum Spiegel-Bestseller und steht seit seinem Erscheinen 2013 auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Kimmerer lebt in Syracuse, New York, wo sie als Professorin für Umweltbiologie und als Gründerin und Direktorin des Center for Native Peoples and the Environment arbeitet.
Geflochtenes Süßgras
Die Weisheit der Pflanzen
Robin Wall Kimmerer
Aufbau Verlag 2021, Hardcover 461 Seiten
ISBN 978-3-351-03873-1
28 Euro