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Die Meinung
27. November 2017

Wann kommt die Prämie fürs Elektro-Zweirad?

Elektromobilität auf zwei Rädern ist in Deutschland weit erfolgreicher als auf vier Rädern. Während der Verkauf von Elektroautos regelmäßig hinter den Erwartungen zurückbleibt, rollen E-Bikes von einem Triumph zum nächsten. Doch trotz des starken Trends bräuchte die Branche politischen Rückenwind.

Thomas Herzog, Gründer und Geschäftsführer Pendix

Thomas Herzog, Gründer und Geschäftsführer Pendix
Foto: Profilbild von Thomas Herzog
Thomas Herzog ist Gründer und Geschäftsführer von Pendix. (Foto: © Pendix)

27.11.2017 – Über drei Millionen E-Bikes sind bereits auf Deutschlands Straßen unterwegs, allein 605.000 Elektrofahrräder wurden 2016 verkauft. Für größere Touren und im täglichen Pendelverkehr zur Arbeit kommen die elektrisch unterstützten Fahrräder immer mehr zum Einsatz, sei es als Komplett-E-Bikes oder, aktuell im Trend, als elektrisch nachgerüstete Räder. Doch trotz des E-Bike-Booms braucht die Fahrradbranche in Deutschland mehr Unterstützung von Seiten der Politik. Vom Mobilitätsfonds der Bundesregierung, der Anfang September auf eine Milliarde Euro aufgestockt wurde, profitieren vor allem E-Autos und der ÖPNV. Burkhard Stork, Bundesgeschäftsführer des ADFC, fordert daher mindestens 15 Prozent des geplanten Budgets für den Radverkehr. Denn die Vorteile von E-Fahrrädern für die urbane Mobilität liegen auf der Hand: Sie produzieren lokal keine Abgase. Mit Ökostrom geladen sind sie sogar komplett „grün“. Und sie sind platzsparend – im fließenden Verkehr und beim Parken.

Der Umstieg auf ein elektrisch angetriebenes Zweirad scheitert häufig am Geld, da das Umsatteln nicht günstig ist. Der Durchschnittspreis eines E-Rads liegt bei knapp 3.300 Euro. In Deutschland haben einige Städte und Länder das Potenzial von E-Bikes erkannt und unterstützen daher Interessenten mit Kaufprämien, darunter Mannheim, Regensburg und München. In Hannover sind die Fördergelder bereits aufgebraucht. Doch gerade in Metropolen wie Berlin und Hamburg wäre eine solche Subvention vonnöten, denn hier droht der Verkehrskollaps. Die Förderprogramme tauchen aber nur in Koalitionsverträgen und als Absichtserklärungen auf. Politiker müssen hier endlich nachziehen und ihre Versprechen in die Tat umsetzen.

Noch effizienter wäre eine gezielte Förderung von E-Bike-Nachrüstantrieben. Viele lassen ihre guten Räder im Keller stehen, da ihnen der Weg zu lang oder zu anstrengend erscheint. Mit einem Nachrüstantrieb kann das herkömmliche Rad problemlos elektrifiziert werden und muss nicht durch ein komplett neues E-Bike ersetzt werden. Pendler können auf dem Weg zur Arbeit die elektrische Unterstützung einschalten und ohne Schweißflecke im Büro ankommen. Den Rückweg kann der Pendler dann für ein abendliches Workout nutzen und den Antrieb einfach abschalten. Die Nachrüstung ist auch für Unternehmen mit bestehender Fahrradflotte interessant. So hat etwa der Zusteller Blitz-Kurier aus Brandenburg alle Fahrräder auf E-Bikes umgerüstet.

Städteplaner haben die Zunahme des Radverkehrs schon erkannt. Dennoch gibt es für Bund, Länder und Kommunen in Sachen Infrastruktur noch einiges zu tun, um Radfahrern ausreichend Platz im Verkehr zu schaffen. Staatlich geförderte Radschnellwege wie der RS1 zwischen Duisburg und Hamm setzen neue Standards für den Radverkehr und lassen erahnen, wie der moderne und nachhaltige Arbeitsweg aussehen kann: nämlich individuell, und nicht auf vier Rädern, sondern auf zweien. Doch wie so häufig geht auch hier die Entwicklung zu schleppend voran. Statt Diesel-Fahrverbote zu riskieren, sollte die Politik dringend alternative Transportmittel wie Fahrrad-Nachrüstsätze fördern, die den Verkehr in Deutschland grün weiterrollen lassen.

Thomas Herzog ist Gründer und Geschäftsführer von Pendix.




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