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Die Meinung
21. Oktober 2019

Atomkraft und Kohle die rote Karte zeigen

Das AKW Lingen 2 gehört zu den Atommeilern in Deutschland, die mit am längsten am Netz bleiben sollen. Nach der Stilllegung werden dort weiterhin Brennstäbe für AKW in anderen Ländern gefertigt. Wir dürfen die Atomindustrie nicht aus den Augen verlieren: Der BBU ruft daher zur überörtlichen Demonstration am 26. Oktober 2019 in Lingen gegen „Atom und Kohle“ auf.

Udo Buchholz, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und Mitorganisator der Demonstration in Lingen

Udo Buchholz, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) und Mitorganisator der Demonstration in Lingen
Foto: BBU

21.10.2019 – Klimaschutz ist in aller Munde. Das ist gut und wichtig, aber es wird zunehmend übersehen, dass nach wie vor AKW und Atomanlagen eine große Gefahr darstellen. Und während in den letzten Tagen in Philippsburg über den Rückbau des dortigen AKW 1 beraten wurde, wurden aus Frankreich Pläne für den Neubau mehrerer Atomkraftwerke bekannt. Nahezu gleichzeitig hat sich im Emsland (Niedersachsen) erneut ein „meldepflichtiges Ereignis“ (= Störfall) im AKW Lingen 2 ereignet. Samstag (26. Oktober 2019) findet nicht nur aus diesem Anlass in Lingen eine Anti-Atomkraft-Demonstration statt, zu der schon seit Wochen überörtlich mobilisiert wird.

Die Demonstration, die von Anti-Atomkraft-Initiativen aus dem Weser-Ems-Gebiet (Niedersachsen) sowie aus dem Münsterland (NRW) organisiert wird, beginnt um 12 Uhr am Bahnhof in Lingen. Somit ist sie gut erreichbar. Zur Teilnahme rufen rund 30 Organisationen auf: Örtliche Initiativen ebenso wie bundesweite Organisationen, darunter die Ärzteorganisation IPPNW und der BBU.

Immer wieder haben in den letzten Jahren Anti-Atomkraft-Initiativen und Umweltverbände gegen das AKW Lingen 2, das von RWE betrieben wird, und gegen die benachbarte Brennelementefabrik demonstriert. Das AKW gehört zu den Atomkraftwerken in der Bundesrepublik, das mit am längsten am Netz bleiben soll. Es soll erst Ende 2022 stillgelegt werden. Und für die Brennelementefabrik gibt es bisher überhaupt keine Laufzeitbegrenzung. In der bundesweit einzigartigen Anlage sollen auch nach der Stilllegung der letzten AKW in der Bundesrepublik Brennstäbe gefertigt werden, mit denen dann AKW in anderen Ländern betrieben werden. Bisher wurden beispielsweise auch AKW in Belgien, in der Schweiz und anderswo mit „frischen“ Brennstäben aus Lingen beliefert – obwohl die Bundesregierung rechtliche Möglichkeiten hätte, derartige Exporte zu unterbinden. Und so ist es immer wieder die Aufgabe der Umweltbewegung, die Stilllegung des AKW Lingen 2 und der Brennelementefabrik einzufordern.   

Wichtig bei den Protesten ist ein Schulterschluss zwischen der Anti-Atomkraft-Bewegung und der Klimaschutzbewegung, aber auch mit der Anti-Kohle-Bewegung und mit Energiewendegruppen. Und so steht die Demonstration am 26. Oktober unter dem Motto: „Atom und Kohle die rote Karte zeigen“. In dem Aufruf zur Teilnahme an der Demonstration heißt es: „Klima- und Anti-Atombewegung kämpfen zusammen! RWE brüstet sich als Wichtig bei den Protesten ist ein Schulterschluss zwischen der Anti-Atomkraft-Bewegung und der KlimaschutzbewegungAKW-Betreiber im Zuge der Klimadebatte zunehmend damit, dass Atomstrom CO2-frei sei. Das ist eine glatte Lüge! Rechnet man alle Faktoren zur Atomstromerzeugung ein – vom Uranabbau über die Urankonversion und Urananreicherung, Transporte über den gesamten Globus, bis zur zeitlich endlosen und ungelösten Atommülllagerung – hat das AKW Lingen den Klimawandel mit vielen Mio. Tonnen CO2-Emissionen mit vorangetrieben! Zudem verstopft das AKW im ständigen Volllast-Betrieb die Netze für Erneuerbare Energien – so blockiert Lingen die Energiewende – typisch RWE!“

Und so ist es wichtig, dass das breite Bündnis der Organisationen, das den Aufruf zur Teilnahme an der Demonstration unterschrieben hat, auch am Samstag umfassende Unterstützung erfährt: Von Umweltgruppen aus Niedersachsen und NRW, von Ärztinnen und Ärzten, von Unternehmen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien und von jungen Aktiven aus den Reihen von Fridays For Future. Gemeinsam kann es gelingen, ein klares Zeichen zu setzen: Gegen AKW und Kohlekraftwerke – für eine ernsthafte und konsequente Energiewende.

Natürlich muss nach der Demonstration der Protest gegen die noch laufenden AKW und sonstigen Atomanlagen sowie gegen die oft unerkannten Atomtransporte, aber auch gegen die AKW-Pläne in Frankreich und anderswo, weiter gehen. Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) ist bei der Vernetzung bestehender Bürgerinitiativen behilflich, gibt aber auch gerne Anregungen zur Gründung neuer Umwelt- und Anti-Atomkraft-Initiativen. Und der engagierte Verband freut sich stets über neue Mitgliedsgruppen sowie über Fördermitglieder.

Ausführliche Informationen zur Demonstration in Lingen und über die Arbeit des BBU.

Udo Buchholz engagiert sich seit 1980 u. a. gegen Atomkraftwerke und Atomanlagen. Er ist Vorstandsmitglied und Pressereferent des BBU und ist Mitorganisator der Demonstration am 26. Oktober in Lingen.

Der BBU ist der Dachverband zahlreicher Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Einzelmitglieder. Er wurde 1972 gegründet und hat seinen Sitz in Bonn. Weitere Umweltgruppen, Aktionsbündnisse und engagierte Privatpersonen sind aufgerufen, dem BBU beizutreten um die themenübergreifende Vernetzung der Umweltschutzbewegung zu verstärken.

Der BBU engagiert sich u. a. für menschen- und umweltfreundliche Verkehrskonzepte, für den sofortigen und weltweiten Atomausstieg, gegen die gefährliche CO2-Endlagerung, gegen Fracking und für umweltfreundliche Energiequellen. Informationen über den BBU und seine Aktivitäten gibt es im Internet unter www.bbu-online.de; telefonisch unter 0228-214032 und unter https://www.facebook.com/BBU72. Postanschrift: BBU, Prinz-Albert-Str. 55, 53113 Bonn.

 




Kommentare

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Denkender Bürger 21.10.2019, 21:54:52

"Atomkraft und Kohle die rote Karte zeigen" - wenn das mal so einfach wäre, wie der technische Laie sich das vorstellt!

Die Umstellung der Energieversorgung weg von den sossilen Brennstoffen ist eine hochkomplizierte Angelegenheit, bei der es viele Dinge zu bedenken gibt, wenn man verhindern will, daß dadurch das Licht ausgeht oder man im Winter im Kalten sitzt.

Zudem hapert es technisch nch an der Machbarkeit - auf das nach wie vor ungelöste Problem der energiespeicher bin ich schon mehrfach eingegangen und will mich nicht widerholen.

udem haben auch Solartechnik, Photovoltaik und Windkraft neben technischen auch ökologische Grenzen:

Vom Rohstoffbadarf für diese Anlagen hal abgesehen, entzieht man mit heder PV- und Solar-Anlage dem Erdkörper einen Tel der auftreffenden Sonnenernergie. Bedeckt man zu viele Flächen mit Solaranlagen oder PV-Anlagen wird dies deshalb auch dies Auswirkungen auf das Kima haben.

Mit Windrädern ist es ähnlich:

Jedes Windrad stellt für den Wind auch ein Hindernis dar, so daß im Übermaß aufgestellte Windräder die Luftbewegungen und damit das Klima beeinflussen werden.

Die Grenzen des ökologisch Vertretbaren sind dabei ganz offenbar noch nie untersucht worden - weder hinsichtlich Solar- und PV-Anlagen, noch hinsichtlich der Windkraft anlagen.

Diese Grenzen gilt es aber zwingend zu beachten, damit die Energiewende ökologisch nicht ins Gegenteil umschlägt und das Ganze am Ende zu einer ökologischen Verschlimmbesserung führt.

Und solange diese Grenzen nicht evaluiert sind sowie das Speicherproblem ungelöst ist, sind wir auf die Verstromung fossiler Rohstoffe angewiesen, sofern die Energiewende nicht in einer wirtschaftlich-gesellschaftlichen Katastrophe enden soll.

Da beißt die maus keine Faden ab - selbst wenn sie eine Fledermaus ist und im Hambacher Forst wohnt ...


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