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Die Meinung
11. März 2020

Bitte updaten: Effiziente Energiewende 3.0

Die Energiewende stagniert an allen Fronten: Der Windkraftausbau liegt brach, der Netzausbau erfolgt in Trippelschritten und die Energiesparziele für 2020 werden krachend verfehlt. Zwar brachten das Klimapaket und die sogenannte Energieeffizienzstrategie auch positive Maßnahmen auf den Weg, die Energiewende braucht jedoch dringend ein Update.

Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF)

Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF)
Foto: © DENEFF

11.03.2020 – Letzte Woche wurde bekannt, was die allermeisten Expertinnen und Experten schon lange ahnten: Die Maßnahmen aus dem Klimapaket werden aller Vorrausicht nach nicht ausreichen, um die Klimaziele zu erreichen. Auch, weil große Energieeffizienzpotenziale unangetastet bleiben. Um die Klimaziele sicher zu erreichen, müssen wir in der nächsten Phase der Energiewende also größer denken als bislang.

In der ersten Phase der Energiewende ging es zunächst einmal darum, erneuerbare Energien auf den Markt zu bringen. In Phase zwei, in der wir uns noch befinden, ging es vor allem um die Integration erneuerbarer Energien in das Stromsystem. In Phase drei muss dies endlich auch im Wärmebereich gelingen. Grundvoraussetzung dafür sind deutlich größere Fortschritte bei der Energieeffizienz – die bislang zu nachrangig verfolgt wurden. Die Gutachten der Bundesregierung zum Klimapaket sprechen eine deutliche Sprache: Der Gebäudesektor wird seine Ziele mit am deutlichsten verfehlen. Eine zweite wichtige Voraussetzung ist, das Silodenken in Angebot und Nachfrage zu überwinden. Für die effiziente Energiewende 3.0 ist Systemdenken vonnöten.

Weg mit den Silos!

Das muss in der Politik anfangen. In getrennten Silos erdachte Gesetze und Strategien, die Wechselwirkungen kaum bis gar nicht berücksichtigen, sind nicht zukunftsfähig. Ein Beispiel: Die Ausnahmeregeln für Industrieunternehmen im Erneuerbaren-Energien-Gesetz bestrafen Unternehmen, wenn sie durch Energieeffizienzmaßnahmen Energie einsparen. Das wiederum verschenkt Potenziale zur Nutzung erneuerbarer Wärme in Niedrigtemperaturnetzen und der Industrie. Auch bei aktuellen Diskussionen um das Gebäudeenergiegesetz werden erneuerbare Versorgung und Effizienzmaßnahmen von einigen Akteuren erneut gegeneinander ausgespielt, anstatt sie gemeinsam voranzubringen.

Eine weitere verpasste Chance für die Energiewende im Gebäudesektor. Ähnliches zeigt sich leider auch beim Kohleausstiegsgesetz, dass Änderungen für die effiziente Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) mitreguliert. Mit dem Kohleausstieg haben diese überhaupt nichts zu tun. Für die Wärmewende in Quartieren und Unternehmen schaffen sie aber neue Barrieren. Unter dem Deckmantel der Netzdienlichkeit soll hier die jährlich geförderte Stundenzahl für eingespeisten Strom begrenzt werden. Anstatt statt das aber intelligent anhand des tatsächlichen Netzverhaltens zu steuern – Zauberwort Digitalisierung – werden sie ohne Rücksicht auf tatsächliche Nachfrage pauschal abgeriegelt.

Alles in allem kommt die Energiewende aktuell mehr impulsgetrieben verwaltet als ganzheitlich und strategisch gemanagt daher. Das alte Energiekonzept aus Zeiten vor Fukushima und dem Pariser Klimagipfel muss durch ein ganzheitliches Energiekonzept abgelöst werden, das den Flickenteppich aus Einzelstrategien, sektorspezifischen Politiken und ausschließlich nachfrage- beziehungsweise versorgungsseitigen Einzelmaßnahmen ablöst. Dann klappt es auch mit einer sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Energiewende und dem Erreichen der Klimaschutzziele.




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