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Die Meinung
23. August 2021

Bürgerenergie-Offensive für Deutschland

Nach der Bundestagswahl braucht Deutschland dringend ein Update für die Bürgerenergie. Denn in den letzten Jahren wurden ihr unnötig Steine in den Weg gelegt. Dabei ist sie ein entscheidender Baustein für Klimaschutz und Energiewende.

Dr. Julia Verlinden, MdB und Sprecherin für Energiepolitik der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen

Dr. Julia Verlinden, MdB und Sprecherin für Energiepolitik der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen
Foto: Rainer Kurzeder

16 Jahre unionsgeführte Bundesregierungen haben der Energiewende in Deutschland die Dynamik geraubt und viele großartige Chancen einer erneuerbaren Energieversorgung ausgebremst. Ganz besonders gilt das für die Bürgerenergie: Motivation und Engagement vieler Menschen, Energiewende und Klimaschutz gemeinsam vor Ort voranzubringen, wurden systematisch behindert – mit zusätzlicher Bürokratie und neuen Abgaben – und vor allem durch fehlende politische Unterstützung. Zuletzt wurde das noch einmal deutlich, als sich die Bundesregierung bis zum Schluss dieser Wahlperiode weigerte, Vorgaben der Europäischen Union für mehr Bürgerenergie umzusetzen.

Nach der Bundestagswahl braucht Deutschland deshalb eine Offensive für die Bürgerenergie. Ein klares Bekenntnis durch alle politischen Ebenen zu Energiewende und Klimaschutz ist unabdingbar. Vor allem geht es aber um konkrete Instrumente und Maßnahmen, damit sich wieder viel mehr Menschen ohne bürokratische Hindernisse an der Energiewende beteiligen können.

Zu den vordringlichen Maßnahmen gehört eine funktionierende und sinnvolle Definition von Bürgerenergie im Gesetz, die Beseitigung der Hürden für Mieterstrom, Verwirklichungsmöglichkeiten für Bürgerenergieprojekte jenseits von Ausschreibungen sowie zielgerichtete Definitionen von Erneuerbare-Energien-Gemeinschaften und gemeinschaftlicher Eigenversorgung mit Erneuerbarer Energie.

Zusätzlichen Rückenwind könnten Energie-Gemeinschaften z.B. durch die Besserstellung bei Umlagen und Steuern bekommen. Auch ein bundesweiter Bürgerenergiefonds nach dem Vorbild Schleswig-Holsteins kann helfen, indem er die Anfangskosten in der unsicheren Projektphase absichert.

Wenn es möglich wird, überschüssigen Strom vom eigenen Solardach einfach mit der Nachbarin zu teilen, kann die Solaranlage ruhig etwas größer ausfallen. Wenn es einfacher wird, als Quartier einen Stromspeicher mit den Solaranlagen aus dem Kiez zu füllen, können Angebot und Nachfrage von sauberem Ökostrom besser aufeinanderpassen. Und durch die Mitgliedschaft in Erneuerbare-Energien-Gemeinschaften können auch alle diejenigen von den Vorteilen der Energiewende profitieren, die selbst kein Geld für die Investition in eine Solaranlage aufbringen können.

Die Stärkung der Bürgerenergie ist eine große Chance, die Begeisterung für die Energiewende wieder zu entfachen und beim Klimaschutz schneller voranzukommen. Jetzt muss das Jahrzehnt der Erneuerbaren Energien anbrechen. Die Bürger:innen dabei mitzunehmen, ist der einzig sinnvolle Weg.

Dr. Julia Verlinden ist Umweltwissenschaftlerin und seit 2013 Mitglied im Deutschen Bundestag. Sie ist Mitglied im Ausschuss für Wirtschaft und Energie und Sprecherin für Energiepolitik der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen.

 




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