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Die Meinung
17. November 2014

Klimaskeptiker sollten ins Mekong-Delta fahren

Gerade zurückgekommen vom deutsch-vietnamesischen Umweltgipfel in Hanoi lese ich vom Stillstand in Sachsen Klimaschutz in Brüssel. Die neue Formel lautet 40 27 27. Die Ziele, 40 % Co2-Einsparung bis 2030, 27% Erneuerbare Energien und 27% Energieeinsparung im Vergleich zu 1990 sind unambitioniert. Sie verniedlichen die dahinter stehenden Probleme.

Dr. Michael Zschiesche, VorstandsvorsitzenderUnabhängiges Institut für Umweltfragen (UfU)

Dr. Michael Zschiesche, VorstandsvorsitzenderUnabhängiges Institut für Umweltfragen (UfU)
Dr. Michael Zschiesche ist Vorstandsvorsitzender des 1990 gegründeten Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU). (Foto: UfU)
Dr. Michael Zschiesche ist Vorstandsvorsitzender des 1990 gegründeten Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU). (Foto: UfU)

17.11.2014 – Die Kompromissformel der EU-Regierungschefs, obgleich in einer harten und langen Verhandlungsnacht erreicht, drückt auch die Hilflosigkeit der Europäer in Sachen Klimaschutz aus. Wie zu lesen ist, verabschiedet sich die EU-Kommission von ehrgeizigen Klimaschutzzielen aus angeblicher Rücksicht vor der Wirtschaft und den Interessen einzelner Mitgliedstaaten allen voran Großbritannien und Polen.

Wie wirken diese Nachrichten im Rest der Welt, vor allem in jenen Ländern, die heute schon immer stärker spüren, dass die Klimafolgen nicht nur trockene Ergebnisse von Klimamodellrechnungen sind? Im Mekong Delta, Heimat von etwa 15 Millionen Einwohnern Vietnams, überflutet das Salzwasser immer größere Teile der Reisfelder. Die Flut erreicht zudem inzwischen Flussabschnitte, die bislang kein Salzwasser kannten. Die Folge ist, dass die Böden für die Landwirtschaft kaum noch taugen.

Gerade in den letzten Monaten haben viele Reisbauern hohe Ernteausfälle durch außergewöhnliche Niederschläge und steigende Fluten erlitten. Überraschend ist nicht, dass diese Ereignisse passieren, überraschend  ist, dass sie schneller und heftiger ausfallen als von allen erwartet. In Vietnam kennt man in der Landwirtschaft keine Subventionen. Für viele Bauern bedeutet der real existierende Klimawandel den Ruin. Der vietnamesische Umweltminister Nguyen Minh Quang hält 80% des Mekong-Deltas mittel- bis langfristig für verloren. So jedenfalls im Gespräch mit dem Staatssekretär des Bundesumweltministeriums Gunther Adler am 20. Oktober 2014.

Aber auch in Hanoi, hat man den Eindruck, ist der Mekong noch gefährlich weit entfernt. Ob die 80% zu hoch gegriffen sind, kann derzeit wohl niemand sicher bestätigen. Fakt ist, einen Plan für die Umsiedlung der Reisbauern hat in Hanoi niemand. Mit Planwirtschaft und Fünf-Jahrplänen wird man den aus dem Klimawandel resultierenden Problemen nicht wirklich beikommen. Die vietnamesischen Reisbauern werden weitgehend auf sich allein gestellt bleiben. Wie sie reagieren, wenn weite Teile der Böden für die Landwirtschaft unbrauchbar geworden sind, kann heute niemand absehen.

Wir in Europa sind für die Probleme, die der Klimawandel in Vietnam aber auch in anderen Staaten der Erde verursacht, sicherlich nicht direkt verantwortlich zu machen. Aber durch eine politische Agenda in der EU, die das Klimaproblem nur noch mittelwichtig priorisiert, wird man vietnamesischen Reisbauern kaum entgegnen können, wirklich alles getan zu haben, den Klimawandel zu begrenzen.

Dr. Michael Zschiesche ist Vorstandsvorsitzender des 1990 gegründeten Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU) in Berlin und Halle. UfU ist ein wissenschaftliches Institut und eine Bürgerorganisation. Es initiiert und betreut wissenschaftliche Projekte, Aktionen und Netzwerke, die öffentlich und gesellschaftlich relevant sind, auf Veränderung ökologisch unhaltbarer Zustände drängen und die Beteiligung der Bürger benötigen und fördern.




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b.r. 18.11.2014, 14:35:44

Alternative Antriebskonzepte, Motoren und Kraftstoffe gibt es schon über 100 Jahre. 1908, als Henry Ford sein berühmtes T-Model vorstellte, fuhr es schon mit Bioethanol. Schon damals haben die Ölkonzerne eine Einführung zu verhindern gewusst und Ford gezwungen, Motoren auf Benzin umzustellen. Seit 40 Jahren fahren Brasilianer nun schon mit Bioethanol, ohne Probleme für Motor und Technik.

 

Aber auf Grund der Ölkartelle und korrupter Kontrollorgane, ist man bei uns und den Rest der Welt gezwungen, Benzin zu benutzen. Die Konzerne sind hauptsächlich dafür verantwortlich, dass das Wasser was wir trinken, die Luft die wir atmen und die Nahrungsmittel, die wir essen, vergiftet sind. Diesen Leuten liegt nichts an der Welt, die sie zerstören. Nur an dem vielen Geld, das sie dabei verdienen.

 

Wie viele Ölkatastrophen, wie vielen Tankerhavarien verkraften wir noch? Millionen und aber Millionen Liter Öl zerstören z.Zt. die Meere und die vielen Lebensformen, die davon abhängen. Unter anderem das Plankton, dass 50 bis 70% des Sauerstoffs auf der Erde liefert. Es ernährt das ganze Ökosystem des Meeres, welches die Grundlage für die Ernährung unseres Planeten bildet. Aber das Plankton stirbt.

 

Ich hatte mal gedacht, ich gehe weit weg, irgendwo hin auf der Erde, weit weg von Industrie, Autos und stinkenden Städten. Aber diese Leute lagern ihren Giftmüll auf der ganzen Welt. Sie beeinflussen die Justiz und beherrschen auch die Gesetze. Ein Gesetz in den USA schreibt vor, keiner Firma darf eine Geldbuße von mehr als 25.000 USD pro Tag auferlegt werden.

 

Aber wenn eine Firma mehr als 10 Millionen am Tag damit verdient, tödliche Giftstoffe im Meer zu pumpen, dann ist das ein gutes Geschäft und sie werden damit weiter machen.

Sie beeinflussen die Medien um unsere Denkweise zu beeinflussen. Sie kriminalisieren Umweltschützer wenn sie ihre Meinung äußern wollen und wenn sie es trotzdem tun, werden sie als Spinner abgestempelt und lachen.


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