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Die Meinung
05. August 2019

Mehr Mut im Verkehrssektor

Ein effektiver Klimaschutz kann den Verkehrssektor nicht ausklammern. Vor diesem Hintergrund gewinnen alternative Antriebskonzepte immer mehr an Bedeutung. Sie allein können aber den Anstieg der CO2-Emissionen nicht aufhalten – weitergehende mobilitätspolitische Maßnahmen sind erforderlich.

Stefan Siegemund, Bereichsleiter (kommissarisch) Erneuerbare Energien und Mobilität, Deutsche Energie-Agentur (dena)

Stefan Siegemund, Bereichsleiter (kommissarisch) Erneuerbare Energien und Mobilität, Deutsche Energie-Agentur (dena)
Foto: Die Hoffotografen

05.08.2019 – Die Zahlen im dena-Monitoringbericht „Alternative Antriebe in Deutschland“ zeigen: Die Nachfrage nach Fahrzeugen mit alternativen Antrieben nimmt weiter zu. 2018 machte ihr Anteil an den PKW-Neuzulassungen in Deutschland erstmals mehr als 5 Prozent aus. Zum Vergleich: 2017 lag der Wert bei 3,4 Prozent. Im Januar und Februar 2019 setzte sich der Trend fort und der Anteil stieg noch einmal deutlich auf 7,8 Prozent.

Stärkstes Wachstum bei Erdgas- und Hybridfahrzeugen

Insgesamt steigerten sich die Neuzulassungen von Fahrzeugen mit alternativem Antrieb 2018 um 54,2 Prozent im Vergleich zu 2017. Erdgasfahrzeuge legten prozentual am stärksten zu: Ihr Absatz erhöhte sich um 190 Prozent auf über 10.000 Fahrzeuge. Auch Hybridfahrzeuge (ohne Ladestecker) verzeichnen ein deutliches Plus von fast 80 Prozent und bleiben mit knapp 100.000 Neuzulassungen die beliebteste alternative Antriebsart. Rein batterieelektrische Fahrzeuge legten um 44 Prozent auf gut 36.000 Pkw zu und haben damit erstmals einen Marktanteil von mehr als einem Prozent.

Hohe CO2-Emissionen in Deutschland

Das steigende Interesse an alternativen Antrieben ist ein Schlüssel für die Energiewende im Verkehr. Aber: Trotz der zuletzt positiven Entwicklung nahmen die durchschnittlichen CO2-Emissionen der in Deutschland neu zugelassenen Pkw im Jahr 2018 weiter zu und liegen deutlich über dem europäischen Durchschnitt. Dieser lag 2017 bei 118,5 g CO2/km. Die durchschnittlichen CO2-Emissionen in Deutschland lagen zwischen Januar bis September 2018 bei 132,2 g CO2/km und damit um 3,8 g höher als 2017.

Das liegt auch daran, dass immer mehr große, emissionsstarke Fahrzeuge wie Geländewagen und SUVs verkauft werden. Mit Blick auf die Treibhausgasminderungsziele ist das eine sehr bedauerliche Tendenz, da diese Fahrzeuge wahrscheinlich auch noch im Jahr 2030 auf Europas Straßen fahren werden.

Ziel der EU ist es, die durchschnittlichen CO2-Emissionen der europäischen Neuwagenflotte bis 2021 auf 95 g CO2/km (nach NEFZ-Prüfverfahren) zu senken. Bis 2030 sollen die Emissionen ggü. 2021 nochmals um 37,5 Prozent reduziert werden. Das lässt sich nur erreichen, wenn Fahrzeughersteller in den kommenden Jahren ein deutlich breiteres Angebot an elektrifizierten Fahrzeugen auf den Markt bringen. Gleichzeitig müssen Benzin-, Diesel- und Gasfahrzeuge im Durchschnitt effizienter werden.

Politik am Zug – Verbraucher in der Verantwortung

Die Umstellung der Antriebe allein wird jedoch nicht ausreichen, um die Emissionen bis 2030 deutlich zu senken. Auch die Kraftstoffe müssen „grüner“ und der Verkehr insgesamt effizienter werden. Die Nationale Plattform Zukunft der Mobilität und die Bundesregierung sollten daher ohne Vorbehalte alle wirksamen Maßnahmen zur CO2-Reduktion in Erwägung ziehen und diese hinsichtlich Wirksamkeit, Kosteneffizienz und Konsistenz zur langfristigen Zielerreichung prüfen. Außerdem gilt es, die Verbraucher stärker in die Verantwortung zu nehmen und gleichzeitig das Bewusstsein für die Chancen neuer Technologien und Mobilitätslösungen zu stärken.

Der Wandel von Antrieben und Kraftstoffen ist kein nationaler Alleingang, sondern ein globaler Trend, bei dem Deutschland eine Führungsrolle übernehmen sollte. Wenn die Klimaziele für das Jahr 2030 erreicht werden sollen, muss die Politik nachlegen und ehrgeizigere Maßnahmen umsetzen – und mit einer neuen Mobilitätspolitik inklusive Preissignalen und Ordnungspolitik gegensteuern.

Der Text ist auch im Print-Magazin emw erschienen.




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