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Die Meinung
09. Juli 2018

Gewerbeimmobilien und Klimaschutz: Risiken von morgen sichtbar machen

Gebäude sind für rund ein Drittel der gesamten deutschen CO2-Emmissionen verantwortlich. Davon wiederum entfällt knapp die Hälfte auf Gewerbeimmobilien. Doch vielen Unternehmern und Finanzinvestoren ist unklar, wie ihre Gebäude in Bezug auf die Klimaschutzziele dastehen.

Susann Bollmann ist Managerin Finanzierung von Energieeffizienz bei der DENEFF

Susann Bollmann ist Managerin Finanzierung von Energieeffizienz bei der DENEFF
Foto: © DENEFF

09.07.2018 – Das lässt nicht nur das Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestandes in weite Ferne rücken, sondern birgt auch enorme unternehmerische Risiken. Doch die Politik lässt die Immobilienhalter im Unklaren, welcher Beitrag von jedem individuellen Gebäude zu leisten ist. Ein kompaktes Exceltool der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e. V. (DENEFF), mit dem sich Einzelgebäude ebenso wie ganze Portfolios auf ihren aktuellen Klimastatus und zukünftige Investitionsbedarf hin abklopfen lassen, ist ein erster Schritt hin zu einer Neuorientierung in Richtung klimaneutrale Zukunft.
Trotz der Dringlichkeit besticht der Koalitionsvertrag vor allem durch Ambitionslosigkeit. Deutschland hat sich ambitionierte Energie- und Klimaziele gesetzt. Im Falle der 2020-Ziele werden diese absehbar krachend verfehlt werden. Umso wichtiger ist es mit Blick auf die mittel- und langfristigen Ziele nun, dass innerhalb aller Sektoren schnell gehandelt wird. Doch trotz der Dringlichkeit besticht der Koalitionsvertrag vor allem durch Ambitionslosigkeit. Signalwirkungen für die Steigerung der Energieeffizienz im Gebäudesektor, die zum Beispiel von einer Vorbildrolle der öffentlichen Hand ausgehen könnten, haben für die Bundesregierung keinerlei Priorität. Umso mehr gilt es deshalb, konkrete Angebote für Immobilienhalter zu schaffen, damit diese finanziellen Risiken aber auch die wirtschaftlichen Potenziale in ihrem Gebäudebestand kennenlernen.

Viele wissen nicht, welche Risiken bzw. Chancen durch den Klimawandel in ihren Immobilien schlummern. Wie könnte die Branche auf dem Weg hin zu einem klimaneutralen Gebäudebestand unterstützt werden? In intensivem Dialog mit Immobilienmanagern bestätigte sich, dass viele gar nicht wissen, welche Risiken beziehungsweise Chancen durch den menschengemachten Klimawandel in ihren Immobilien schlummern. Eigentlich sollten sie es: Einerseits, weil die Auskunftspflichten zur Klimawirkung von Unternehmen zunehmen. Andererseits muss, in Anbetracht der verfehlten Zielerreichung, zukünftig mit sich verschärfenden regulatorischen Anforderungen gerechnet werden, wie es etwa bereits in Frankreich, den Niederlanden oder UK der Fall ist. Hierzulande herrscht hingegen eine große Unsicherheit, was die Umsetzung der Klimaschutzziele angeht. Gemeinsam mit Mitgliedern der DENEFF und den Immobilieneigentümern haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, diesen Unsicherheiten zu begegnen, zum Beispiel mit einfachen Tools und Angeboten für Immobilienhalter. Gefördert wurde das Vorhaben vom Bundesumweltministerium.

 Ist mein Gebäude morgen noch 2-Grad-konform?

Im ersten Schritt unterstützt das gemeinsam mit großen Immobilienhaltern entwickelte kostenfreie Risikoanalyse-Tool bei der Bestandsanalyse: Wo stehen die Gebäude heute in Bezug auf die Klimaschutzziele? Welche zukünftigen Risiken schlummern in meinem Portfolio? Oder drohen sogar „Stranded Assets“, also Immobilien, die ihren Wert verlieren, weil sie zukünftigen Anforderungen nicht mehr genügen könnten? Welche Investitionen kommen dadurch in der Zukunft auf mich zu?

Herzstück ist eine Eingabemaske für die klimarelevanten Daten der einzelnen Gebäude. Das sind vor allem Fläche, Baujahr und Nutzungsart sowie die Energieverbrauchsdaten und Energieträger. Auf Basis dieser Daten errechnet das Tool für ein Gebäude oder ein ganzes Gebäudeportfolio den Zeitpunkt, ab dem sich sein Energieverbrauch und seine Treibhausgasemissionen ohne weitere Investitionen außerhalb des klimapolitischen Zielkorridors befinden, der durch die unter-2-Grad-Reduktionsziele vorgegeben ist. So erhalten Immobilienhalter schnell einen Überblick, ohne sich in quälenden Detailfragen zu technischen Spezifikationen verfangen zu müssen. Das excelbasierte Risikoanalyse-Tool ist eine Open-Source-Software, die Formeln und Annahmen sind also komplett transparent und für jeden nachvollziehbar. Das kostenfreie Excel-Tool kann unter www.finanzforum-energieeffizienz.de/toolbox heruntergeladen werden. Große deutsche Immobilienunternehmen haben das Tool bereits auf Herz und Nieren geprüft und für hilfreich befunden. Vor allem die schnelle Transparenz über den Gebäudebestand und etwaige Sorgenkinder im Portfolio sowie Anhaltspunkte für die nächsten Schritte, z.B. Beauftragung eines Energieberaters, wurden gelobt.




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