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Die Meinung
28. Januar 2019

Sparen bis das Klima kippt

Die Sparkassen kultivieren ein Image der netten Bank um die Ecke, ganz ohne Allüren. Wer etwas genauer hinschaut, entdeckt in ihren Fonds Investitionen in Rüstungsexporteure und Klimakiller – hier handeln sie nach ähnlichen Prinzipien wie Großbanken. Zeit für rote Linien.

Moritz Schröder-Therre, Pressesprecher urgewald e.V.

Moritz Schröder-Therre, Pressesprecher urgewald e.V.
Moritz Schröder-Therre ist Pressesprecher von urgewald e.V.
Foto: © Andreas Schoelzel

28.01.2019 – Die Aktion zielte mitten ins Herz der Nachwuchssparer. „Die Mission: Rettet Eisbär Mats“, so stand es Mitte Oktober letzten Jahres fettgedruckt auf einer Medieninformation der Sparkasse KölnBonn. Wovor musste der Eisbär gerettet werden? Klar, vorm Klimawandel. Die Sparkassen wissen genau, dass die Sorge der Menschen vor der Klimakrise wächst. Kurz nach dem deutschen Hitze-Extremsommer präsentierten sie bundesweit also „Eisbär Mats“ in ihren Filialen – Maskottchen des Weltspartags 2018. In einem Malwettbewerb durften die Kinder Mats vor den Folgen des Klimawandels retten, die großen Kunden konnten sich derweil von einem „verantwortungsbewussten Umgang mit Geld“ überzeugen. So sind sie die Sparkassen, kundennah, kümmernd, kuschlig wie ein Plüsch-Eisbär.

Es roch nach Ruß, als die Tausenden Delegierten durch das Stadtzentrum von Kattowitz strömten, knapp zwei Monate nach dem Weltspartag. Auch hier ging es um die Rettung des Klimas, die Stadt im Süden Polens war Ausrichter der 24. Weltklimaverhandlungen. Kuschlig war es nicht. Zu kalt, zu viel Smog. Die Polen hatten ihre Kohleöfen angeworfen – und dann waren da noch die zahlreichen Kohlekraftwerke der Region, die unablässig graue Rauchsäulen in den Himmel Schlesiens pumpten. Das Kraftwerk Jaworzno liegt keine 15 Kilometer entfernt von Kattowitz. Betrieben wird es von Tauron, zweitgrößter Energieversorger Polens, der 90 Prozent seiner Energie mit dem Verbrennen von Kohle erzeugt. Für Jaworzno möchte er einen weiteren Steinkohleblock bauen lassen. Dessen Klimaeffekt läge laut einer Schätzung bei knapp 5 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.

Was die Freunde von Mats überraschen wird: Mitbesitzer von Tauron ist der Fonds „Deka-BasisStrategie Renten“, ein Vorsorge-Produkt der Sparkassen.

Kohlefirmen wie Tauron sind hier und in anderen von Sparkassen angebotenen Fonds nicht ausgeschlossen, so wie auch bei anderen konventionellen Banken – trotz Klimakrise haben deren Fondsanbieter ihr Anlageverhalten nicht angepasst. In anderen Bereichen ist Deka Investment, die Fondsgesellschaft im Besitz der Sparkassen, strenger. Vereinzelt schließt sie Firmen mit umstrittenen Geschäftssparten aus, zum Beispiel Hersteller von Landminen und Streumunition oder die Spekulanten auf Grundnahrungsmittel. Da wundert es besonders, dass sie am größten Klimakiller Kohle festhält. Ganz im Gegensatz etwa zu den Nachhaltigkeitsbanken. Die haben auch bei Kohle längst rote Linien gezogen.

Wie gut, dass die Fondsgesellschaft der Sparkassen, die Deka, inzwischen auch dezidierte Nachhaltigkeitsfonds anbietet, könnte man meinen. Die sollten gemäß Bezeichnung frei sein von solchen klimaschädlichen Investitionen. Doch ein Blick in die online zugänglichen Porträts der Fonds „Deka Nachhaltigkeit Renten“ und „Deka Nachhaltigkeit Balance“ ergibt erneut Kohle-Treffer: Da wäre etwa Vedanta Resources, ein britischer Bergbaukonzern, der in indischen Minen jedes Jahr 6 Millionen Tonnen Kohle fördert. 96 Prozent seiner Energie erzeugt er mit dem besonders klimaschädlichen fossilen Brennstoff. Oder die japanische Sumitomo Corporation. Sie fördert 40 Millionen Tonnen Kohle pro Jahr und will ihren Kohlekraftwerkspark um 4.800 Megawatt ausbauen.

An solche Unternehmen denkt garantiert niemand, der sich den Werbefilm zu den Nachhaltigkeitsfonds auf der Webseite des Sparkassen-Fondsanbieters anschaut. Da sind vor allem eine Sonne, ein Baum und ein Windkraftwerk zu sehen.

Rüstungsfirmen sind laut Image-Film ausgeschlossen. Eine Behauptung, die sich beim Blick auf die gekauften Aktien ebenfalls nicht halten lässt: Thyssen Krupp taucht gleich mehrfach auf in den Nachhaltigkeitsfonds. Das liegt an einem Schwellenwert für Rüstungsgeschäfte, den der Konzern nicht erreicht: Hersteller werden erst ab einem Rüstungsumsatz von mehr als 5 Prozent ausgeschlossen.

Nur ändert das nichts daran, dass Thyssen Krupp einer der weltweit führenden Hersteller von Kriegs-U-Booten ist und auf Platz 53 der größten Rüstungshersteller weltweit liegt.

Konventionelle Deka-Fonds sind beim Thema Rüstung noch hemmungsloser, sie stecken das Geld der Kunden auch in berüchtigte Firmen wie BAE Systems, Northrop Grumman oder Rheinmetall – allesamt Lieferanten von Kriegsparteien im Jemen-Krieg.

Die Frage ist, warum die Sparkassen solche eindeutig unethischen Investitionen nicht konsequent ausschließen. Vor allem im Falle von Rüstungs-Aktien handeln sie laut Umfragen ganz und gar nicht im Sinne ihrer Kunden.

Als Reaktion auf die laufende urgewald-Protestkampagne gibt der Sparkassen-Fondsanbieter immer wieder an, es gehe ihm um Einfluss bei solchen Unternehmen. „Wir wollen auf eine verantwortungsvolle Unternehmensführung hinwirken“, heißt es unter anderem. Skandalumwitterte Unternehmen möchte Deka also von innen verändern, mithilfe der gehaltenen Aktien.

Bloß, wie wahrscheinlich ist es, dass Rheinmetall aufgrund kritischer Bemerkungen eines Investors aufhört sein Kriegsgerät an kriegführende Länder zu liefern? Wie wahrscheinlich ist es, dass RWE, eine weitere Deka-Beteiligung, aufgrund von Investorendruck sein Kerngeschäft Kohle aufgibt? Daran haben sich schon andere Investoren in zahllosen Dialogen die Zähne ausgebissen, ohne dass RWE bis heute eine klare Kohleausstiegsstrategie vorgelegt hätte.

Es ist vorstellbar, dass Deka versucht Allianzen mit anderen Investoren zu schmieden, um Rheinmetall und RWE zum Umlenken zu drängen, doch von solchen ethisch getriebenen Initiativen ist bisher nichts zu erkennen. Da die Kritik absehbar ins Leere läuft, sollte Deka also ehrlicherweise aussteigen. Bei den uneinsichtigen Konzernvorständen würde das die Sorgen um ihr Image in der Finanzwelt stark wachsen lassen.

Deka und die Sparkassen hingegen würden mit einem Schlag mehr Glaubwürdigkeit gewinnen.

Fluffige Klima-Mottos zum Weltspartag reichen nicht mehr. Uns allen läuft die Zeit davon im Ringen um die Wende beim weltweiten CO2-Ausstoß. Klimakiller wie Tauron, Vedanta und RWE passen nicht in die Portfolios der Investoren von morgen. Genauso wenig Kriegslieferanten wie Rheinmetall, BAE Systems oder Northrop Grumman. Jetzt wird es ernst, liebe Sparkassen: „Die Mission: Rettet Eisbär Mats! Und rettet euer Image!“

Moritz Schröder-Therre ist Journalist und seit 2015 Pressesprecher von urgewald e.V.




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