Menü öffnen

Die Meinung
22. Januar 2018

Tierhaltung auf die Klimaschutzagenda!

Trotz ihrer großen Bedeutung spielen Treibhausgase aus der landwirtschaftlichen Tierhaltung bei internationalen Klimaschutzverhandlungen sowie den deutschen Umsetzungsstrategien der Pariser Klimaziele bislang kaum eine Rolle. Das muss sich ändern, wenn Deutschland seine langfristigen Klimaschutzziele erreichen will.

Felix Domke, Politik-Referent ProVeg Deutschland e. V.

Felix Domke, Politik-Referent ProVeg Deutschland e. V.
Foto: Felix Domke ist Politik-Referent bei ProVeg Deutschland e. V.
Felix Domke ist Politik-Referent bei ProVeg Deutschland e. V. (Foto: © ProVeg)

22.01.2018 – Bislang arbeitet die Landwirtschaft weitgehend unterhalb der klimapolitischen Aufmerksamkeitsschwelle. Zu Unrecht: Ein im letzten Jahr veröffentlichtes Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) beziffert den Anteil der ernährungsbedingten Emissionen auf rund 25 Prozent der gesamten Emissionen Deutschlands, davon sind zwei Drittel ursächlich tierischen Produkten zuzuschreiben. Global gesehen ist die Tierhaltung laut Food and Agriculture Organisation (FAO) der Vereinten Nationen für 14,5 Prozent der anthropogenen Treibhausgasemissionen verantwortlich.

Das Grundproblem bei der Erzeugung tierischer Lebensmittel ist die relativ ineffiziente Umwandlung von pflanzlichen zu tierischen Kalorien, die große Mengen Futtermittel verschlingt. Dies ist auch der Grund, warum mit effizienzsteigernden Maßnahmen nur bedingt bessere Treibhausgasbilanzen erreicht werden können. In Deutschland rechnet das BMEL den Beitrag der Landwirtschaft zur Klimaerwärmung bislang klein. Dies liegt auch daran, dass die CDU/CSU-Fraktionen, das BMEL und der Deutsche Bauernverband, die Lobbyorganisation der deutschen Agrarwirtschaft, personell und ideologisch eng miteinander verflochten sind. Dass die Produktion relativ klimaschädlicher Tierprodukte in diesen Kreisen kein beliebtes Gesprächsthema ist, liegt darin begründet, dass sogenannte Nutztiere jeden zweiten Euro in der deutschen Landwirtschaft “erwirtschaften”.

Bislang stagnieren im Bereich Landwirtschaft die Bemühungen in puncto Klimaschutz. Zuletzt wurde über den Sektor im Zuge der Verhandlungen zum deutschen Klimaschutzplan 2050 gestritten. Dieser formuliert die langfristige nationale Strategie zur Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens. Das Bundesumweltministerium, das federführend den Klimaschutzplan entworfen hatte, setzte dabei progressive Impulse in der Debatte und forderte in einem ersten Entwurf unter anderem eine Halbierung des Fleischkonsums und einen Abbau der Tierbestände. Leider waren diese Punkte aufgrund der Blockadehaltung des BMEL, anderer Ministerien und des Kanzleramtes im endgültig beschlossenen Klimaschutzplan nicht mehr enthalten.

Die Zivilgesellschaft lässt sich davon jedoch nicht einschüchtern: In einem jüngst veröffentlichten Klimaschutz-Sofortprogramm, das ProVeg (ehemals Vegetarierbund Deutschland) zusammen mit 67 anderen Nichtregierungsorganisationen, darunter Greenpeace, BUND und WWF, vorgelegt hat, wird unter anderem die „Eindämmung und Rückführung der industriellen Massentierhaltung, der Fleischüberproduktion einerseits und des Fleischexports andererseits [...]“ gefordert. Es geht jetzt um eine rasche Trendumkehr, erste Erfolge und die richtigen Weichenstellungen für die nächsten Jahrzehnte. Dass dies von einem breiten zivilgesellschaftlichen Bündnis deutlich gemacht wird, ist auch ein wichtiges Signal an die zukünftige Bundesregierung.

Um mehr Aufmerksamkeit auf den „vergessenen Sektor” zu lenken, sind wir mit politischer Arbeit und Öffentlichkeitsarbeit, wie Kampagnen und Petitionen aktiv, zuletzt auf der Weltklimakonferenz COP 23 in Bonn. Auch wenn der Thematik aktuell noch nicht die notwendige Aufmerksamkeit zukommt: In Zukunft muss sich dies ändern, wenn Deutschlands verbleibendes Treibhausgas-Budget nicht mehr und mehr von Fleisch, Milchprodukten und Eiern “gefressen” werden soll.

Felix Domke ist Politik-Referent bei ProVeg Deutschland e. V. (ehemals Vegetarierbund Deutschland). ProVeg setzt sich für eine Reduktion des Konsums tierischer Produkte ein.




Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

(wird nicht veröffentlicht)
max 2.000 Zeichen


energiezukunft