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Die Meinung
13. Oktober 2014

Wir brauchen eine IG ENERGIEWENDE!

110 Mitarbeiter der Wuppertaler Stadtwerke bangen um Ihre Jobs in den GuD-Kraftwerken Barmen und Elberfeld. Ver.di versucht mit einem Kapazitätsmarkt die eigenen Reihen zu mobilisieren. Das ist nicht ehrlich, denn ein Kapazitätsmarkt ist keine Beschäftigungsgarantie.

Robert Doelling, Social Media Manager DAA GmbH

Robert Doelling, Social Media Manager DAA GmbH
Robert Doelling ist Energieblogger und betreibt das Portal energie-experten.org. (Foto: Robert Doelling)
Robert Doelling ist Energieblogger und betreibt das Portal energie-experten.org. (Foto: Robert Doelling)

13.10.2014 – Ich war schon ein bisschen geschockt als ich las, dass die GuD-Kraftwerke in Barmen und Elberfeld kurz vor der Insolvenz stünden. Denn gerade solche Kraftwerke sollten im Zuge der Energiewende die fluktuierende Ökostromerzeugung klimafreundlich und flexibel ergänzen. Dass nun das Marktumfeld nicht nur die vielen Solarteure und viele andere Akteure der Energiewende hart trifft, sondern auch die Wuppertaler Stadtwerke, denen die beiden GuD-Kraftwerke gehören, sozusagen als „Zulieferer der Energiewende“, ist eine herbe Enttäuschung.

Dass man dann für den Erhalt der knapp 110 Arbeitsplätze kämpft und auf die Straße geht fand ich dann nur mehr als nachvollziehbar und den Demonstranten gehört meine volle Anerkennung. Unter dem Motto „Gut wenn man Reserven hat“ forderten ver.di, der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) und die Wuppertaler Stadtwerke, dass der Betrieb solcher Anlagen über die bereitgestellte Leistung und nicht wie bisher über die erzeugte Strommenge vergütet wird. Dies sichere die Arbeitsplätze und die Stromversorgung.

Für mich ist das natürlich nachvollziehbar, dass man sowas fordert. Ich würde auch gerne für meine reine Anwesenheit bezahlt werden. Doch selbst wenn ein solcher Kapazitätsmarkt käme, so wird dieser nicht dafür sorgen können, dass alle konventionellen Bestandskraftwerke, die heute und zukünftig in finanzielle Schwierigkeiten geraten, dadurch auf lange Sicht vollständig alle Kosten werden decken können. Denn eines ist auch beim Kapazitätsmarkt klar: dass nur die Kapazität vorgehalten wird, die auch gebraucht wird. Und wie viel das sein könnte ist heute noch völlig unklar.

Dieser Zusammenhang sollte auch den Organisatoren des Demonstrationstages klar sein. Für den Fortbestand von Arbeitsplätzen zu demonstrieren ist unbestreitbar ein wertvoller Bestandteil unserer Demokratie. Nur mit einem vagen Kapazitätsmarkt dafür zu werben, ist meines Erachtens nicht ehrlich zu den Demonstranten. Ehrlicher wäre es gerade für die Betreiber von GuD-Kraftwerken, in Berlin für die konsequente Fortführung der Energiewende, für ein entsprechendes KWK-Gesetz und für einen funktionierenden Emissionshandel und Strommarkt zu kämpfen.

Auf den Punkt bringt es Hermann Falk, Geschäftsführer des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE): „Wir sollten nicht Arbeitnehmer in alten und jungen Branchen gegeneinander ausspielen.“ Das sehe ich ähnlich. Ein Kapazitätsmarkt wäre ein Gegeneinander durch eine Verlangsamung und Verteuerung der Energiewende. Eine konsequente Energiewende wäre ein Miteinander, bei dem Erneuerbare und GuD-Kraftwerke wirtschaftlich miteinander kombiniert werden könnten.

Ein solches Miteinander wurde auch erst kürzlich von Hermann Albers, Präsident des Bundesverband WindEnergie e.V., angeregt, der die einzelnen erneuerbaren Fachverbände unter dem Dach des BEE sammeln will. Statt eines "neuen" Verbandes sollte ein solcher Zusammenschluss aber besser nach Interessengruppen wie den Arbeitnehmern erfolgen. Eine starke IG ENERGIEWENDE könnte dann für alle wirtschaftlich an der Energiewende beteiligten Arbeitnehmer in Berlin und in den Ländern für verlässliche Rahmenbedingungen mit ehrlichen Argumenten kämpfen.

Robert Doelling ist Social Media Manager bei der DAA GmbH in Hamburg und betreut die Portale heizungsfinder.de und solaranlagen-portal.com. Privat engagiert sich Robert Doelling als Energieblogger und betreibt das Portal energie-experten.org, ein unabhängiges Expertenportal und Fachmedium zu allen Themen der Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien.




Kommentare

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Thorsten Zoerner 13.10.2014, 11:23:17

Um GuD-Kraftwerke überhaupt in einen Kapaziztätsmarkt aufnehmen zu können, müssen diese eine deutlich höhere Zuverlässigkeit haben, als dies aktuell der Fall ist. Schaut man auf die Ausfälle und deren Verlauf in den letzten Monaten, dann sieht dies doch etwas so aus, als ob man sich schon zu weit "krank gespart" hat. Ein Druck von Ver.di ist nachvollziehbar - Feuerwehr und Rettungsdienst, Polzei und Wachschutz sind gelungene Beispiele, bei denen man für "Anwesenheit" bezahlt wird. Für den Strommarkt will man aber vielleicht auch für die Anwesenheit von Windstrom etwas zahlen. Das Hybrid-Strommarkt-Modell bringt hier den Ansatz, den man sich einmal ansehen sollte...


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