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Nachgefragt
07. September 2021

Schlagkraft für den Klimaschutz

Die Macher:innen des Projekts Clubtopia bieten Beratungen und Kurse für Clubbetreiber an, wie sie ihre Parties nachhaltiger gestalten können. Nun hat Clubtopia einen Code of Conduct – eine freiwillige Selbstverpflichtung – ins Leben gerufen, mit dem Clubs Klima- und Umweltschutz in ihrer ganzen Bandbreite umsetzen können. Kira Taige, eine der Initiator:innen, über Wege zu Emissionseinsparungen und die Schlagkraft von Clubs.

Kira Taige, Clubliebe e.V.

Kira Taige, Clubliebe e.V.
Eine Frau mit dunklen Haaren und schwarzen Mantel vor einer weißen Tür
Bild: privat

Für den Klimaschutz ist die Vermeidung von Emissionen elementar. Wo und wie können Clubs Emissionen einsparen?

Es ist wichtig das ganzheitlich zu betrachten und die vielen verschiedenen Akteur:innen, die die Clubs mit Leben füllen, einzubeziehen. Eine wichtige Stellschraube ist die Mobilität. Wie werden etwa die Getränke zu den Clubs geschafft, wie reisen die DJs, wie die Gäste dorthin? Clubs können sich zusammentun, sodass etwa die Getränkelieferant:innen nicht jeden Veranstaltungsort einzeln anfahren, sondern dies gebündelt, zu gemeinsam festgelegten Zeiten tun. Für die DJs könnte es von Clubseite aus Anreize geben auf kürzeren Strecken mit der Bahn statt mit dem Flugzeug zu kommen. Auch hier könnten sich Clubs zusammentun und DJs für ein Wochenende gemeinsam buchen, sodass sie oder er an einem Wochenende in mehreren Clubs in einer Stadt spielen kann. Für Gäst:innen könnte es einen Anreiz geben mit dem Fahrrad zu kommen, indem Fahrradständer ausgebaut werden oder sie ihren Fahrradhelm kostenlos an der Garderoben abgeben können.

Was ist mit Energieeffizienzmaßnahmen?

Von der einzelnen Lampe, über den Kühlschrank bis zur kompletten Soundanlage lässt sich vieles austauschen, wenn energieeffizientere Geräte verfügbar sind. Man muss aber bedenken, dass Clubs oft genug Zwischennutzungen sind. Das heißt sie sind nur für begrenzte Zeit in einer Location. Da stellt sich natürlich die Frage, ob es Sinn macht eine Anlage komplett auszutauschen. Deshalb müssen hier andere Möglichkeiten gefunden werden.

Nutzen denn viele Berliner Clubs Ökostrom?

Einige tun es auf jeden Fall, bei anderen sind wir in Gesprächen diesbezüglich. Es ist natürlich eine Klimaschutz-Maßnahme, die sich in vielen Fällen sehr einfach umsetzen lässt. Aber es gibt auch einige Clubs, die in Stromverträgen festhängen, da ihnen zum Beispiel der Veranstaltungsort selbst gar nicht gehört. Teilweise sind die Gebäude auch im Besitz der Stadt und die bestimmt über den gelieferten Strom. Da versuchen wir zum Teil direkt an die Verantwortlichen der Stadt heranzutreten und Lösungen zu finden.

Nun gibt es aber auch Emissionen, die lassen sich nicht vermeiden. Gibt es dahingehend Überlegungen für Kompensationsmaßnahmen?

Wir sind im Gespräch mit verschiedenen Akteur:innen, um Kompensationen von Treibhausgasemissionen möglichst regional, in der Nähe der Clubs, umzusetzen. Dazu können wir hoffentlich in nächster Zeit neues vermelden. Ansonsten schauen wir auch was sich in den Clubs selbst umsetzen lässt. Dachbegrünungen bieten etwa eine Möglichkeit.

Diese und andere Maßnahmen sind aber erstmal mit zusätzlichen Kosten für die Clubs verbunden.

Das ist natürlich ein schwieriges Thema. Durch die Coronakrise sind viele Clubs ohnehin angeschlagen. Während Großkonzerne in der Pandemie mit Handschlag Millionen an Zuschuss erhalten, blieb bislang für die Clubs wenig übrig. Dabei waren die Clubs die ersten die zumachen mussten und die letzten die wieder aufmachen dürfen. Das Projekt Clubtopia soll helfen, dass die Clublandschaft sich beim Thema Nachhaltigkeit besser vernetzt und mit einer lauten Stimme sprechen kann. So lassen sich möglicherweise zusätzliche Förderungen vom Staat akquirieren.

Welches Potenzial haben Clubs Klima- und Umweltschutz sichtbar zu machen?

Ich denke das hat eine unglaubliche Schlagkraft. Clubs haben teilweise einen Durchlauf von mehreren tausend Gäst:innen an einem Wochenende. Da kann man sehr viel kommunizieren. Wenn man zum Beispiel Wasserhähne so einstellt, dass sie nicht durchlaufen können und das mit einem Schild daneben kommuniziert, dann kann das schon sehr einprägend sein. Im Arbeitsalltag hetzen wir oft von Termin zu Termin und können und wollen uns nicht auf neue Vorschläge für Klima- und Umweltschutz einlassen. In einem Freizeitkontext jedoch, wie sie ein Club bietet, können sich die Menschen viel besser darauf einlassen. Auch das gemeinsame Erleben nachhaltiger Aspekte mit Freunden kann enorm helfen.

Was sind die nächsten Schritte?

Einige Berliner Clubs, wie das Schwuz, die Rummelsbucht und das Yaam haben bereits den Code of Conduct unterschrieben. Mit vielen anderen sind wir im Gespräch. Zwar setzen einige Clubs schon Maßnahmen für Klima- und Umweltschutz um, aber tragen dies noch nicht so nach außen. Hier versuchen wir die angesprochene Schlagkraft, die Clubs haben, zu kommunizieren. Jetzt, wo die Clubs in Berlin und anderswo wieder aufmachen dürfen, wollen wir vermitteln, dass es auch ein Neustart für eine nachhaltige Clubkultur sein kann. Neben Berlin sind wir im Gespräch mit Clubbetreibern weiterer Städte. Es ist meine große Hoffnung, dass wir klima- und umweltfreundliches Handeln in der Clubszene über Ländergrenzen hinweg in die Welt hinaustragen können. 

Das Interview führte Manuel Först

Clubtopia ist ein Kooperationsprojekt vom BUND Berlin e.V., der clubliebe e.V. sowie der Clubcommission Berlin und wird gefördert von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz.

In Zusammenarbeit mit weiteren Partnern hat Clubtopia den Code of Conduct ins Leben gerufen und dazu die Website www.zukunft-feiern.de kreiert, auf der sich interessierte Clubs informieren und melden können.


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