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Nachgefragt
20. Februar 2018

Startup-Interview Folge #7: Solaga

Der siebte und letzte Teil unserer Startup-Serie befasst sich mit Solaga, das ein Verfahren zur Transformation von CO2 zu Biogas entwickelt hat. Mitbegründer Johann Bauerfeind erklärt uns, wie die Herstellung von Biogas aus Bakterien funktioniert und wie dadurch die Energiewende vorangebracht werden kann.

Solaga entwickelt Biogas aus Bakterien (Foto: © Solaga)
Solaga entwickelt Biogas aus Bakterien (Foto: © Solaga)

20.02.2018 – Das Team von Solaga hat die Vision von grünen Städten. Dafür entwickelt das Startup lebende Fassaden und Installationen, welche die Luftschadstoffe reduzieren, Energie produzieren und das Stadtbild nachhaltig verändern können. Zentraler Bestandteil sind dabei Algenteppiche, die zur Reduzierung von Schadstoffen genutzt werden und in ein künstliches Ökosystem zur biologischen Sequestrierung und Transformation eingebunden sind. Dafür kombiniert Solaga spezialisierte Mikroalgen mit einer robusten Verfahrenstechnik, die sicher CO2, Wasser und Sonnenlicht in einfach speicherbares Biogas umwandelt.

Wie ist eure Idee für Solaga entstanden?

Mein Mitgründer Ben und ich haben uns in einem Forschungsprojekt an der TU Berlin kennengelernt. Er war als Biologe schon lange von Cyanobakterien fasziniert. Mir selbst wurde als Verfahrenstechniker und Forscher im Bereich der „Synthetischen Biologie“ schnell bewusst, wie elegant die verfahrenstechnische Umsetzung dieses neuen Konzeptes war. Daraus wurde damals erst ein Exist-Stipendium, dann ein Patent und mittlerweile ist auch KICInnoEnergy als Erstinvestor mit dabei.

Ist die Biogasherstellung aus Bakterien der Schlüssel für die Energiewende?

Der Schlüssel zu Energiewende ist die Kopplung verschiedener regenerativer Energiesysteme. Im Alltag sind hohe Anforderungen an unsere Energieinfrastruktur gesetzt, die derzeit am bequemsten mit fossilen Energieträgern erreicht werden. Grundsätzlich gibt es schon lange eine Biogasherstellung mit Bakterien. Aber das verfahrenstechnische Konzept zur Transformation von CO2 zu Biogas in einem geschlossenen Kreislauf ist radikal neu und ermöglicht eine komplett neue Flexibilität in der Nutzung von Biogas als CO2-neutrale Alternative für die bestehende Gasinfrastruktur.

Kann eure Erfindung auch im privaten Hausgebrauch eingesetzt werden?

Ja, wir arbeiten stark daran, die Öffentlichkeit für die Nutzung von lebenden Systemen im Alltag zu sensibilisieren. Es wird noch bis 2019 oder 2020 dauern, bis wir genügend Daten bei unseren Pilotprojekten wie z.B. auf dem Dach der Ufa-Fabrik Berlin gesammelt haben, um unseren Kunden eine stabile Kalkulation für den realen Energieertrag geben zu können. Deshalb sind wir auch immer an Kooperationen mit Pilotpartnern interessiert, um noch mehr Daten sammeln und unsere Technologie optimieren zu können.

Ist solares Biogas schon konkurrenzfähig?

Es kommt darauf an. Für die Skalierung auf den Kilowattstundenpreis fehlen uns ausreichende Daten. Wenn es um die technologische Möglichkeit geht, aus Abgasen oder atmosphärischem CO2 Biogas mit einem geringen CO2-Fußabdruck herzustellen, sind wir einzigartig.

Woher stammen die Mikroorganismen zur Biogasherstellung?

Wir nutzen eine spezielle Auswahl von natürlichen Mikroorganismen, die in lokalen Ökosystemen wie Seen vorkommen.

Wird euer System bereits in der Praxis verwendet?

Im Jahr 2017 haben wir den ersten Mikroalgenfreifeldversuch unternommen, um die Engpässe identifizieren zu können. Dieses Jahr steht der Feldversuch für die kombinierte Biogasproduktion an. Dafür haben wir vom Berliner Senat eine Forschungsförderung bekommen.

Was sind bisher eure größten Hindernisse?

Obwohl wir bereits in neue und größere Räume umgezogen sind, brauchen wir zurzeit immer noch mehr Kapital und Fachpersonal, um das technische Potenzial unserer Systeme völlig ausschöpfen zu können. Der Fachkräftemangel macht sich leider auch im Startup-Bereich bemerkbar.

Was verbraucht am meisten Energie bei der Gründung eines Startups?

Am meisten Kraft raubt die Tatsache, dass in unserer Gesellschaft zwar eine enorme Nachfrage nach innovativen und sauberen Lösungen existiert, die Unterstützung von wirklich innovativen Ansätzen durch flexible Fördermechanismen dennoch kaum gegeben ist. In Deutschland raubt allein die administrative Arbeit als Startup ein Großteil der Zeit, die man eigentlich lieber für die Suche nach talentierten Ingenieuren nutzen würde.

Bei unserer Startup-Serie stellen wir sieben unterschiedliche junge Unternehmen vor, die bei einem Startup-Pitch am 22. Februar beim Neujahrsempfang des Bundesverbands Erneuerbare Energie gegeneinander antreten. Im Nachgang der Veranstaltung werden wir dann über den glücklichen Gewinner berichten.


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