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Die Stromer-Zukunft jetzt mit einplanen

Kommunale Unternehmen wie die Kölner Rheinenergie setzen stark auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur, auch in Quartieren. Bei Eigentümergemeinschaften ist es wichtig, das notwendige Einverständnis der Miteigentümer für den Einbau der Ladesäulen einzuholen. (Foto: Rheinenergie)
Kommunale Unternehmen wie die Kölner Rheinenergie setzen stark auf den Ausbau der Ladeinfrastruktur, auch in Quartieren. Bei Eigentümergemeinschaften ist es wichtig, das notwendige Einverständnis der Miteigentümer für den Einbau der Ladesäulen einzuholen. (Foto: Rheinenergie)

Die Integration der Elektromobilität in die Quartiersentwicklung liegt im Trend. Dabei gilt es jedoch einiges zu beachten. Wichtigste Grundregel ist, Reserven bei der Netzanschlussleistung, der Zahl der elektrifizierten Stellplätze sowie Ladelastmanagement und Speicher gleich mit einzuplanen.

02.02.2018 – „Ladeinfrastruktur ist ein Business Case. Die Amortisation ist jedoch stark abhängig von der Entwicklung der Elektromobilität insgesamt und dem Standort“, sagt Adrian Bolz, Sprecher von Rheinenergie. An 85 Standorten betreibt das kommunale Kölner Unternehmen derzeit öffentliche 130 Ladesäulen mit 230 Ladepunkten und einem eigenen Abrechnungssystem. Getankt wird mit 100 Prozent Ökostrom. Immer wichtiger wird hierbei auch die Integration der Stromtankstellen in Quartiere. „Mieter und Besitzer verlangen zunehmend eine entsprechende Infrastruktur“, so Bolz. So installierte die Rheinenergie in der Stegerwaldsiedlung zwei Ladesäulen mit vier Ladepunkten à 22 Kilowatt (kW(. Drei Ladesäulen mit je sechs öffentlich zugänglichen Ladepunkten und zwölf Heim-Tank-E-Lademöglichkeiten mit ebenfalls je 22 kW sollen auf dem Lindgens-Areal eingerichtet werden. Daneben sind weitere Ladesäulen für E-Carsharing geplant. Das neue Quartier in einem ehemaligen Hafenareal ist auf 358 Wohneinheiten ausgelegt.

Zusätzliche Leerrohre gleich mitverlegt

Die Kölner denken dabei die Zunahme der Elektromobilität gleich mit. Im Regelfall werden zusätzliche Leerrohre mitverlegt, um künftig mehr E-Stellplätze bedienen zu können. „Üblicherweise sind unsere Ladesäulen zudem mit einem integrierten Lademanagementsystem ausgestattet. Dies ermöglicht den Ausbau der Standorte ohne größeren Aufwand“, erzählt Bolz. Denn die Software hilft Ladespitzen auszugleichen und so Netzengpässen vorzubeugen. „Sofern nur ein Ladepunkt realisiert wird, setzen wir meist auf Hardware, die mit einem Lademanagement kompatibel ist“, ergänzt Bolz. Dennoch wurde das Stromnetz in der Stegerwaldsiedlung aus den 1950er Jahren schon mal vorsorglich für rund 5.000 Euro aufgerüstet, um einen künftig steigenden Ladebedarf abzudecken. Bei einem Standardnetzanschluss kalkulieren die Kölner pro Ladesäule rund 11.000 Euro.

Wallboxen mit integriertem Lademanagement in Aachen

Auf rund durchschnittlich 13.000 Euro veranschlagt die Stawag eine Ladesäule. „Die Kosten für Tiefbau und Netzanschluss können jedoch auf Grund der örtlichen Gegebenheiten stark variieren“, sagt Tobias Fischer, Vertriebskoordinator Elektromobilität. 32 öffentliche Ladesäulen mit rund 70 Ladepunkten (mit je 22 kW) betreiben die Aachener. Sie sind alle in den kommunalen Verbund Ladenetz.de eingebettet und Roaming-fähig. „Wir haben schon seit einiger Zeit auch verstärkt Anfragen für die Einrichtung von Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern und auch größeren Wohngebieten“, berichtet Fischer. Für private Stellplätze, beispielsweise in Tiefgaragen, bietet die Stawag ausschließlich Wandladestationen an, da diese mit rund 700 Euro wesentlich günstiger sind und weniger Intelligenz für eine Backendanbindung oder die Abrechnung benötigen. „Sollte aufgrund örtlicher Gegebenheiten keine Wandmontage möglich sein, können die Wallboxen auch freistehend auf Stelen montiert werden“, sagt Fischer. Um für die Zukunft gerüstet zu sein und auch bidirektionales Laden zu ermöglichen, installieren die Aachener ausschließlich Wallboxen mit integriertem Lademanagement. Entsprechende Ladesäulen seien ihm allerdings bisher nicht bekannt, ergänzt Fischer. „Doch derzeit haben wir noch ordentliche Puffer im Netz“.

Alzeyer setzen auf Zukunftsinvestitionen

„Derzeit ist die Netzanschlussleistung bei uns noch kein Problem“, sagt auch Marcus Wagner, Leiter Vertrieb bei ERP in Alzey. „Doch wenn die E-Mobilität immer weiter zunimmt, wird sich dies ändern, dann brauchen wir Investitionen in Smart Grids, intelligente Ladesteuerung und Speicher“, ergänzt er. Acht öffentliche Ladesäulen mit 16 Ladepunkten a 22 kW im Stadtgebiet betreibt das Mitgliedsunternehmen der Thüga-Gruppe derzeit. Darüber hinaus wird die Ladeinfrastruktur in mehreren Quartieren auch außerhalb des Grundversorgungsgebiets aufgebaut. Kombiniert ist dies jeweils mit Energiecontracting und dezentralen Versorgungskonzepten mit BHKWs und Mieterstrom. So sind in im Mainzer Heiligkreuz-Quartier (168 Wohneinheiten, 252 Tiefgaragen Parkplätze) vier Wandladestationen installiert, im Mainzer Göttelmann-Quartier (68 Wohneinheiten, 120 Tiefgaragen Parkplätze) sechs. Momentan entwickelt ERP das Quartier Salinenpark in Bad Kreuznach mit 59 Wohneinheiten und 89 Tiefgaragen Parkplätzen, wo vier Wallcharger und eine Ladesäule mit insgesamt sechs Ladepunkten vorgesehen sind. Die Kosten pro Ladesäule veranschlagen die Alzeyer auf 5.000 bis 6.000 Euro plus 1.000 bis 3.000 Euro Anschlusskosten, die Kosten pro Wandladestation mit Abrechnungssoftware auf 800 Euro. Doch ein Business-Case sind die Aktivitäten rund um die E-Mobilität bei den derzeitigen Nutzerzahlen laut Wagner noch längst nicht.

Quote für E-Parkplätze treibt Nachfrage

„Derzeit erreichen uns immer wieder Anfragen von Projektentwicklern und Interessenten, die ganze Parkhäuser, Einkaufszentren oder gemischt genutzte Flächenkonzepte elektrifizieren müssen oder möchten“, berichtet Mainova-Sprecher Sven Birgmeier. Denn in Hessen sind laut Landesrecht bei Parkflächen im Neubau fünf Prozent der Stellflächen für elektrische Fahrzeuge vorzuhalten. Innerhalb der vergangenen neun Monate sind Anfragen für mehrere hundert Ladepunkte bei der Mainova eingegangen. Realisiert worden seien davon allerdings bisher nur wenige, weil viele Projektentwickler die Freigabe von Fördermitteln durch den Bund abwarteten. Immer mehr im Trend liegt auch die Einrichtung von privaten oder halb-öffentlichen E-Tankstellen auf Firmen- und Kundenparkplätzen. „Wir haben bereits jetzt darauf reagiert. Unser Portfolio umfasst beispielsweise sogenannte Stromtankboxen. Diese werden gerade um eine smarte Lösung erweitert. Mit der ist es dann möglich, Ladevorgänge verbrauchsgenau zu erfassen, per App zu visualisieren und auch abzurechnen“, so Birgmeier. Allerdings ist die Ladeinfrastruktur von Mainova derzeit noch nicht an einen Roaming-Verbund angeschlossen, das Auswahlverfahren läuft momentan.

Abgestimmtes Ausbauszenario nötig

Die BS Energy in Braunschweig setzt ebenfalls verstärkt auf das E-Laden. Zusammen mit der Stadt betreibt das Unternehmen 20 öffentliche Ladesäulen mit 42 Ladepunkten mit kombinierter DC/AC -Ladetechnik (50 kW/22kW). Momentan wächst die Nachfrage von Wohnungsbaugesellschaften, berichtet Sprecherin Stephanie Döring. Für ein Neubaugebiet werden 120 Ladepunkte in Tiefgaragen geplant. Leerrohre und Kabel werden grundsätzlich mitverlegt, um eine Erweiterung zu ermöglichen. Hans-Christoph Neidlein


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