Automarkt in der EU: E-Autos auf dem Vormarsch, trotzdem drohen Strafzahlungen

2025 wird ein enormes Wachstum an Neuzulassungen erwartet und der Januar fing schonmal gut an – In ganz Europa, insbesondere in Deutschland, sind Elektroautos auf dem Vormarsch. Trotzdem drohen Strafzahlungen, über die in der EU diskutiert wird.
27.02.2025 – Insgesamt wurden im Januar 2025, mit einem Minus von 2,6 Prozent, in Europa weniger Autos zugelassen als im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. Die Sparte der reinen batteriebetriebenen Elektroautos dagegen zeichnet ein anderes Bild. Ein Plus von 37 Prozent gegenüber dem Januar 2024 konnte die Vereinigung der European Automobile Manufacturers’ Association in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, in den EFTA-Staaten Island, Norwegen und Schweiz sowie in Großbritannien verzeichnen. Insgesamt 166.065 rein elektrische Autos wurden im Januar neu zugelassen.
Das höchste Wachstum gegenüber dem Vorjahresmonat verzeichnete Deutschland, mit einem Plus von 53,5 Prozent und 34.498 Neuzulassungen. Jedoch war der Januar 2024 ein besonders absatzschwacher Monat, da zum Ende des Vorjahres der Umweltbonus für E-Autos ausgelaufen war. Im Laufe des Jahres erholte sich der E-Automarkt und betrug etwa im Oktober 2024 über 35.000 und im Dezember über 33.000 Neuzulassungen.
Ein Trend, der sich laut Prognosen weiter fortsetzt. Die deutsche Interessensvereinigung, der Verband der Automobilindustrie (VDA), geht in seiner Prognose von einem Wachstum von rund 280.000 neuen E-Autos 2025 aus. Eine Steigerung von 75 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Bis Ende des Jahres könnten 660.000 batteriebetriebene Pkws auf deutschen Straßen fahren. Bei insgesamt fast 50 Millionen registrierten Autos in Deutschland weiterhin ein sehr geringer Anteil. Immerhin: der Marktanteil neu zugelassener E-Autos gegenüber dem gesamten Pkw-Absatzmarkt würde auf 25 Prozent steigen.
2,66 Millionen neue E-Autos
In ganz Europa könnten 2025 insgesamt 2,66 Millionen neue E-Autos zugelassen werden, wie der renommierte Marktanalyst Matthias Schmidt in seiner European Electric Car Market Intelligence Study ermittelt hat. Das würde eine Steigerung von 38 Prozent gegenüber 2024 bedeuten. Treiber, neben Deutschland, sind voraussichtlich auch Frankreich mit einem Plus von 70.000 E-Autos und Großbritannien mit zusätzlichen 80.000 batteriebetriebenen Pkws.
In Großbritannien gilt seit Anfang 2024 eine E-Autoquote bei Neuzulassungen. Das unter dem ehemaligen Tory-Premierminister Rishi Sunak verabschiedete Gesetz, schrieb für letzte Jahr eine E-Autoquote von 22 Prozent vor. In diesem Jahr sind es 28 Prozent. 2030 soll die Quote 80 Prozent betragen und bis 2035 auf 100 Prozent anwachsen. Und das mit empfindlichen Strafen. Bei jedem verkauften Verbrenner zu viel, sind umgerechnet rund 18.000 Euro an den Staat fällig.
Für 2022 wurde die Quote nicht erreicht. Es ist aber erlaubt die Quoten bei Übererfüllung in folgenden Jahren auszugleichen. Förderungen bei E-Autos gibt es aber nur in Form von Steuererleichterungen für Dienstwagen, eine allgemeine Kaufprämie gibt es nicht. Daher sind es wesentlich mehr gewerbliche als private Neuzulassungen und es regt sich in Politik und Gesellschaft Widerstand gegen die Ausgestaltung der Gesetzeslage und Förderungen.
Auch in Deutschland gibt es seit Anfang 2024 keine Kaufprämie mehr für E-Autos. Hier sind es ebenfalls Unternehmen und ihre Mitarbeiterflotte, die Treiber der E-Autoentwicklung sind. In Deutschland gilt eine gesonderte steuerliche Bevorzugung von E-Dienstwagen. Davon profitieren aber vor allem diejenigen überproportional, die sich teure Dienstwagen anschaffen. Immerhin sind auch allgemein E-Autos von der Kfz-Steuer befreit. Vielfach wird trotzdem die Wiedereinführung des sogenannten Umweltbonus gefordert, um den E-Automarkt weiter anzukurbeln.
In der EU gilt die Regelung einer schrittweisen Minderung des CO2-Ausstoßes bei neu zugelassenen Autos. Ab 2030 liegt diese bei 55 Prozent weniger Emissionen gegenüber den zugelassenen Wagen zwischen 2021 und 2024. Umgerechnet müssten dann 40 bis 60 Prozent der Neuzulassungen elektrisch sein. Ab 2035 gilt eine Minderung um 100 Prozent. Faktisch darf es dann keine Neuzulassungen von Autos geben, die im Betrieb CO2 ausstoßen. Es soll aber Ausnahmen für Pkws geben, die mit CO₂-neutralen synthetischen Kraftstoffen, sogenannten E-Fuels, betrieben werden. Doch auch diese stoßen Schadstoffe aus und sind im Betrieb voraussichtlich teuer und ineffizient.
Klimapolitischen Vorhaben zum Nachteil gereichen könnten auch die Diskussionen über die Aufweichung der sogenannten Flottengrenzwerte und damit verbundener Strafzahlungen. Flottenemissionen der Hersteller dürfen im Durchschnitt und bezogen auf alle Neuzulassungen nur noch rund 93 Gramm CO2 pro Kilometer betragen. Verfehlen die Hersteller dies, drohen Strafzahlungen. Für jedes Gramm drüber wird eine Strafe von 95 Euro pro verkauftes Auto fällig. Überschreitet ein Hersteller etwa den Grenzwert um 2 g CO₂/km und hat 100.000 Fahrzeuge verkauft, drohen 19 Millionen Euro Strafe.
Trotz des Aufschwungs drohen viele Hersteller die Flottengrenzwerte zu verfehlen. Insbesondere bei deutschen Automobilherstellern stockt der Abverkauf von E-Autos, was auch an fehlenden massentauglichen E-Autos liegt. Prognosen gehen von Strafzahlungen in Milliardenhöhe aus. Die europäische Automobilbranche insistiert daher die Strafzahlungen aufzuschieben. Sie befürchtet den Verlust vieler Arbeitsplätze. Im Raum steht unter anderem eine Regelung nach dem britischen Vorbild, Vorgaben bei Übererfüllung in den kommenden Jahren auszugleichen. Anfang März sollen Automobilbranche und EU-Kommission zu Gesprächen zusammenkommen. mg