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MobilitätskonzepteE-Carsharing selber machen

Elektroauto der Sharing-Gemeinschaft Bürger-für-Bürger-Energie eG 2017
Foto: © Bürger-für-Bürger-Energie eG 2017

2017 starteten Bürger im oberfränkischen Neunkirchen am Brand ihr eigenes Carsharing mit einem E-Auto. Ohne staatliche Förderungen setzten sie das Projekt auf eigene Initiative um – und das, obwohl es bis heute nicht komplett wirtschaftlich läuft.

16.05.2022 – Vom Beifahrersitz aus erklärt Eugen Rittmeyer die Armatur des Elektroautos und zeigt, wie sich die Ladeklappe öffnen lässt. Sie befindet sich nicht seitlich, sondern ganz vorne an der Spitze der Kühlerhaube. Auch heute noch ist es für viele etwas Besonderes, in einem E-Auto zu sitzen. Geduldig führt Rittmeyer vor, wie das Aufladen an der Wallbox funktioniert. Die Kosten dafür sind in der Auto-Miete inbegriffen. Auch weitere Strecken können zurückgelegt werden, wenn die Fahrer sich eine Karte für externe Ladestationen besorgen.

Seit die Bürgerenergie-Genossenschaft Bürger-für-Bürger-Energie eG 2017 ein eigenes Carsharing ins Leben gerufen hat, arbeitet Aufsichtsrat Rittmeyer mindestens vier Stunden pro Woche ehrenamtlich dafür. Von der Einweisung neuer Mitglieder über die Nutzeradministration, Fahrzeugreinigung, Radwechsel, Abrechnungen und Datenerhebungen bis zu den Webeflächen für Sponsoren – zu tun gibt es eigentlich immer etwas. Dazu kommt, dass er telefonisch immer erreichbar ist, für Problemfälle. Außer ihm arbeiten noch zwei weitere Genossenschaftsmitglieder an dem Projekt.

Durch die ehrenamtliche Arbeit können die Kosten für die Nutzung des Autos niedrig gehalten werden. Zahlen muss nur, wer auch fährt, eine Monatspauschale oder Mitgliedschaftspflicht gibt es nicht. Wirtschaftlich läuft das Projekt bisher noch nicht. Nur durch die Einnahmen der anderen Genossenschaftsprojekte können die Kosten gedeckt werden.

Das war eine bewusste Entscheidung. Der Mehrheit der Mitglieder war es wichtiger, die Mobilitätswende vor Ort ins Rollen zu bringen, erzählt Rittmeyer. „Wir hatten damals schon mehrere Solar- und Wind-Projekte umgesetzt, da lag es nahe, den Strom auch für die Mobilität vor Ort zu nutzen. Unser Ziel war es, möglichst vielen Menschen das Fahren mit Elektroautos schmackhaft zu machen.“

Von der Idee bis zur Umsetzung dauerte es nur ein Jahr. Schwierig war es, eine preisgünstige Buchungsplattform und eine Verteilmöglichkeit für den Autoschlüssel zu finden. Auch die Suche für den eigenen Ladeplatz dauerte eine Weile. Am alten Bahnhof konnte die Genossenschaft schließlich einen Parkplatz pachten. Die Mitglieder legten damals mit Pickel, Schaufel und Mörtel selbst Hand an, um die Ladestation einzubetonieren. Inzwischen sind insgesamt 62 Personen für das Carsharing in Neunkirchen angemeldet. Ungefähr 15 davon nutzen es regelmäßig. Zwei Familien sparen sich dadurch die Anschaffung eines Zweitautos.

Nach fünf Jahren soll nun noch einmal neuer Schwung in das Projekt Carsharing kommen. Die Genossenschaft hat Flyer an die Haushalte verteilt, um weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu werben. Und es werden neue Sponsoren gesucht. Die Zeit dafür ist günstig, das Thema ist aktueller denn je.

Wegen ihres besonderen Engagements wurde die Genossenschaft vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie als „Gestalter im Team Energiewende Bayern“ ausgezeichnet. Rittmeyer findet: „Manchmal ist es das Wichtigste, überhaupt mal einen Anfang zu machen. Vieles hängt von einzelnen Personen ab, aber einer allein kann auch nicht alles schaffen. Wenn sich drei, vier Leute zusammentun, die etwas bewegen möchten, und die etwas Zeit und Know-how mitbringen, kann etwas richtig Gutes entstehen.“ Christina Lenzen


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