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TempolimitEinsparungen von Tonnen CO2 im zweistelligen Millionenbereich

Autobahn bei Nacht, verschwommene helle und rote Lichter
Grüne und SPD sind für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen (Foto von Florian Steciuk auf Unsplash, Public Domain)

Erstmals hat das Umweltbundesamt berechnet, was ein Tempolimit 100 auf deutschen Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen bedeuten würde. So weit geht keine Forderung der Parteien, aber auch die CO2-Einsparungen bei Tempo 130 wären enorm.

20.12.2024 – Es wäre ein täglicher zusätzlicher Zeitaufwand von im Durchschnitt 3 Minuten und würde zugleich Klima, Umwelt und Sicherheit im Straßenverkehr enorm helfen. Das Umweltbundesamt hat in einer gestern veröffentlichten Studie erstmals berechnet, was ein Tempolimit von 100 Stundenkilometer auf deutschen Autobahnen und Tempo 80 auf Landstraßen an zusätzlichem Zeitaufwand kosten, aber vor allem an Einsparungen von CO2 und Stickoxiden bringen würde.

Die Ergebnisse: Bei Stickoxiden könnte ein Minus von bis zu 16,1 Prozent erreicht werden, bei den Treibhausgasemissionen ein Minus von bis zu 8,1 Prozent am gesamten Straßenverkehr. Darin enthalten sind, neben der verminderten Geschwindigkeit, auch eine angenommene verminderte Fahrleistung.  Neben dem Umstieg auf andere Verkehrsmittel, werden zum Teil auch andere direktere Routen als die Autobahn genommen. Insgesamt könnten, laut Umweltbundesamt, mit Tempo 100 und 80 jährlich 12,8 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden (Bezogen auf einen jährlichen Ausstoß von 157,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr 2018). Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat Vergleichswerte von 2022 (114 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente) herangezogen und kommt auf absolute Einsparungen von 11,7 Millionen Tonnen.

Die neue UBA-Studie zeige eindrucksvoll, dass das Einsparpotenzial noch höher ist als bisher angenommen, kommentiert Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH, die Ergebnisse. die DUH hatte bereits im Januar 2023 eigene Berechnungen veröffentlicht, die bei Tempo 100 auf Autobahnen und Tempo 80 außerorts ein Einsparpotenzial von mehr als 11 Millionen Tonnen jährlich feststellte. „Mit einem solchen umfassenden Tempolimit kann der Verkehrssektor seine letztjährige Klimalücke beinahe schließen. Die noch amtierende Bundesregierung aus SPD und Grünen sollte jetzt ohne den Bremsklotz FDP und mit den neuen Zahlen im Rücken beweisen, dass sie Klimaschutz ernst meint und das Tempolimit einführen“, so Resch weiter.

Das sind die Vorstellungen der Parteien für ein Tempolimit

Ganz so weit gehen die Forderungen von SPD und Grüne für ein Tempolimit nicht, wie sich anhand ihrer Wahlprogramme nachlesen lässt. Beide wollen sich für ein Tempolimit von 130 auf Autobahnen einsetzen. Eine Forderung, mit der sie in der Ampel-Koalition an der FDP gescheitert sind. Doch aktuellen Wahlumfragen zufolge, müssten sich entweder die SPD oder die Grünen als Juniorpartnerin in eine Koalition mit CDU/CSU begeben. Und die lehnen ein Tempolimit ebenfalls ab.

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Dabei könnte schon allein mit einem Tempolimit von 130 auf Autobahnen ein Minus von rund 3,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr erreicht werden. Mit Tempo 80 auf Landstraßen sind es 4,3 Millionen Tonnen. Insbesondere Tempo 80 auf Landstraßen würde zudem zu deutlich weniger Unfällen führen. Michael Müller-Görnert, verkehrspolitischer Sprecher des ökologischen Verkehrsclubs VCD, weist daraufhin, dass auf Landstraßen zwei Drittel aller tödlichen Unfälle passieren – die meisten, weil die Autos für die Straßenverhältnisse zu schnell fahren. „Die Zeit für Ausreden ist vorbei. Jeder Verkehrstote ist einer zu viel; jede Tonne CO2 heizt das Klima auf und beschleunigt die Katastrophe“, so Görnert.

Unterstützung erhalten die Umweltorganisationen von der Polizei und den Kommunen. Michael Mertens, stellvertretender Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, sagt: „Ein Tempolimit ist nicht nur eine Frage des Klimaschutzes, sondern auch des Arbeitsschutzes. Unsere Kolleg:innen, die täglich auf den Straßen unterwegs sind, verdienen maximale Sicherheit. Ein generelles Tempolimit würde die Unfallgefahr erheblich reduzieren und einen entscheidenden Beitrag für den Schutz aller Verkehrsteilnehmenden leisten.“

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Verena Bentele, Präsidentin des Verbands der Kommunen weist ebenso auf die Forderung nach Tempo 30 in Kommunen hin. Berechnungen des Umweltbundesamtes würden auch hier relevante CO2-Einsparungen messen. In Deutschland gibt die im Oktober 2024 erzielte Änderung im Bundesrat und Bundestag zur Reform des Straßenverkehrsgesetzes und Straßenverkehrsordnung Kommunen mehr Spielraum bei der Einrichtung von Tempo 30 Zonen, sowie der Schaffung autoreduzierter oder -freier Räume. In Berlin sollen aber viele eingeführte Tempo 30 Zonen unter dem CDU geführten Verkehrssenat wieder aufgehoben werden.

Dabei habe innerörtlicher Verkehr durch seine Emissionen von Lärm, Feinstaub und Giften zusätzlich eine Vielzahl negativer gesundheitlicher Auswirkungen, so Bentele. „Besonders betroffen sind davon Anwohner von Hauptverkehrsstraßen und dies sind tendenziell ärmere Menschen. Außerdem trägt eine geringere Geschwindigkeit innerorts dazu bei, schwächere Verkehrsteilnehmer besser zu schützen und die Barrierefreiheit des öffentlichen Raums zu stärken.“ mg

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