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CO₂-FlottengrenzwerteEU gibt Verbrennern mehr Zeit

Tanköffnung
Ein Gewinn für die Verbrennerlobby: Die seit Anfang des Jahres verschärften CO₂-Flottengrenzwerte müssen nur noch im Durchschnitt der kommenden drei Jahre eingehalten werden (Bild: Timon Studler / Unsplash Lizenz).

Die EU hat die CO₂-Grenzwerte für PKW für die kommenden drei Jahre entschärft. Politiker, Forscher und NGOs kritisieren den Rückschritt für Verkehrswende und Klimaschutz. Das Verbrenner-Aus für Neuwagen ab 2035 bleibt bestehen.

14.05.2025 – Autohersteller dürfen den Kohlendioxid-Ausstoß ihrer Neuwagen aus diesem Jahr mit dem der kommenden zwei Jahre verrechnen. Das beschloss das EU-Parlament in der vergangenen Woche. Damit hat die Verbrennerlobby einen Sieg errungen. 

Verstoß gegen Kohlendioxid-Grenzwerte bleibt straffrei

Die europäische Autoindustrie kann sich nach dieser EU-Entscheidung etwas mehr Zeit lassen, um die Emissionen ihrer Neuwagen zu begrenzen. Die so genannten Flottengrenzwerte, also die Beschränkung für den Kohlendioxid-Ausstoß der in der EU neu zugelassenen PKW, müssen damit nicht so schnell sinken wie geplant. Die Hersteller müssen keine Strafen zahlen, wenn sie im laufenden Jahr die Grenzwerte überschreiten, sondern können die diesjährigen Emissionen mit denen von 2026 und 2027 verrechnen. Den seit Anfang dieses Jahres geltenden schärferen Vorschriften wird damit die Spitze genommen. Die europäischen Hersteller können die Emissionen ihrer Neuwagen über einen längeren Zeitraum absenken. Der Antrag bekam eine große Mehrheit im EU-Parlament.

Verbrenner-Aus bleibt

Doch es gibt auch eine gute Nachricht für den Klimaschutz: Es bleibt beim Verbrenner-Aus für Neuwagen ab 2035. Dann muss der CO2-Ausstoß der Flotte im Durchschnitt Null betragen. Das ist mit Verbrennern nicht möglich. Implizit ist damit also das Ende der Produktion von Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren festgelegt.

Kritik von den Grünen in der EU

Michael Bloss, industrie- und klimapolitischer Sprecher der Grünen im Europäischen Parlament, wertet das Ergebnis der Abstimmung als Rückschritt. Die Argumentation, E-Autos zum“ Grund allen Übels zu erklären“, schade gerade jenen Unternehmen, die viel in den Umstieg investiert haben.

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„Ohne ein Bekenntnis zur E-Mobilität bleibt hier nicht nur der Klimaschutz auf der Strecke, sondern vor allem Europas Chance, gut bezahlte Industriearbeitsplätze auch in Zukunft zu halten, indem wir führend bei Innovation und Technologie bleiben“, erklärte Bloss. Er sieht den Grund für den Niedergang der europäischen Autoindustrie gerade im „ständigen Zögern und Zaudern.“ Das Abwarten gebe Mitbewerbern aus China einen Vorsprung.

Sektor verfehlt Ziele bereits jetzt

Auch der Umweltschutzverband BUND kritisierte die Neuregelung. Vor der Abstimmung warnte Verena Graichen - Bundesgeschäftsführerin Politik des BUND vor einer Aufweichung der Vorgaben, wie sie jetzt beschlossen wurde. Sie sieht diese als „schweren Rückschlag für den Klimaschutz im Verkehr.“ Statt konsequent auf die Einhaltung der Klimaziele zu drängen, würde damit vor allem das fossile Geschäftsmodell einiger Autokonzerne geschützt, die ihre Verpflichtungen nicht erfüllten. Sie wies darauf hin, dass der Verkehrssektor seine Klimaziele bereits heute deutlich verfehlt.

Wichtiges Instrument aufgeweicht

„Der CO2-Flottengrenzwert ist das wichtigste Instrument des Klimaschutzes im Verkehrsbereich und erweist sich als effektiv“, sagte Felix Creutzig vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung mit. Denn bereits jetzt senkten Hersteller die Preise von Elektroautos, um die vorgeschriebenen Flottengrenzwerte zu erreichen. Dieser Prozess wird durch den EU-Entscheid nun verlangsamt. Charlotte Schmitz

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