Ariadne StudieÖffis statt Auto – Positiver Nutzen des Deutschlandtickets belegt

Straßenbahn bei Nacht in einer Stadt auf einer welligen Straße. Laternen verströmen ein diffuses Licht.
Mit der Bahn statt mit dem Auto durch Stuttgart – gut fürs Klima, gut für die Nerven (Foto von Christian Lue auf Unsplash)

Keine zusätzlichen Fahrten, sondern eine deutliche Verlagerung von der Straße auf die Schiene. Eine Übersichtsstudie bringt den wissenschaftlichen Beweis für den Klimanutzen des Deutschlandtickets.

04.04.2025 – Die positiven Meldungen zum Deutschlandticket reißen nicht ab. War es diese Woche eine Umfrage des Civey-Instituts, die die Beliebtheit des Deutschlandtickets unter seinen Nutzer:innen belegte, war es letzte Woche eine Analyse von Greenpeace, die den volkswirtschaftlichen Nutzen des Deutschlandtickets ermittelte. Demnach habe das Deutschlandticket zu volkwirtschaftlichen Einsparungen von fast 4 Milliarden Euro geführt, da weniger Auto gefahren wurde. Die Finanzierung dagegen schlug nur mit 3,45 Milliarden Euro zu buche. Anhand unterschiedlicher wissenschaftlicher Ergebnisse nahmen die Greenpeace-Analysten einen Rückgang der gefahrenen Autokilometer um 7,6 Prozent an. Weniger Autofahrten die zu weniger Treibhausgasemissionen, Luftschadstoffen, Unfällen und Stau führten.

Eine am gestrigen Donnerstag erschienene Meta-Studie des Kopernikus-Projektes Ariadne bestätigt eine deutliche Verlagerung der Fahrten vom Pkw auf die Schiene. Ein Ergebnis, dass die Annahme widerlegt, das Deutschlandticket würde nur zusätzliche Fahrten verursachen. „Die von uns betrachteten Studien zeigen, dass das Deutschlandticket keine oder nur geringe zusätzliche Mobilität erzeugt, sondern maßgeblich zur Verkehrsverlagerung beiträgt“, stellt Ariadne-Forscher Nicolas Koch vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung fest. „Nicht nur die Befragungsdaten zeigen, dass der Pkw-Verkehr zugunsten der Bahn zurückgeht. Auch verschiedene Verkehrsdaten bestätigen eine Verlagerung von der Straße auf die Schiene.“

Neue Nutzer sind die treibende Kraft

Laut Studienautor:innen sind 12 bis 16 Prozent aller Fahrten mit dem Deutschlandticket Fahrten, die vom Pkw auf die Schiene verlagert wurden. Die treibende Kraft für den Umstieg seien Menschen, die den öffentlichen Nahverkehr zuvor wenig bis gelegentlich genutzt haben – sie machen knapp die Hälfte der Deutschlandticket-Besitzenden aus. Die Bedeutung dieser Gruppe werde häufig übersehen, da die Neukundengewinnung fälschlicherweise allein mit der kleinen Anzahl an echten Neueinsteigern in den öffentlichen Personennahverkehr (weniger als 5 Prozent der Deutschlandticket-Besitzenden) gleichgesetzt werde.

Die Ariadne-Forscher:innen kommen anhand der Meta-Studie auf Einsparungen von CO2-Emissionen von 4,2 bis 6,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Den volkswirtschaftlichen Nutzen beziffern sie auf 2,4 bis 3,7 Milliarden Euro pro Jahr. Andreas Krämer von exeo Strategic Consulting und Mit-Autor des Reports, sagt: „Das Deutschlandticket generiert einen Wohlfahrtsgewinn von mindestens 3 Milliarden Euro pro Jahr und ist ein effektives Instrument für die Verkehrswende, bedarf aber weiterer flankierender Maßnahmen. Eine weitere Erhöhung des Ticketpreises oder auch Unsicherheit über den zukünftigen Preis könnten dagegen die positiven Effekte gefährden.“

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In der Arbeitsgruppe „Verkehr und Infrastruktur, Bauen und Wohnen“ hatten sich die Koalitionsverhandler:innen von CDU/CSU und SPD darauf geeinigt, das Deutschlandticket bis 2027 zum selben Preis fortzuführen. Danach könne das Ticket sozialverträglich und schrittweise teurer werden. Mit Reform der Schuldenbremse und dem Sondervermögen Infrastruktur sind Debatten über die Finanzierbarkeit des Tickets vorerst abgemildert. Die in der Arbeitsgruppe erzielte Einigung dürfte sich auch im Koalitionsvertrag wiederfinden.

Doch gerade im ländlichen Raum ist das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs noch dünn und in vielen Städten wird nicht im für den Klimaschutz nötigen Rahmen ausgebaut. Auch wenn die einzelnen Sektorziele und drohende Strafen im deutschen Klimaschutzgesetz gekippt wurden, das Umweltbundesamt (UBA) zeigte in seinem Mitte März erschienen Projektionsbericht 2025, dass der Verkehrssektor weiterhin seinen Klimazielen deutlich hinterherhängt. Angesichts der Zielvorgaben für 2030 prognostiziert das UBA aktuell eine Überschreitung um 169 Millionen Tonnen CO2. mg

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