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Schifffahrt stinkt zum Himmel

Die Flotten weltweit stoßen jährlich eine Milliarde Tonnen CO2 aus – mehr als der weltweite Flugverkehr. Containerschiffe benötigen bei voller Fahrt 300 Tonnen Schweröl pro Tag. Anreize für umweltfreundlichere Antriebsmethoden setzt die Politik nicht.

01.08.2015 – Die Verkehrsträger Straße, Schiene und Luft sind in aller Munde, wenn es um die Fragen des Nutzens und der Umweltbelastung geht. Doch was ist mit der Schifffahrt? Ist sie eine umweltfreundlichere Alternative? Überhaupt nicht, mahnt der Verkehrsclub Deutschland (VCD) und beruft sich dabei auf Fakten, die sein Magazin fairkehr aufgedeckt hat. Dabei sei es egal, ob es sich um den Gütertransport oder die Kreuzfahrt handele. „Tatsächlich stinkt die Schifffahrt regelrecht zum Himmel“, so das Fazit des VCD.

In der Weltwirtschaft werden immer mehr Güter auf immer größeren Containerschiffentransportiert. Doch diese sind riesige Energiefresser: 300 Tonnen Schweröl benötigen große Frachtschiffe bei voller Fahrt pro Tag. Und fast alle Schiffe fahren mit dieser Masse, die als Abfallprodukt bei der Diesel- und Benzinherstellung anfällt. Als Konsequenz stößt die Weltflotte jährlich circa eine Milliarde Tonnen CO2 aus – mehr noch als der weltweite Flugverkehr.

Ein weiteres Problem ist der hohe Schwefelgehalt im Schweröl: Der Schwefel führt nicht nur bei Mitgliedern der Schiffsbesatzungen zu Atemwegserkrankungen, sondern auch bei Küstenbewohnern und sogar bei Menschen, die im Hinterland leben. Denn der Wind kann die Schadstoffteilchen bis zu 500 Kilometer weit tragen. Ab 2020 soll zwar der Schwefelgrenzwert für Schiffstreibstoffe von 3,5 Prozent auf 0,5 Prozent abgesenkt werden, aber auch dann liegt er immer noch 500 Mal über dem, was für Diesel-Pkw erlaubt ist. Alternative Antriebsarten, wie das sauberere Flüssiggas oder die Windkraft, können sich bislang nicht durchsetzen. Der Umstieg ist den Reedereien zu teuer und der politische, lenkende Druck fehlt.

Anreize oder Vorgaben für den Umstieg auf umweltfreundliche Antriebsmethoden setzt die Politik bislang kaum: Steuern auf Schiffstreibstoff gibt es, wie auch in der internationalen Luftfahrt, nicht. Bis heute werden die CO2-Emissionen der internationalen Seefahrt keinem Land zugerechnet. Daher fühlt sich auch kein Staat dafür verantwortlich, sich für die Begrenzung von CO2- und Schadstoffausstoß einzusetzen. Lediglich vor den Küsten Europas und Nordamerikas gibt es Umweltzonen, in denen Schiffe nicht mit Schweröl fahren dürfen. Ohne strenge politische Vorgaben und Veränderungsdruck bleibt die Schifffahrt somit eine schmutzige Angelegenheit. Das gilt auch für Kreuzfahrten – dem zweiten Schwerpunkt der fairkehr. Die Branche boomt seit Jahren, doch sie hat durch den hohen Energiebedarf ebenfalls ein Umweltproblem: Der CO2-Ausstoß ist pro Gast und Nacht neun Mal höher als im Hotel. rr


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