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Intelligentes und bidirektionales LadenSo günstig kann E-Auto fahren sein

Ein Mann mit grauem Haar und Bart steht in einer Tiefgarage und hält ein Ladekabel, um ein weißes Elektroauto an einer Wandladestation aufzuladen. Er trägt ein graues Poloshirt, blaue Jeans und weiße Sneaker. Neben dem weißen Auto ist ein weiteres Fahrzeug zu sehen. Die Szene vermittelt ein modernes, umweltfreundliches Mobilitätskonzept.
Dynamischer Stromtarif? Zeitvariable Netzentgelte? Und bald auch noch bessere Bedingungen für das bidirektionale Laden? Dann wird E-Auto fahren richtig günstig (Bild: naturstrom AG/L.Lambert)

Langfristig steigen die Preise für Benzin und Diesel weiter an. Auch der Preis für Strom und Kraftstoff für E-Autos geht in die Höhe. Dank dynamischer Tarife und dem bidirektionalen Laden können E-Autofahrer aber deutlich günstiger unterwegs sein.

13.05.2025 – Laut Daten des statistischen Bundesamtes sind die Preise für Diesel seit 2020 um 48 Prozent gestiegen, die für Benzin um 39 Prozent. Doch auch der Preis für Strom – dem Kraftstoff für E-Autos – stieg im selben Zeitraum um 25 Prozent. Während jedoch Fahrer:innen von Verbrennern abhängig von der Zapfsäule sind, können viele E-Auto Besitzer:innen Zuhause laden. Und die können schon ohne eine eigene Solaranlage und selbst produzierten Strom weitere Preissprünge vermeiden – wenn sie die Vorteile dynamischer Stromtarife und variabler Netzentgelte nutzen.

Seit Anfang des Jahres müssen alle Stromanbieter in Deutschland dynamische Stromtarife anbieten. Am Strom-Großhandel, dem sogenannten Spotmarkt, wird zu sich stündlich ändernden Preisen der Strom gehandelt, der am nächsten Tag geliefert wird. Energieversorger kennen also einen Tag vor der Lieferung des Stroms die Preise für die nächsten Stunden des Folgetages. In einem dynamischen Tarif geben sie diese Preise an die Kunden weiter. Zusätzlich zum Energiepreis fallen wie bei anderen Tarifen feststehende Umlagen, Steuern, Abgaben und Netzentgelte an, so dass auch bei negativen Börsenpreisen meist ein Preis für die genutzte Kilowattstunde fällig wird. Damit die Verbraucher:innen sehen, wann der Strom besonders günstiger ist, ist ein Smart-Meter nötig.

Netzentgelte machen in Deutschland rund ein Drittel der Stromkosten für die Verbraucher:innen aus. Dort, wo besonders viele Erneuerbare Energien-Anlagen gebaut werden, muss auch das Netz erweitert werden, was die Netzentgelte in den entsprechenden Regionen in die Höhe trieb. Die Bundesnetzagentur schaffte dafür im letzten Jahr einen Ausgleich. Zudem führte die Behörde zu Anfang April die Möglichkeit zeitvariabler Netzentgelte ein. So müssen mindestens drei Tarife ausgewiesen werden. Neben dem Standardtarif, den alle anderen Privathaushalte nutzen, einen Hoch- und Niedrigtarif, der bei Verbrauchern mit Smart Meter und steuerbaren Anlagen wie Speichern, Wallboxen oder Wärmepumpe ansetzt.

Das Ziel der dynamischen Netzentgelte ist, Erneuerbare Energien besser ins Netz zu integrieren. Sie unterstützen, wie die dynamischen Stromtarife, netzdienliches Verhalten. Mit günstigeren Strompreisen werden Verbraucher angeregt, Strom zu verbrauchen, wenn gerade viel Erneuerbarer Strom produziert wird. Moderne Energiemanagementsysteme können dabei so eingestellt werden, dass sie Strom- und Netzentgeltkosten minimieren. Die variablen Netzentgelte bleiben abhängig vom Netzgebiet und können regional deutlich variieren.

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Dynamische Netzentgelte starten

Steuerbare Anlagen profitieren bereits heute von geringeren Netzentgelten. Ab April kommt eine dynamische Komponente hinzu, bei der bestimmte Tageszeiten in einem Netzgebiet günstiger bepreist werden.

Eine Studie des energiewirtschaftlichen Beratungsunternehmens Neon unter der Leitung von Professor Lion Hirth, im Auftrag des Stromversorgers Rabot Energy, zeigt: Wer dynamische Stromtarife und variable Netzentgelte nutzt, kann seine Ladestromkosten um bis zu 70 Prozent senken. Vor allem mittags und nachts sind laut der Studie die Preise in dynamischen Tarifen besonders günstig. Wer dann sein E-Auto lädt, könne kräftig sparen. „70 Prozent weniger Ladekosten – das ist eine echte Sensation. So einen Preissturz wird man an klassischen Tankstellen nicht erleben, wohl aber im intelligenten Strommarkt“, kommentiert Jan Rabe, CEO des Stromversorgers Rabot Energy.

Weitere Einsparungen durch bidirektionales Laden

Und damit nicht genug. Sollte das bidirektionale Laden endlich seinen Durchbruch feiern, stehen für E-Autofahrer:innen weitere Einsparungen ins Haus. Spezifisch bei E-Autos Vehicle-to-grid genannt, geht es darum, dass Elektroautos, angeschlossen an eine Ladebuchse, nicht nur Strom Laden, sondern bei Bedarf auch abgeben. Die Batterien von Autos fungieren so als Speicher und können etwa Schwankungen im Netz ausgleichen. Der Bundesverband Neue Energiewirtschaft (bne) hat im letzten Jahr ausgerechnet, dass das anvisierte Ziel von 15 Millionen E-Autos bis 2030, zugleich eine Speicherkapazität von rund 750 Gigawattstunden hätte – das 20fache aller deutschen Pumpspeicherkraftwerke.

Dafür aber müssen die energiepolitischen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die letzte Bundesregierung hatte dies angekündigt, aber nicht umgesetzt. Zwar ist das bidirektionale Laden inzwischen erlaubt, noch aber hemmen Doppelbelastungen mobiler Speicher durch Abgaben, Umlagen und Steuern einen wirtschaftlich sinnvollen Einsatz der Technologie. Klare Vorgaben müssten E-Autofahrer:innen, die sich für das bidirektionale Laden entscheiden, steuerlich und rechtlich bevorteilen.

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Die mobile Speicherkapazität bietet in einem auf Erneuerbaren Energien basierenden Energiesystem hohes Potenzial. Doch für das bidirektionale Laden müssten die Rahmenbedingungen optimiert werden. Der bne benennt energiepolitische Maßnahmen.

Im Koalitionsvertrag kündigt die neue Bundesregierung unter Union und SPD an bidirektionales Laden zu fördern und die systemdienliche Nutzung von E-Autos gezielt voranzubringen. Erste E-Autos, Wallboxen und Tarifangebote, welche bidirektionales Laden ermöglichen, sind auf dem Markt und es gibt eine Reihe von Initiativen, die eine bidirektionale Nutzung der Batterien von Elektroautos nach vorne bringen wollen.

Bidirektionales Laden sei eine Schlüsseltechnologie im Rahmen der Energiewende, da mittlerweile bis zu 60 Prozent des Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen wie Strom und Wind gedeckt wird aber die Produktionskapazitäten hier je nach Wetterlage erheblich schwanken, so die Studienautor:innen des energiewirtschaftlichen Beratungsunternehmens Neon.

So könnten die Auto-Batterien bei sonniger und windiger Wetterlage günstig Energie aufnehmen und einen Teil des Stroms bei ungünstiger Wetterlage, wenn er knapper und teurer ist, wieder ins Netz einspeisen – zu deutlich höheren Preisen. Den erzielbaren Jahreserlös solcher Stromarbitragegeschäfte beziffert die Studie auf Basis realer Strompreise für einen Elektroautofahrer mit durchschnittlicher Batterie und Fahrleistung auf etwa 355 Euro. mg

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