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EU-VerkehrspolitikTurbo für europaweiten Bahnverkehr gefordert

Zwei Schnellzüge im Bahnhof von Milano
Der italienische Schnellzug Frecciarossa 1000 kann alle Hochgeschwindigkeitsstrecken in Europa befahren. (Foto: Sabas88 auf Wikimedia / CC BY-SA 4.0)

Die Umweltorganisation Germanwatch fordert von der Europäischen Union Maßnahmen für mehr innereuropäische Bahnverbindungen und einen europaweiten Ticketverkauf. Die Schienengebühren müssten abgesenkt und ausgeglichen werden.

14.12.2021 – Für die zukünftige Verkehrspolitik der EU werden in diesen Tagen wichtige Weichen gestellt. Der Ministerrat der EU tauschte sich letzte Woche zu drei Schwerpunkten im Verkehrssektor aus: dem nachhaltigen Luftverkehr, zu erneuerbaren und kohlenstoffarmen Kraftstoffen im Seeverkehr und zum Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe. Am heutigen Dienstag soll ein Aktionsplan für mehr grenzüberschreitenden Bahnverkehr vorgestellt werden.

Die Kommission will unter anderem dem Flickenteppich im europäischen Bahnverkehr den Kampf ansagen und die Bahn gegenüber Flugzeug und Auto stärken. Erklärtes Ziel ist die Verdopplung des Hochgeschwindigkeitsverkehrs bis 2030 und die Verdreifachung bis 2050. Dafür stellt die Kommission einen Aktionsplan zur Förderung des Schienenpersonenverkehrs auf grenzüberschreitenden Fernstrecken („Action Plan to boost long-distance cross-border passenger rail services“) und eine Weiterentwicklung des Schienen-Investitionsplans TEN-V vor.

Europaweiter digitaler Fahrkartenverkauf

Die Umweltorganisation Germanwatch fordert insbesondere den europaweiten Ticketverkauf endlich unkompliziert zu ermöglichen. „Die EU-Kommission muss vor allem beim Aufbau von EU-weiten digitalen Fahrkartenplattformen und bei mehr Fahrgastrechten aktiv werden“, fordert Germanwatch-Verkehrsreferent Jacob Rohm. „Außerdem brauchen wir von der EU mehr Engagement für die Koordinierung internationaler Zugverbindungen zwischen den Mitgliedsstaaten.“ Germanwatch sieht auf EU-Seite zudem Handlungsbedarf insbesondere bei der Absenkung und Angleichung der Schienengebühren.

Bahnpolitik der letzten Jahre ungenügend

Erst kürzlich hatte ein Recherchenetzwerk über Schwachstellen und Verhinderungstaktiken berichtet, die in den vergangenen Jahren dem grenzüberschreitenden Bahnverkehr in Europa im Weg standen. Das länderübergreifende Journalisten-Team Investigate Europe bezeichnete die europäische Bahnpolitik der letzten Jahrzehnte als katastrophal gescheitert. Bemängelt wurden unkoordinierte Investitionen in den Ausbau von Schienennetzen, schlechte Zusammenarbeit zwischen den nationalen Bahnbetreibern und den Flickenteppich von Schienen und Zügen, die schon rein technisch nicht zusammenpassen sowie Blockaden und Fehlentscheidungen aller Beteiligten.

Ebenfalls im November war der Greenpeace-Report „Auf die Schiene fertig los“ erschienen. Darin wurden Angebote zum Fliegen und Bahnfahren innerhalb Europas miteinander verglichen. Das Fazit: Fast ein Drittel der Kurzstreckenflugreisen könnte problemlos mit dem bestehenden Zugangebot in unter sechs Stunden gemeistert werden. Dazu gehören elf der 30 meistgenutzten Strecken Europas. Die beliebtesten innereuropäischen Reisen sind ebenfalls dabei: Zwischen Paris und Toulouse sowie Paris und Nizza fliegen jährlich jeweils über 3,2 Millionen Menschen, die alternativ problemlos mit dem Zug fahren könnten.

Neben dem Bahnverkehr sind alternative Kraftstoffe und kohlenstoffarmer See- und Luftverkehr wichtige Themen, die auf EU-Ebene verhandelt werden. pf


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