Charging Summit: Unternehmen in Europa setzen auf E-Mobilität

Die Elektromobilität, kombiniert mit Speichern und Photovoltaik, nimmt in Europa Fahrt auf – getrieben durch engagierte Unternehmen. Dies wurde beim EV Charging Summit von Sungrow in Amsterdam deutlich. Deutschlands Rolle rückwärts wird kritisiert.
22.10.2025 – „Die Signale aus Brüssel sind gemischt“, konstatierte Chris Heron, Generalsekretär des Branchenverbands E-Mobility Europe. Sorgen bereitet ihm vor allem der Druck der deutschen Bundesregierung auf die EU-Kommission, um das ab 2035 geplante Verbrennerverbot aufzuheben. Diese „Rolle rückwärts“ wäre nicht nur für den Klimaschutz schlecht, sondern würde auch die internationale Wettbewerbssituation der Autoindustrie in Europa, vor allem gegenüber China, weiter schwächen, unterstrich er.
Heron setzt nun darauf, dass die Regierungen von Vorreiterländern für E-Mobilität wie den Niederlanden, Dänemark, Belgien und Irland ihre Stimme erheben und diesem politischen Druck des wirtschaftlichen Schwergewichts Deutschland etwas entgegensetzen.
Doch es gibt auch Erfolgsmeldungen: So sind mittlerweile über eine Million Ladepunkte in Europa installiert, der Anteil der E-Autos steigt in vielen europäischen Ländern und Unternehmen treiben die E-Mobilität sowie die Sektorenkopplung voran.
Spediteur baut auf E-Trucks, PV und Batterien
Zu den Pionieren zählt die auf Luftfracht spezialisierte Spedition R. Nagel in AM Oude Meer in Sichtweite des Großflughafens Schiphol. Inhaber und Direktor Erik Nagel setzt auf E-Trucks im Kombipack mit Solarstrom und Batteriespeichern. Derzeit hat er fünf elektrisch betriebene Trucks im Einsatz, bis 2030 sollen es 40 sein, was 50 Prozent seiner Flotte entspricht.
Der Strom wird zum Teil von der eigenen PV-Dachanlage mit einem Jahresertrag von 280.000 Kilowattstunden erzeugt. Über Batteriespeicher mit einer Kapazität von 1,4 Megawattstunden kann nachts das Schnellladen der Trucks erfolgen. Die Ladestationen stammen ebenfalls von Sungrow. Ein Energiemanagementsystem (EMS) ist der Königsmacher. Es wird auch für die preisoptimierte Beschaffung von Börsenstrom genutzt – falls der eigene Solarstrom nicht ausreicht – und ermöglicht netzverträgliches Laden sowie ein optimiertes Flottenmanagement.
Mit diesem Geschäftsmodell sind „E-Trucks jetzt schon günstiger als Dieseltrucks“, freut sich Nagel. Außer „üblichen, kleineren Anfangskrankheiten“ habe sich alles gut bewährt, berichtet der Unternehmer, und auch seine Fahrer schwören auf die leisen und beschleunigungsstarken Elektro-Trucks.
Regionaler Tankstellenbetreiber geht voran
Auch Avia Vollenhove treibt die E-Mobilität voran, wie Projektmanager Baart Leenhouwers berichtet. Das Familienunternehmen hat an seinen rund 100 Tankstellen im Süden der Niederlande bereits über 500 Ladepunkte installiert, ergänzt durch Batteriespeicher von Sungrow, eigene PV-Anlagen und ein EMS.
„Wir setzen auf netzverträgliches Smart Charging“, unterstrich Leenhouwers. In jüngster Zeit seien sowohl die Zahl der Ladevorgänge als auch die geladenen Kilowattstunden stark angestiegen. Mittlerweile vertreibt Avia Vollenhove auch ausschließlich grünen Strom, wahlweise mit dynamischen Tarifen.
Fines Charging treibt Ausbau Ladenetz in Bulgarien voran
Ebenfalls stark engagiert ist Fines Charging mit Sitz in Sofia. Wie der technische Leiter Marian Ivanoff berichtete, betreibt das Unternehmen an 333 Standorten in Bulgarien 472 Ladestationen mit 312 Gleichstrom-Schnellladepunkten (bis 300 Kilowatt) und 160 Ladepunkten mit Wechselstrom. Seit 2022 arbeitet das Unternehmen eng mit Sungrow zusammen.
Als nächsten Schritt möchte Fines Charging ein Projekt an seiner modernisierten Firmenzentrale mit einer 500 Kilowatt PV-Dachanlage sowie einem Batteriespeicher mit einer Kapazität von 960 Kilowattstunden zum Laden seiner eigenen E-Flotte realisieren.
Auf dem Event in Amsterdam am vergangenen Donnerstag (16. Oktober) präsentierte Sungrow seine erweiterte Produktpalette für AC/DC-Ladelösungen für den privaten und gewerblichen Bereich inklusive der dazugehörigen Speicher. Erstmals stellte das Unternehmen ein neues Ladesystem im Megawattbereich vor. H.C. Neidlein





















































