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Nachgefragt
12. Februar 2018

Startup-Interview Folge #4: Anerdgy

Den vierten Teil unserer zweiwöchigen Startup-Serie setzen wir mit dem Schweizer Unternehmen Anerdgy fort, das Wind- und Sonnenenergie auf Gebäuden produziert. Wir haben mit Sven Koehler über seine Idee gesprochen, die Energieerzeugung mit Design-Aspekten und weiten Funktionen zu kombinieren.

Die Spitzdachlösung von Anerdgy zur Kombination von Wind und Sonne am Einfamilienhaus kommt dieses Jahr erstmals an unterschiedlichen Referenzstandorten zum Einsatz. (Bild: © Anerdgy)
Die Spitzdachlösung von Anerdgy zur Kombination von Wind und Sonne am Einfamilienhaus kommt dieses Jahr erstmals an unterschiedlichen Referenzstandorten zum Einsatz. (Bild: © Anerdgy)

12.02.2018 – Im Jahr 2012 wurde Anerdgy mit der Idee gegründet, wegweisende Gebäude- und Infrastruktur-Lösungen zu entwickeln. Dabei stand schnell fest, dass die Produkte auf drei gleichwertigen Pfeilern aufgebaut werden sollen: lokale erneuerbare Energieerzeugung, Gestaltungsmöglichkeiten für das Gebäude und das Dach sowie integrierte Gebäudetechnik an der Dachkante. Dadurch wird das System des Startups ein integrativer Bestandteil des Gebäudes. Unterschiedliche Produktvarianten produzieren hierbei Strom bzw. Wärme durch Sonnenenergie sowie an geeigneten Lagen auch Windenergie.

Wie ist eure Idee für Anerdgy entstanden?

Als Bauherr für Ein- und Mehrfamilienhäuser haben wir bei verschiedenen Projekten immer Erneuerbare Energien einsetzen wollen. Neben Wärmepumpen und Photovoltaik-Aufdachanlagen gab es einfach keine guten Produkte, die auch für die Gestaltung, Multifunktionalität und Energieerzeugung geeignet waren. Da habe ich angefangen Ideen zu skizzieren und diese mit anderen Bauherren zu besprechen. Schnell war klar, da gibt es Bedarf.

Was sind die Vorteile gegenüber reinen PV-Dachanlagen?

Bei Flachdachgebäuden ist eine PV-Dachanlage dann gut, wenn das Dach ausreichend Platz bietet und nicht anderweitig genutzt werden soll. Unsere Flachdachsysteme sind ausschließlich für die Dachkante und verbinden Erneuerbare Energieerzeugung mit Gebäudedesign sowie Gebäudetechnik und sind dadurch ein integrativer Bestandteil des Gebäudes. Während die Rückfinanzierung von PV-Anlagen ausschließlich über den Stromvergütungspreis sichergestellt werden muss, ist dies bei unseren Anlagen dreigeteilt: Je mehr Designmöglichkeiten und Funktionen durch den Architekten und Planer genutzt werden, desto geringer ist der restliche Investitionskostenanteil, welcher über den Strompreis refinanziert wird. Da das Anerdgy Flachdachsystem typischerweise bereits in den Gebäudebaukosten enthalten ist, wäre es sogar möglich, Strom und Wärme an die Mieter des Gebäudes zu verschenken bzw. die Nebenkosten aktiv zu senken.

Wird euer System bereits in der Praxis eingesetzt?

Das Flachdachsystem gibt es als Pilotprojekt seit Oktober 2016 in Berlin. Unsere Spitzdachlösung zur Kombination von Wind und Sonne am Einfamilienhaus kommt dieses Jahr erstmals an Referenzstandorten zum Einsatz. Zurzeit vervollständigen wir noch unser modulares Baukastensystem, auf dem alle unsere Produkte aufgebaut werden. Ab 2019 werden Anerdgy Produkte dann endlich auch in größerer Stückzahl verfügbar sein.

Wie hoch sind die Schallemissionen der Windkraftanlagen für die Bewohner?

In Deutschland gilt die strenge Norm „TA Lärm“, die natürlich auch von unseren Produkten berücksichtigt werden muss. Im Gebäude sind in der Nacht Schallemissionen von bis zu 25db(A) erlaubt – das entspricht nicht mal Flüsterlautstärke. Ein großer Schallemissionsbericht vom Pilotprojekt in Berlin hat gezeigt, dass unser Flachdachsystem TA Lärm konform ist.

Was sind bisher eure größten Hindernisse?

Unzählige Normen, raue Wetterbedingungen und harte Wirtschaftlichkeit im Baugewerbe sind unsere Herausforderungen. Dazu kommen natürlich finanzielle Aspekte. Wir sind ein Hardware mit IoT Startup mit größerem Finanzbedarf und riesigem Marktpotential – wenn mal alles steht. Viele Investoren fokussieren sich eher auf kurzfristige Gewinnmöglichkeiten und warten deshalb lieber ab, bis alles fertig entwickelt und getestet ist. Das macht uns die Suche nach Investoren interessanter.

Was verbraucht am meisten Energie bei der Gründung eines Startups?

Humor! Bei all den technischen Herausforderungen, immer in Sichtweite des Konkurses und mit 60 Stunden Arbeitswochen ist Lachen und Spaß haben nicht gerade leicht. Doch auch darum geht es und das braucht viel Extra-Energie und Optimismus – den das ganze Team zum Glück aber hat.

Bei unserer Startup-Serie stellen wir sieben unterschiedliche junge Unternehmen vor, die bei einem Startup-Pitch am 22. Februar beim Neujahrsempfang des Bundesverbands Erneuerbare Energie gegeneinander antreten. Im Nachgang der Veranstaltung werden wir dann über den glücklichen Gewinner berichten.


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