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Energiekrise FrankreichAKW-Laufzeitverlängerung auf 80 Jahre im Gespräch

Atomkraftwerk Cattenom mit Kühlwasserstausee
Atomkraftwerk Cattenom mit Kühlwasserstausee – die Reaktoren sind seit rund 37 Jahren in Betrieb. (Foto: Bassaar - Eigenes Werk , CC BY-SA 3.0)

Frankreichs Atomenergie-Desaster führt den Energieversorger EDF und die Regierung weiter in die Energie-Sackgasse. Statt jetzt entschieden umzulenken und den Ausbau Erneuerbarer Energien zu verstärken, wird das Problem in die Zukunft verschoben.

26.01.2023 – Frankreich hat seit vielen Monaten ein Energieversorgungsproblem, und es wird nicht besser. Die Grande Nation, die sich dank Atomkraft für unabhängig hält und viel weniger auf Gaslieferungen aus Russland als Deutschland angewiesen ist, war überzeugt, die durch den Krieg ausgelöste Energiekrise gut zu überstehen. Doch dann waren die Flüsse im Sommer zu warm oder auch leer, AKWs mussten vom Netz und die Hälfte aller Meiler ist sanierungsbedürftig.

Zeit für eine entschiedene Energiewende, möchte man denken, doch Frankreichs zum größten Teil staatlicher Energieversorger hat da eine andere Idee. Warum nicht die AKWs statt der vorgesehenen 40 Jahre doppelt so lange laufen lassen und das Problem einfach auf die nachfolgenden Generationen verschieben? Vielleicht gibt es bis dahin auch eine Endlagerlösung für dann doppelt so viel Atommüll? Erst vor knapp einem Jahr kündigte Präsident Macron zudem den Bau neuer Atomkraftwerke an.

Eine Laufzeitverlängerung der Atommeiler auf 80 Jahre wäre durchaus denkbar, äußerte sich der Energieversorger EDF gegenüber den französischen Medien. In den USA hätten sechs Reaktoren eine Betriebsgenehmigung für bis zu 80 Jahre erhalten, so EDF-Chef Cédric Lewandowski vor den Abgeordneten in der Nationalversammlung. Die Technologien der französischen AKWs wären denen vergleichbar. Das werde nun weiter wissenschaftlich untersucht. Bereits heute bestehe ein wissenschaftlicher, technischer und wirtschaftlicher Konsens darin, dass die französischen Atommeiler für 60 Jahre geeignet wären. Nun würde man mit weiteren Studien die möglichen 80 Jahre überprüfen. Für Frankreich stehe schließlich der Verlust der Energiesouveränität auf dem Spiel.

Frankreich steht energiepolitisch gesehen mit dem Rücken an der Wand. Zuletzt warnte die Regierung vor Stromausfällen im Winter und bereitete die Bevölkerung mental schon mal auf gezielte Abschaltungen vor. Die Laufzeitverlängerung von Atomreaktoren, die auf 40 Jahre ausgelegt sind, auf 80 Jahre zu erhöhen, ist nicht nur ein nationales Problem, sondern auch ein großes europäisches Sicherheitsrisiko, warnen Experten. Für Kontrolleure steige damit auch der Druck, grenzwertige Ergebnisse bei der Sicherheitsprüfung der Reaktoren eher mal durchzuwinken.

Während die AKWs laut Angaben von EDF auf einen Betrieb von mindestens 40 Jahren ausgelegt sind, und die Atomaufsichtsbehörde Atomaufsichtsbehörde ASN (l'Autorité de Sûreté Nucléaire) eine Verlängerung der ältesten Reaktoren teilweise auf 50 Jahre für möglich halte, geht EDF jetzt schon von 60 Jahren im Regelfall aus.

Im vergangenen Dezember warnte die ASN den Energiekonzern jedoch bereits vor einer Betriebszeit von 50 Jahren, den die ältesten Reaktoren ab 2030 erreichen werden. Die Behörde forderte EDF auf, einen Nachweis zu erarbeiten und zu erbringen, dass die Reaktoren über 50 Jahre oder darüber hinaus ohne Sicherheitsrisiken verlängerbar seien. Die ASN müsse entscheiden, ob die Anlagen auch 60 Jahre Laufzeit oder darüber hinaus erreichen könnten, äußerte sich Frankreichs Energiewende-Minnisterin Agnès Pannier-Runacher im Januar vor dem Senat. na


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