Forum Solar Plus 2024 in Berlin: CDU-Fraktionsvize Jung bricht Lanze für Energiewende

Erstaunlicher Konsens in energiepolitischen Positionen zwischen dem Fraktionsvize der Union im Bundestag, Andreas Jung, und dem sächsischen grünen Bundestagsabgeordneten Bernhard Herrmann, zeigte sich beim Polit-Panel des Forum Solar Plus in Berlin.
28.11.2024 – „Schwarz-grüne Koalitionsverhandlungen könnten hier funktionieren“, brachte es einer der Zuhörer beim Panel „Politik am Runden Tisch – gemeinsam Weichen stellen“ des Forum Solar Plus 2024 in Berlin am Mittwochvormittag auf den Punkt. Denn wer erwartet hatte, dass sich Andreas Jung, stellvertretender Fraktionsvorsitzende der Union im Bundestag sowie einer der fünf stellvertretenden CDU-Bundesvorsitzenden und der grüne Bundestagsabgeordnete Bernhard Herrmann in punkto Energiewende in die Haare gerieten, hatte einen Aha-Effekt. Die Positionen der beiden Parlamentarier zu den Herausforderungen und Perspektiven der Erneuerbaren waren in vielen Punkten deckungsgleich oder nahe beieinander.
Systemdienlichkeit und Marktintegration voranbringen
Im Wesentlichen müsse es nun darum gehen, neben dem weiteren Ausbau von Wind, Sonne & Co. deren Systemdienlichkeit und Marktintegration vorzubringen, so das Credo von Jung und Herrmann. Zudem sprachen sich beide für einen Resilienzbonus für PV-Module aus europäischer Fertigung aus, um die heimische Solarindustrie zu stärken.
Vieles sei bei den Erneuerbaren und einer dezentraleren Energieversorgung in Deutschland in den vergangenen Jahren schon positiv auf den Weg gebracht worden, unterstrich Jung. Doch nun müsse es darum gehen „die Energiewende zum Erfolg zu führen“ und die „Solarenergie und die Erneuerbaren Energien erfolgreich voranzutreiben“.
Stärkere Anlagensteuerung - negative Strompreise vermeiden
So sprach sich Jung dafür aus, die derzeitigen Flächenbeschränkungen für schwimmende PV-Anlagen zu lockern und Hemmnisse für mehr Agri-PV abzubauen, wofür es Lob von Herrmann gab. Weitestgehend Konsens bestand auch darüber, dass zumindest größere Anlagen stärker gesteuert werden müssen, um negative Strompreise sowie eine Netzüberlastung zu verhindern. Überfällig sei auch ein systemdienlicher Einsatz von Batteriespeichern sowie ein Abbau von konterkarierenden Förderanreizen.
Gegen eine grundsätzliche Streichung der EEG-Vergütung und eine Direktvermarktungspflicht von kleinen PV-Anlagen sprach sich Herrmann aus, doch er befürwortet auch eine Streichung der Vergütung bei negativen Strompreisen. Jung wiederum verwies darauf, dass es zumindest für Strom aus größeren erneuerbaren Anlagen schon einen Markt gebe und plädierte für stärkere marktwirtschaftliche Signale zur Förderung des Erneuerbaren-Ausbaus. Auf die Einspeisevergütung solle dort verzichtet werden, wo der Strom anders genutzt werden könne.
Contra Erdverkabelung
Herrmann und Jung sprachen sich auch beide dafür aus, bei der Weiterentwicklung der Energiewende die Infrastrukturkosten im Blick zu haben, um eine Kostenexplosion für die Verbraucher zu verhindern. Gefordert sei eine Nutzung verschiedener Flexibilitätsoptionen und eine möglichst effiziente Netzplanung. Als eine Maßnahme biete sich der Abschied von der Erdverkabelung bei den Stromübertragungsnetzen und eine „Rückkehr“ zu Freileitungen an, wodurch allein rund 20 Milliarden Euro eingespart werden könnten.
Pro Resilienzboni – Europa wieder an die Weltspitze bringen
Beide Parlamentarier brachen auch eine Lanze für die Stärkung einer resilienten, europäischen PV-Produktion und entsprechende Anreize über Resilienzboni bzw. Local Content und Nachhaltigkeitskriterien. Gefragt sei darüber hinaus eine ambitionierte Industrie- und Energiewendepolitik, die den Anspruch habe, Europa und Deutschland wieder an die Weltspitze zu bringen. „Unser Anspruch muss hier sein, an der Spitze zu stehen und dafür ist die Photovoltaik ein gutes Beispiel und auch ansonsten haben wir bei den Erneuerbaren schon sehr viel geleistet“, sagte Jung.
Im Gespräch mit energiezukunft zeigte sich Jung im Übrigen skeptisch gegenüber diversen Forderungen aus der Union nach einer Renaissance der Atomkraft in Deutschland. hcn