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COP29Neue Klimapläne mit Beigeschmack

Ein Mann mit grauen Haaren und dunklem Anzug auf einem Balkon vor Kameras. Im Hintergrund eine Stadt
Großbritanniens Premierminister Keir Starmer auf der COP29 in Baku, Aserbaidschan (Bild: Number 10, flickr, CC BY 2.0)

Klimakonferenzen sind auch Orte für Ankündigungen neuer Klimaziele einzelner Staaten. Auf der COP29 in Baku tat sich bislang Großbritannien vor. Auch aus anderen Ländern gibt es neue Ziele. Die CO2-Emissionen steigen indes weiter.

15.11.2024 – Neue Klimapläne und Ziele der Staaten dieser Erde sind dringend nötig. Das zeigt einmal mehr der aktuelle Berichtdes internationalen Global Carbon Projects. In dem Projekt misst ein internationales, renommiertes Forscher:innenteam die jährlichen weltweiten Treibhausgasemissionen und ihre Ursachen. Der der diese Woche veröffentlichte Bericht prognostiziert einen abermaligen Anstieg von CO2-Emissionen von 0,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, auf 37,4 Gigatonnen.

Während die Emissionen aus Kohle nur leicht steigen (um 0,2 Prozent), steigen die Emissionen aus Öl (+0,9 Prozent) und Gas (+2,4 Prozent) deutlich stärker. Und während der CO2-Ausstoß in der Europäischen Union deutlich sinkt (-3,8 Prozent), steigt er in Indien besonders stark (+4,6 Prozent). In China indes steigen die Emissionen leicht (+0,2 Prozent), in den USA fallen sie geringfügig (-0,6 Prozent).

Kohleausstieg in Großbritannien

In Großbritannien sinken die Emissionen in diesem Jahr voraussichtlich um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Als erstes Land der G7-Staaten hat Großbritannien im September 2024 seine Kohleverstromung beendet. 2012 machte Kohle noch 40 Prozent des britischen Strommixes aus. Politisch determinierte schärfere Emissionsgrenzwerte, höhere CO2-Kosten sowie günstige Bedingungen für den Ausbau Erneuerbarer Energien drängten die Kohle aus dem Netz. Im gleichen Maße aber nahm die Stromgewinnung aus Gas zu. 2022 betrug der Anteil von Gas am Strommix mehr als 38 Prozent. Im letzten Jahr noch erklärte die britische Regierung man wolle die Förderung von Gas, wie auch Öl in der britischen Nordsee ausbauen.

Auf der COP29 in Baku erklärte der neue britische Premier Keir Starmer als einer der wenigen anwesenden Staatsoberhäupter diese Woche, man wolle die Emissionen bereits bis 2035 um 81 Prozent gegenüber der Referenz von 1990 reduzieren. Und das insbesondere durch die Dekarbonisierung des Stromsektors, mithilfe des massiven Ausbaus der Offshore Windkraft, aber auch Investitionen in Kohleabscheidungstechnologien und der Atomenergie. Neben der umweltschädlichen Atomkraft, könnten damit auch Gaskraftwerke mit sogenannten CCS-Technologien (Carbon Capture and Storage) weiterlaufen.

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Rosie Downs von der Umweltorganisation Friends of the Earth, nannte gegenüber dem Guardian Starmers Ankündigung einen Schritt in die richtige Richtung. „Sollen die Ziele glaubwürdig werden, müssen diese einen klaren Plan beinhalten. Die aktuellen Zielsetzungen für 2030 sind noch weit davon entfernt.“ Ein klarer Fahrplan im Rahmen eines neuen Nationalen Klimaplans (zu Englisch National Determined Contributions, kurz NDCs), den die Staaten bis Ende nächsten Jahres einreichen müssen, steht für Großbritannien noch aus.

Nächster COP-Gastgeber Brasilien

Einen solchen eingereicht hat diese Woche Brasilien. Darin verspricht das Land erstmals seine Abhängigkeit von fossilen Energien zu reduzieren. Bis 2035 wolle man seine Emissionen um 59 bis 67 Prozent gegenüber dem 2005er Level reduzieren. Das würde einer Reduktion von von 850 Millionen bis 1,05 Milliarden Tonnen CO2 Äquivalenten gleichkommen. Im Mai jedoch hatte Brasiliens Präsident Luiz Inacio Lula da Silva noch angekündigt die Förderung von Öl und Gas auszuweiten.

Brasiliens vorgelegter Plan sei „minimal ausreichend“, aber bleibe „weit hinter ambitionierten Maßnahmen zurück“, sagte Andreas Silber von der Klimaschutzbewegung 350.org gegenüber dem Nachrichtenportal newsroom. Indem Brasilien eine breite Spanne an möglichen Emissionsreduzierungen angebe, führe dies zu großer Unsicherheit in Zeiten, in denen klare Klimaschutzverpflichtungen nötig seien. Immerhin die Abholzung des Regenwaldes geht unter Präsident Lula deutlich zurück.

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Mexiko erklärte diese Woche, man wolle seine Ambitionen beim Klimaschutz erhöhen und im Rahmen des Nationalen Klimaplans den Ausbau Erneuerbarer Energien und deren Stromproduktion bis 2030 von 32 auf 45 Prozent hochschrauben. Netto-Null-Emissionen wolle man zwischen 2050 und 2060 erreichen.

Als erstes Land hatten letzte Woche die Vereinigten Arabischen Emirate, Gastgeber der letztjährigen COP in Dubai, ihren neuen NDC eingereicht. Zwischen 2019 und 2035 wolle man seine Emissionen um 47 Prozent reduzieren, um schließlich Netto-Null-Emissionen 2050 zu erreichen. Das bisherige Ziel lag bei einer Reduzierung der Emissionen um 19 Prozent bis 2030. Man wolle die Solarenergie und Atomkraft weiter ausbauen. Eine Abkehr von den wichtigsten Wirtschaftsgütern der Emirate, Öl und Gas, ist aber nicht zu erkennen. Man wolle diese in einer weniger schadstoffhaften Weise weiter fördern, etwa durch CCS-Technologien.

Auch von Aserbaidschan, dem Gastgeber der COP29, werden auf der Konferenz Ankündigungen für einen neuen NDC erwartet. Das autokratisch geführte Land stützt seine Wirtschaft auf die Förderung und den Export von Öl und Gas und hat bislang nicht zu erkennen gegeben davon in großem Maße abzuweichen. mg

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