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Dänemark streitet über Atommüll-Endlager

Dänemark braucht ein Atommüll-Endlager für seinen Strahlenabfall aus drei Forschungsreaktoren. Doch die Pläne der Regierung für ein oberflächennahes Endlager stoßen auf Kritik von Experten und Nachbarländern. Das Land hat ein Problem: Das Meer.

12.02.2015 – Eigentlich dürfte Dänemark gar kein Problem mit Atommüll haben, denn im dem skandinavischen Land ging nie ein Atomreaktor für die normale Stromerzeugung in Betrieb. In den 1980er Jahren verhinderten eine starke Anti-Atomkraftbewegung und das Parlament den Bau von AKWs. Trotzdem hat Dänemark Atommüll durch den Betrieb und Rückbau von drei Forschungsmeilern, der letzte wurde 2003 abgeschaltet. Über die sichere Lagerung der 233 Kilogramm hochradioaktiver Stoffe aus Brennelementen und weiterer 10.000 m³ Atommüll ist mittlerweile ein Streit ausgebrochen.

Im Oktober vergangenen Jahres hatte die Regierung in Kopenhagen ihr Konzept für ein Endlager präsentiert und ein Umweltprüfungsverfahren gestartet. Zu dessen Ende gibt es nun heftige Kritik. Denn die Regierung plant ein oberflächennahes Endlager, das gerade einmal in 30 bis 100 Metern Tiefe gebaut werden soll. Experten sind entsetzt. So kommentierte das deutsche Öko-Institut das gesamte Konzept als grundlegend fehlerhaft. Die Regierung gehe davon aus, dass einige Abfallarten einen radioaktiven Zerfall von 300 Jahren hätten. Dabei erfülle keine der verschiedenen nuklearen Abfallarten in Dänemark dieses einfache Kriterium, so die Experten. Der Großteil des strahlenden Mülls müsste wohl eher 100.000 anstatt 300 Jahre sicher gelagert werden.

Standorte zu nah an Nord- und Ostsee

Kritik wird auch an den möglichen Endlagerstandorten laut. Eines liegt auf der Ostseeinsel Bornholm, ein weiteres in Rødbyhavn auf der Insel Lolland, ein dänischer Fährhafen am Fehmarnbelt nur wenige Kilometer von der deutschen Küste entfernt. Auch die anderen vier Standorte liegen in der Nähe von Nord- und Ostseeküste – wie jeder Ort in Dänemark. Das niedersächsische Umweltministerium kritisiert entsprechend, dass radioaktive Stoffe binnen der kommenden 100.000 Jahre mehrmals ins Meer gespült und längere Strecken überwinden könnten. Umweltauswirkungen bis in die norddeutsche Tiefebene könnten nicht ausgeschlossen werden.

Auch Schweden kritisiert die nicht-berücksichtigte Erhöhung des Meeresspiegels in den kommenden Jahrzehnten. Die polnische Regierung wirft den Dänen sogar, sich nicht an Richtlinien der internationalen Atomenergiebehörde IAEO gehalten zu haben. Die linke Opposition im dänischen Folketing schlägt derweil vor, die Pläne für ein Endlager ganz zu stoppen und den radioaktiven Abfall im Ausland zu lagern. Wie dänische Medien berichten, ist die Kopenhagen bereits mehrfach bei ausländischen Regierungen vorstellig geworden, allerdings bislang ohne Erfolg. cw


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