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36. Jahrestag der Reaktorkatastrophe in TschernobylErneuerbare Energien statt Atomkraft

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Atomkraft ist und bleibt die teuerste und gefährlichste Form der Stromerzeugung. (Bild: Julia Broich)

Atomkraft ist und bleibt die teuerste und gefährlichste Form der Stromerzeugung. Trotzdem wird weltweit weiter an nuklearen Kraftwerkskonzepten geforscht. Ein Blick darauf zeigt: Die Risiken ändern sich nicht.

26.04.2022 – Über drei Jahrzehnte nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl wird Atomenergie noch immer als mögliche Energiequelle diskutiert. Besonders vor dem Hintergrund der Klimakrise wird Atomkraft immer wieder als mögliche Lösung oder Brücke ins Spiel gebracht.

Dabei wird suggeriert, dass neue Generationen von Atomkraftwerken weniger risikoreich und besser vor Unfällen geschützt seien, schneller gebaut werden könnten sowie weniger Atommüll und Kosten produzierten. Doch die Realität sieht anders aus – das zeigt die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt in einem Hintergrundpapier zu den Mythen der Atomkraft.

Alte Ideen im neuen Gewand

Während Deutschland Ende dieses Jahres aus der Kernenergie aussteigt, arbeitet die internationale Kernforschung noch immer an neuen Reaktortypen. Zu diesen gehören sogenannte Reaktoren der vierten Generation, Small Modular Reactors (SMR) und Fusionsreaktoren. SMR-Reaktoren sind kleine Reaktoren mit bis zu 300 Megawatt elektrischer Leistung, die in Serie produzierbar sein sollen. Viele von ihnen sollten theoretisch auf den oben genannten Konzepten der IV. Generation beruhen. Aktuelle Projekte sind jedoch herkömmliche Druckwasserreaktoren, die den derzeit aktiven AKW gleichen. Bei Fusionsreaktoren sollten theoretisch Atomkerne verschmolzen werden, was große Mengen Energie freisetzen könnte.

Die neuen Reaktoren sollen sicherer und billiger werden, behauptet das Generation IV International Forum. In dem Projekt erforschen 13 Staaten – darunter die USA, Frankreich, Russland, China, Großbritannien – und die Europäische Atomgemeinschaft (Euratom) bereits seit zwei Jahrzehnten an Reaktorkonzepten der IV. Generation wie schnellen Brütern, Hochtemperaturreaktoren und Flüssigsalzreaktoren. Doch keines der Konzepte der IV. Generation sei eine neue Entdeckung, kritisieren .ausgestrahlt und die DUH. Tatsächlich konnte sie sich die fehlerbehaftete Technik nur nicht durchsetzen. Bis heute gibt es nicht einmal Prototypen von Reaktoren der IV. Generation. Trotz jahrzehntelanger Forschung und Milliardeninvestitionen ist auch bei Fusionskraftwerken kein Durchbruch in Sicht.

Atomkraft ist kein Klimaschutz

Um die Klimaziele zu erreichen, müssen CO2-Emissionen innerhalb der kommenden Jahrzehnte massiv sinken. Trotz Milliarden Investition weltweit bleiben die genannten Reaktorkonzepte jedoch unausgereift und nicht marktfähig. Selbst wenn sie es wären, würden noch 10 bis 15 Jahre für den Bau der Kraftwerke benötigt.

Weltweit gerät der Bau neuer Atomkraftwerke zudem immer wieder um Jahre in Verzug und Kosten vervielfachen sich. Auch die Energiesicherheit von AKW ist äußerst fragwürdig – aufgrund von Problemen müssen AKW immer wieder kurzfristig vom Netz genommen werden und können nicht wie geplant Strom einspeisen. „Der Blick nach Frankreich zeigt, wo ein großer Teil der Meiler wegen Reparaturen und Mangel an Kühlwasser abgeschaltet werden mussten, dass Atomkraftwerke für weniger Energiesicherheit und wesentlich höhere Strompreise sorgen“, bemerkt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.

Die Klimakrise und damit einhergehende Temperaturextreme erhöhen Materialverschleiß und ähnliche Anfälligkeit der laufenden Reaktoren. Mit längeren Laufzeiten erhöht sich so auch die Gefahr von Unfällen. Hinzu kommt, dass Atomenergie nicht ins Energiesystem der Zukunft passt. Ihre Produktionsweise ist zu unflexibel und drängt gerade deshalb im Zweifel Ökostrom aus dem Netz. So gehen große Mengen Ökostrom für Verbraucher verloren – und das System ändert sich nicht. „Atomkraft ist und bleibt hochgefährlich und ist die teuerste Form der Energieerzeugung. Sie trägt weder zur Energiesicherheit noch zum Kampf gegen die Klimakrise bei. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien ist der sinnvollste Weg für unsere Energieversorgung“, so Kraenner.

Atomkraft gefährdet Mensch und Umwelt

Endlager für radioaktiv verseuchten Atommüll sind weltweit noch immer nicht gefunden. Für das nuklear verseuchte Kühlwasser, das noch immer täglich in Massen in Fukushima anfällt, gibt es keine Lösung. Und das Gebiet um das ehemalige Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine ist noch heute eine nuklear verstrahlte Sperrzone. „Zahlreiche Zwischenfälle in Atomkraftwerken zeigen: Nur durch Glück ist Europa bislang einem weiteren Super-GAU entgangen. Kriegerische Auseinandersetzungen potenzieren diese Gefahr noch“, warnt Armin Simon von der Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt. Die Reaktorruine von Tschernobyl ist derweil ein so starkes Symbol der zerstörerischen Atomkraft, dass die russische Armee das ehemalige AKW als einen der ersten Orte unter seine Kontrolle brachte.

Die Weiterverbreitung der Atomkraft bietet zudem immer auch die Gefahr der Proliferation. Nukleare Technologie und Brennstoffe können auch für den Bau von atomaren Waffen genutzt werden. Jede weitere Verbreitung erhöht diese Gefahr nur noch. „Atomkraft ist in jeglicher Hinsicht ein Irrweg. In der Klimakrise und zur Sicherstellung der Energieversorgung hilft sie nicht. Das Festhalten an Atomkraft vergrößert die Abhängigkeit von russischem Uran und von russischer Technik. Die immer wiederkehrenden Atom-Debatten lenken nur vom notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien ab“, so Simon. Julia Broich


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