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Frankreich will Grande Energiewende-Nation werden

Der Pariser Klimagipfel rückt in greifbare Nähe, die Grande Nation will ihr nationales Energiesystem auf Vordermann bringen und damit auch ein Signal für andere Länder setzen – mit Reduzierung von Treibhausgasen, weniger Atom- und mehr Ökostrom.

23.07.2015 – Die französische Nationalversammlung hat am Mittwoch in Paris das neue Gesetz über die nationale Energiewende (Transition Enérgetique) beschlossen. CO2-Werte sollen deutlich sinken, der CO2-Ausstoß soll bis zum Jahr 2050 um 75 Prozent weniger betragen als im Referenzjahr 1990.

Atomkraft soll zurückgefahren und dafür mehr Strom aus erneuerbaren Quellen produziert werden. Die Regierung will gar den Anteil des Atomstroms am gesamten Strommix des Landes in zehn Jahren von aktuell rund 75 Prozent auf 50 Prozent senken, bereits bis zum Jahr 2030 soll 40 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen stammen. Energieverbrauch und Nutzung fossiler Energieträger sollen zudem deutlich reduziert werden.

Das Konzept halten große Teile der Opposition jedoch für unrealistisch – es sei nicht machbar, so die Kritiker, auf der einen Seite den CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren und andererseits auf die Atomkraft zu verzichten. So wird hier zunächst eine Kapazitätsobergrenze aller französischen AKWs von zusammen 63 Gigawatt festgelegt, das entspricht dem aktuellen Stand. Für mehrjährige Zeiträume soll dann in den folgenden Jahren der jeweilige Strommix festgelegt werden. Das Gesetz sieht auch vor, bis 2050 den Energieverbrauch um die Hälfte zu reduzieren. Das ist auch Deutschlands ausgesprochenes Ziel, jedoch kein Gesetz.

Es war eines von Präsident Hollandes Wahlversprechen, die Energiewende in Frankreich umzusetzen – vor der anstehenden Klimakonferenz in Paris steht er nun unter Druck, es ist also kein Wunder, dass die Beschlüsse gerade jetzt kommen, bevor sich die Grande Nation blamiert. Außerdem steht 2017 die Präsidentschaftswahl an und Hollande möchte die französischen Grünen wieder auf seine Seite ziehen, die zuletzt auf Abstand gegangen waren. Die Ziele sind hoch gesteckt, Umweltministerin Ségolène Royal spricht schon vom ehrgeizigsten Energiewendegesetz in Europa – um große Worte ist man in Frankreich selten verlegen.

Das neue Gesetz beinhaltet einen Maßnahmenkatalog. Der Ausbau Erneuerbarer Energien soll mit 400 Millionen Euro gefördert werden, vor allem neue Offshore-Windparks sind vorgesehen. Haus- und Wohnungsbesitzer sollen künftig bei Sanierungen zu energieeffizientem Sanieren verpflichtet werden – wie es in Deutschland schon praktiziert wird – dafür erhalten sie steuerliche Erleichterungen. Die E-Mobilität soll gefördert werden, etwa der Kauf von Elektroautos bei Verzicht auf ein Dieselfahrzeug, bis 2030 sind 7 Mio. neue Aufladestationen für Elektroautos geplant.

Ob das für eine Energiewende schon reicht? Die Strompreise sind günstig, die Atomkraft hat in Frankreich traditionell viele Befürworter und macht das Hexagon in der Energieversorgung weitgehend unabhängig vom Ausland. Gebäude werden größtenteils mit Atomstrom beheizt, selbst im sonnenreichen Süden. Der Energiekonzern EDF will bestehende Anlagen am liebsten renovieren und die Laufzeiten verlängern. Auch in Regierungskreisen gibt es viele Befürworter für die Atomenergie. Aber immerhin: Der Eiffelturm ist bereits mit Windturbinen ausgestattet – vor allem der gute Wille soll bei der Klimakonferenz für alle Welt sichtbar werden. na


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