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Kanzler-Duell blendet Energiewende und Klimawandel aus

Beim TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz kam am Sonntagabend Langeweile auf. Auch weil wichtige Zukunftsfragen wie Klimawandel und Energiewende fehlten. (Foto: European People's Party, CC BY 2.0)
Beim TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz kam am Sonntagabend Langeweile auf. Auch weil wichtige Zukunftsfragen wie Klimawandel und Energiewende fehlten. (Foto: European People's Party, CC BY 2.0)

Trotz schwerer Flutkatastrophen in den USA und Asien, trotz des Pariser Klimaabkommens und Deutschlands steigender CO2-Werte ignorieren die Moderatoren und Kanzlerkandidaten des TV-Duells die Themen Klimawandel, Energiewende und Umweltpolitik.

05.09.2017 – Hat die AfD den Moderatoren des TV-Duells die Themen diktiert?, fragte noch am Sonntagabend Heribert Prantl, Chef-Kommentator der Süddeutschen Zeitung. Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Herausforderer Martin Schulz diskutierten über Flüchtlinge, über den türkischen Staatspräsidenten Erdogan und die innere Sicherheit. Die sozialen Probleme des Landes wurden kaum angesprochen, genauso wie die Themen Digitalisierung und Bildung. Und es fehlte komplett: Die gewaltigen Herausforderungen des Klimawandels mit allem was daran hängt: Die gebremste Energiewende, die wieder steigenden deutschen Treibhausgaswerte, die Verkehrswende.

Immerhin schaffte es der Dieselskandal ins TV-Duell. Merkel sagte dann auch, sie sei „entsetzt und stocksauer“ auf die Autokonzerne. Auch Schulz forderte harte Konsequenzen und Umrüstungen von Dieselfahrzeugen. Allerdings blieben die massive Umweltbelastung durch überhöhte Stickoxidwerte und die gesundheitlichen Folgen für hunderttausende Menschen in Deutschland weitestgehend außen vor. Merkel ging es vor allem um den Vertrauensbruch, um die wirtschaftlichen Folgen für die deutsche Industrie und Schulz um Arbeitsplätze und finanzielle Entschädigungen für Verbraucher.

Auch Elektromobilität kein Thema

Die Moderatoren verpassten inhaltlich logische Anschlussfragen zur Verkehrswende und zur Förderung der Elektromobilität. Merkels unrealistisches Versprechen von einer Million Elektroautos bis 2020 auf deutschen Straßen wäre eine passende Vorlage gewesen. Immerhin überlegte die Kanzlerin öffentlich, ob die auf dem Dieselgipfel beschlossenen Software-Updates ausreichend seien oder ob es weitere Nachrüstungen geben müsse. Sie sagte aber auch: Verbrennungsmotoren würden noch Jahrzehnte gebraucht. Klimaschutz sieht anders aus. Dennoch nutzten die Moderatoren auch diese Vorlage nicht, um das Thema zu diskutieren.

Der große Themenkomplex Energiewende mit den für Millionen Menschen wichtigen Fragen des Kohleausstiegs und Strukturwandels, mit dem umstrittenen Netzausbau durch weite Teile Deutschlands und mit der Zukunft der Förderung Erneuerbarer Energien mit oder ohne EEG ignorierten die Moderatoren. Von Umweltproblemen wie Massentierhaltung, Artensterben oder ungezügelten Konsum gar nicht zu reden.

Klimapolitik interessiert nur die kleinen Parteien

Es bleiben die Themen der kleinen Parteien, obwohl die Folgen des Klimawandels in Zukunft alle Deutschen stark beeinflussen werden. Immerhin versuchen die Grünen ihr ureigenes Thema auf die Agenda zu setzen, im Alleingang lässt sich darüber aber nur schwer diskutieren. cw


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Kommentare

Diskutieren Sie über diesen Artikel

Eitel Heck 06.09.2017, 12:20:49

+410 Gut Antworten

Diesem Kommentar stimme ich zu.

Die Energiewende, das größte komplexe Investitionsvorhaben seit vielen Jahren mit einer finanziellen Belastung von über 1.000 Milliarden EURO, die mit großen Aufwendungen erst in den nächsten Jahren wirksam werden, wird in dem Kanzlerkandidatenduell vor der Öffentlichkeit nicht erwähnt, obwohl sich die Nichterfüllung der Klimaziele gemäß Pariser Vereinbarung abzeichnet.

Aus meiner Sicht ist das nicht nachvollziehbar.

Wen sollte man nun wählen?

Rudolf Tarantik 07.09.2017, 10:27:03

+406 Gut Antworten

Man sollte in jedem Fall nicht die Parteien wählen, die eine rückwärtsgewandte, fahlässig tricksende Automobilpolitik unterstützen, oder eine steinzeitliche Energiepolitik, die langfristig deutlich mehr als 1 000 Milliarden Euro kosten wird.


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