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Peking verbannt Kohle

Peking verbietet ab 2020 in weiten Teilen der Stadt die Nutzung von Kohle für Fabriken und Kraftwerke und will so die extreme Smog-Belastung bannen. Die Regierung investiert massiv in Erneuerbare Energien, allerdings nicht aus Liebe zur Umwelt.

14.08.2014 – Die chinesische Hauptstadt leidet schon seit Jahren unter starkem Smog, in diesem Frühjahr erreichte die Luftverschmutzung sogar neue Rekordwerte. Jetzt ziehen die Behörden offenbar die Reißleine. Ab 2020 soll in weiten Teilen der Stadt, besonders der Innenstadt, die Nutzung von Kohle verboten werden. Das Umweltschutzbüro der Kommune Peking (Beijing Municipal Environmental Protection Bureau) teilte Anfang der Woche mit, dass in den Stadtteilen Dongcheng, Xicheng, Chaoyang, Haidian, Fengtai and Shijingshan ab 2020 keine Kohle oder verwandte Produkte verwendet werden dürfen. Kohlekraftwerke und mit Kohle betriebene Feuerungsanlagen werden bis dahin schließen.

Die chinesischen Behörden handeln allerdings nicht aufgrund ihrer großen Umweltliebe, sondern aus der puren Not heraus. Das Reich der Mitte hat massive Umweltprobleme. Etliche Flüsse des Landes sind vergiftet und Städte und ganze Regionen wie Peking leiden unter den Emissionen der Fabriken und Kohlekraftwerke. Bei ausbleibendem Wind sehen die Bewohner Pekings die Sonne oftmals für Wochen nicht – und das nicht aufgrund von Wolken, sondern wegen des dichten Smogs. Journalisten des Wall-Street-Journal rechneten im April aus, dass in Peking in den letzten sechs Jahren nur an 25 Tagen der Wert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft eingehalten wurde – alles über 50 Mikrogramm gilt als gesundheitsgefährdend.

Eine Überlebensfrage

Die chinesische Führung setzt auf Energieeffizienz und deutsche Umwelt- und Energietechnologie. Das erkannte auch Bundeswirtschaftsminister auf seiner China-Tour im Frühjahr, als deutsche grüne Technologien im Fokus standen:  „Die machen das nicht, weil sie alle grün geworden sind“, sagte Gabriel damals. Es sei vielmehr eine Überlebensfrage. Für deutsche Firmen ist der chinesische Markt indes sehr interessant, im wachsenden Geschäft mit Umwelttechnik könnten deutsche Konzerne eine wichtige Rolle spielen.

Die aufkeimenden Hoffnungen, dass China sich nun dem Umwelt- und Klimaschutz zuwendet und die Kohlekraft zurückfährt scheinen allerdings verfrüht. Denn obwohl die Volksrepublik massiv in Erneuerbare Energien investiert, der größte Produzent von Windstrom ist und im vergangenen Jahr 14 Gigawatt Solarleistung zugebaut hat, steigt der Energiebedarf des Landes enorm. In den nächsten 15 Jahren wird sich der Energiehunger Chinas verdoppeln, schätzen Experten. Bis mindestens 2030 wird Kohle dabei der dominierende Energieträger sein. cw


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