StromhandelSchweiz und EU einigen sich auf Rahmen für Strommarkt

Schweizer Flagge
Schweiz und EU einigen sich auf Strommarktabkommen (Bild: Planet Volumes / Unsplash+ Lizenz).

Nach fast 20 Jahren Verhandlung hat sich die EU mit der Schweiz auf ein Abkommen geeinigt, um den Rahmen des Stromhandels zu regeln. Die Stromnetze sind physisch bereits eng verbunden, doch der fehlende Rechtsrahmen behinderte bisher den Stromhandel.

15.01.2025 – Die EU-Kommission und die Schweizer Regierung haben sich auf ein Rahmenstromabkommen geeinigt. Das Energieabkommen ist Teil eines Pakets, in dessen Zug auch andere Wirtschaftsbereiche vertieft werden sollen.

Physisch verbunden, rechtlich kompliziert

Die physischen Stromnetze der EU und der Schweiz sind bereits seit Jahren technisch eng verbunden. Seit der Strommarktreform der EU und der zunehmenden Marktintegration wurde um ein rechtliches Rahmenabkommen für den Stromhandel gerungen. 2018 scheiterten die Verhandlungen zunächst und die Schweiz wurde von der Marktkopplung des EU-Binnenmarkts ausgeschlossen.

Mehr zum Thema

Staumauer am Lago del Narèt in der Schweiz
Energiewende Schweiz

Stromgesetz nimmt Netzbetreiber und Energieversorger in die Pflicht

Mit großer Mehrheit haben die Menschen in der Schweiz das von Regierung und Parlament verabschiedete Stromgesetz in einem Referendum bestätigt. Diese Abstimmung gilt als klare Bestätigung der Energiestrategie des Alpenlandes.

Die Schweiz ist so außen vor – und kann weder am Day-Ahead-Markt noch am Intraday-Markt teilnehmen. Die Eidgenossenschaft nimmt derzeit lediglich über bilaterale Abkommen und explizite Kapazitätsauktionen am europäischen Strommarkt teil. So findet zwar auch Stromhandel statt, doch er ist beschränkt. Gleichzeitig ist die Schweiz ein zentrales Transitland für den europäischen Stromhandel. Derzeit sichern Abkommen den europäischen Nachbarländern zu, dass der in Europa gehandelte Strom durch die Schweiz fließen darf.

Mitten drin und außen vor

Nach insgesamt mehr als 20 Jahren Verhandlungen ist der Abschluss der Verhandlungen ein Meilenstein. Die Marktintegration der Schweiz soll den Stromhandel mit der EU rechtlich ordnen, vereinfachen und die Stromkosten für alle Verbraucher langfristig senken.

Die Außenseiterposition der Schweiz wird mit der zunehmenden Integration des europäischen Binnenmarktes immer komplizierter. Ab diesem Jahr müssen alle europäischen Staaten 70 Prozent ihrer grenzüberschreitenden Stromkapazitäten für den Export vorhalten. Es wird deshalb erwartet, dass die Stromflüsse in Europa weiter zunehmen. Dies könnte zu unerwartet hohen Stromflüssen im Transitland Schweiz führen – denn dessen Kapazitäten fließen bisher nicht ausreichend in die Berechnungen des EU-Binnenmarktes ein. Auch die Versorgungssicherheit der Schweiz könnte leiden, falls EU-Länder sich entscheiden, Stromexporte für den internen Handel vorzuhalten.

Mehr zum Thema

Luftaufnahme von Biglen im Kanton Bern mit mehreren Solaranlagen auf Hallendächern
Solarstrom in der Alpenrepublik

Photovoltaik-Zubau in der Schweiz boomt

Seit vier Jahren verzeichnet die Alpenrepublik einen stark wachsenden Photovoltaik-Zubau. Der ist auch notwendig, denn die PV soll neben der Wasserkraft zur tragenden Säule der Energieversorgung werden. Derzeit deckt sie 8 Prozent des Strombedarfs.

Die EU wiederum könnte von der Schweiz nicht nur als Transitland und Handelspartner profitieren, sondern auch von den großen Speicherkapazitäten des Landes, die in einem zunehmend flexiblen Stromsystem mit Erneuerbaren Energien immer wichtiger werden.

Der nächste Schritt

Mehr als 25 Jahre nach der EU sollen Schweizer zudem ihren Energieversorger zukünftig frei wählen können. Der Schweizer Markt ist seit 2009 teilliberalisiert. Das bedeutet, dass Großverbraucher ihren Stromlieferanten frei wählen können, normale Kunden sind jedoch auf den lokalen Stromanbieter angewiesen.

In der Schweiz muss das Paket noch dem Parlament vorgelegt und einem Volksentscheid unterzogen werden, auch der EU-Ministerrat muss noch zustimmen. Die Eidgenossenschaft könnte deshalb wohl frühestens 2027 dem europäischen Strombinnenmarkt beitreten, berichtet der Tagesspiegel Background Klima und Energie. jb

Neuen Kommentar schreiben


Name: *
E-Mail: *
(wird nicht veröffentlicht)
Nicht ausfüllen!


Kommentar: *

max 2.000 Zeichen