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Solarmarkt USA in Aufbruchstimmung

(Bild: Neidlein)

Die USA sind mittlerweile weltweit der drittwichtigste Solarmarkt. Sinkende Kosten, eine aktive Politik, hohe öffentliche Akzeptanz und neue Geschäftsmodelle treiben den Markt. Der nächste große Trend sind Speicher, Marktintegration und Flexibilisierung, wie die Intersolar North America zeigte.

23.07.2015 – Die Statistik über den U.S. Strom- und Kraftwerksmarkt des ersten Quartals dieses Jahres lässt aufhorchen. Mit einem Anteil von 51 Prozent an der neu installierten elektrischen Leistung lag die Photovoltaik erstmals an der Spitze und überholte sogar Erdgas. Nach China und Japan sind die USA mittlerweile weltweit der drittwichtigste Photovoltaikmarkt. Im vergangenen Jahr wurden neue Solarstromanlagen mit einer Leistung von über 6 Gigawatt (GW) installiert, für dieses Jahr wird ein Zubau von über 8 GW erwartet.

Die Projektpipeline für Solarparks liegt derzeit bei über 40 GW. Die Nase vorne hat mit einem Markanteil von gut 50 Prozent Kalifornien. Dort finden sich auch die weltweit größten PV-Freiflächenanlagen, vorne liegt derzeit „Solar Star“ mit einer Leistung von 579 Megawatt (MW) in der Mojave-Wüste. Doch auch der private Dachanlagenmarkt boomt und verzeichnet derzeit die höchsten Wachstumsraten von bis zu 75 Prozent.

Markttreiber sind neben Steueranreizen vor allem die stark gesunkenen Kosten. Mittlerweile liegen die Preise für Solarstrom im Sonnengürtel der USA zum Teil unter 5 US-Cent/kWh. Große Energieversorger wie Pacific Gas & Electric und Southern California Edison sind mittlerweile stark im PV-Geschäft engagiert, alleine diese beiden Unternehmen betrieben im vergangenen Jahr Solarstromanlagen mit einer Kapazität von über 2, 5 GW.

Aber auch städtische Versorger wie im kalifornischen Paolo Alto, im texanischen Austin, in Chicago oder in New York (Long Island Power Authority) gelten als Vorreiter. Insgesamt integrierten die U.S. Energieversorger laut Angaben der Solar Electric Power Association (SEPA) eine Photovoltaikleistung von 16,3 GW in ihr Portfolio. Sogenannte Renewable Portfolio Standards (RPS) verpflichten sie in den meisten Bundesstaaten dazu, den Anteil von Erneuerbaren Energien in ihrem Strommix zu erhöhen. In Kalifornien liegt der RPS derzeit bei 33 Prozent bis 2020 und soll nun auf Initiative von Gouverneur Jerry Brown auf 50 Prozent bis spätestens 2050 erhöht werden.

Solar Leasing im Trend

Privatanlagen werden bisher meist über das sogenannte Net Metering vergütet, d.h. überschüssiger, selbst erzeugter Solarstrom wird ins Netz eingespeist und mit dem Strombezug gegenverrechnet. Eine zentrale Rolle bei deren Finanzierung spielt das in den USA weit verbreitete Leasing, das von Firmen wie SolarCity, Sunrun oder Vivint Solar erfolgreich in den privaten Photovoltaikmarkt übertragen wurde. So liegt der Anteil des Leasing und des sogenannten „Third Party Ownership“ bei Hausanlagen laut Angaben des Beratungsunternehmens GTM-Research in New Jersey bei über 90 Prozent, in Kalifornien, Arizona und Colorado bei 69 bis 81 Prozent.

Auch zahlreiche Energieversorger bieten mittlerweile Finanzierungspakete für Privatkunden an und engagieren sich laut GTM-Analyst Shayle Kann zunehmend bei der Finanzierung von Gemeinschaftsanlagen (Community Solar). Zu Gute kommt dem Marktwachstum in diesen neuen Segmenten auch die hohe öffentliche Akzeptanz der Photovoltaik. Laut den jüngsten Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Gallup befürworten neun von zehn Amerikanern deren weiteren Ausbau.

Vernetzung dezentraler Speicher im Fokus

Mit dem wachsenden Anteil von Solarstrom und den sinkenden Kosten der Speicherung werden nun jedoch dessen verbesserte Marktintegration, Energiemanagement und Flexibilisierung immer wichtiger, wie auf der Intersolar North America in San Francisco deutlich wurde. Auf einer Sonderschau Electrical Storage Exhibition zeigten erstmals über 50 Anbieter ihre Produkte.

„Unsere Vision ist die Vernetzung dezentraler Speicher, um Solarstrom besser in die Stromversorgung zu integrieren und eine 100 Prozent erneuerbare Energieversorgung zu erreichen“, sagte Technikchef und Mitgründer von Tesla JB Straubel bei einer vielbeachteten Rede zur Eröffnung der Messe. „Dies eröffnet neue Geschäftsfelder für neue Marktteilnehmer und Energieversorger“, unterstrich Straubel.

So bietet beispielsweise SolarCity per Leasing die neue Powerwall-Batterie von Tesla an. Auch Southern California Edison stieg jüngst in den Leasingmarkt für Photovoltaik-Speichersysteme ein und versucht über niedrigere Stromtarife außerhalb der Spitzenbedarfszeiten eine gleichmäßigere Lastverteilung zu erreichen. Eine neue Gesetzgebung in Kalifornien verpflichtet die Energieversorger dazu, bis zum Jahr 2020 rund 1,3 GW an zusätzlicher Speicherleistung vorzuhalten, um Erneuerbare Energien besser in den Strommarkt zu integrieren.

Der kalifornische Netzbetreiber CAISO (California Independant System Operator) veröffentlichte jüngst einen Vorschlag zur Einführung einer neuen Kategorie von Distributed Energy Resource Providers (DERPs). Dies soll den Markt für kleinere Anbieter von flexibler Leistung öffnen.

„Wir sehen ganz klar, dass dezentrale Energieerzeugung und dezentrales Energiemanagement eine immer größere Rolle bei der Stabilisierung der Netze spielen werden“, unterstreicht CAISO-Sprecher Tom Flynn. Eine Reihe von Marktintegratoren wie Viridity Energy bietet schon jetzt am PJM-Spotmarkt (Pennsylvania-New Jersey-Maryland Interconnection) im Nordosten der USA flexible Leistung an. Sie bündeln hierbei kleinere Speicher zu größeren Einheiten. „Dies ist für eine Reihe unserer Kunden ein zunehmend interessantes Geschäftsmodell“, sagt Marta Lock, die Sprecherin von Princeton Power, einem Wechselrichter- und Speichersystemhersteller mit Sitz in New York. Hans-Christoph Neidlein


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